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Weihnachten in aller Freundschaft

Einmal den Stars der Serie ganz nah: Die SZ erfüllt Sylvia Keilhauer aus Blattersleben ihren großen Wunsch.

Von Catharina Karlshaus
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Sylvia Keilhauer (2.v.l.) aus dem Priestewitzer Ortsteil Blattersleben mit Thomas Rühmann (l.), Andrea Kathrin Loewig und Bernhard Bettermann im Serienglück: Die SZ erfüllte der 55-Jährigen ihren großen Wunsch und war mit ihr zu Gast am Drehort .
Sylvia Keilhauer (2.v.l.) aus dem Priestewitzer Ortsteil Blattersleben mit Thomas Rühmann (l.), Andrea Kathrin Loewig und Bernhard Bettermann im Serienglück: Die SZ erfüllte der 55-Jährigen ihren großen Wunsch und war mit ihr zu Gast am Drehort . © Anne Hünschmann

Großenhain/Leipzig. Heilig Abend fiel in diesem Jahr auf einen Donnerstag. Um ganz genau zu sein, auf Donnerstag, den 13. Dezember. Wer sie eines Besseren belehren will, hat bei Sylvia Keilhauer keine Chance. Die 55-Jährige wird mit glänzenden Augen und klopfendem Herzen ihre ganz persönliche weihnachtliche Gefühlslage verteidigen – denn an jenem Donnerstag ging schließlich einer ihrer größten Wünsche in Erfüllung. 

Bereits am frühen Morgen hatte sich die Zahntechnikerin aus dem Priestewitzer Ortsteil Blattersleben gemeinsam mit der Sächsischen Zeitung in jene Stadt aufgemacht, in der ihr endlich vergönnt sein würde, wovon deutschlandweit an jedem Dienstagabend gut sechs Millionen Fernsehzuschauer träumen. 

Endlich einmal in der kultigsten Klinik, die der Freistaat zu bieten hat, vorstellig werden. Endlich einmal von den bekanntesten Weißkitteln Sachsens, Katrin Globisch, Roland Heilmann und Martin Stein in Augenschein genommen werden. „Ich schaue die Serie ‚In aller Freundschaft‘ bereits seit 15 Jahren, und es war immer ein großer Traum von mir, einmal selbst vor Ort sein zu dürfen“, bekennt Sylvia Keilhauer und strahlt übers ganze Gesicht.

Ein echter Fan teilt jede Emotion

Die zweifache Mutter und Oma ist überglücklich. Und aufgeregt. Je näher sie der Messestadt kommt, umso kribbliger wird Sylvia Keilhauer. Nervös faltet sie ihre Hände und rattert im Stillen noch einmal die Namen jener runter, die seit Oktober 1998 Fans in allen Altersgruppen haben. Fans wie sie es ist. 

Sylvia Keilhauer macht keinen Hehl daraus, dass sie sich an jedem Dienstag, pünktlich um 21 Uhr, in Behandlung begibt. Dass sie alle Höhen und Tiefen der 18-köpfigen Stammbesetzung mit erlebt, und schon so manche Träne vorm Fernseher verdrückt hat. Etwa wenn trotz aller Bemühungen der stets verständnisvollen, engagierten und menschelnden Ärzte ein Patient auf dem Operationstisch bleibt. 

Wenn die Protagonisten und ihre Lieben drehbuchgemäß den einen oder anderen Schicksalsschlag erdulden müssen, und auch dann, wenn sich alle glücklich in die Arme fallen. Denn gleich nun, ob Beschwerden an Kopf, Herz, Rücken oder Bauch. Fast jedes auch noch so schwerwiegende gesundheitliche Problem kann jeder Arzt der Sachsenklinik innerhalb von 43 Sendeminuten lösen. Trostspendende Gespräche mit Patienten und ihren Angehörigen gibt es immer und eine Tasse Tee von Oberschwester Arzu sowieso. Ja, die Welt ist noch in Ordnung in der Sachsenklinik.

So in Ordnung, dass die ersten vermeintlichen Mediziner Sylvia Keilhauer an diesem Morgen tatsächlich gleich persönlich in Empfang nehmen. Als sich die Glastür zur Media City öffnet, betritt die Blatterslebnerin gewissermaßen den Eingang zum Haus B der legendären Sachsenklinik.

Die beiden Schauspieler Michael Trischan und Udo Schenk laufen im Foyer auf und ab, schauen immer wieder auf ihre Texte und – begrüßen den Neuzugang freundlich. Es hat sich bereits herumgesprochen, dass an diesem Donnerstag ein Fan exklusiv hinter die Kulissen von „In aller Freundschaft“ schauen darf. „Ich kann das alles gar nicht glauben“, sagt Sylvia Keilhauer und schüttelt geradezu fassungslos den Kopf. Lief da wirklich gerade Verwaltungschefin Sarah Marquardt, gespielt von Alexa Maria Surholt, vorbei? Und ist da nicht gerade Heilmanns Sohn Jakob gekommen?

Im Foyer der Klinik wuselt es voller Menschen. Einige kann die begeisterte Frau ihren jeweiligen Rollen zuordnen. Der Rest gehört als Kameraleute, Tontechniker oder Beleuchter zu den guten Geistern, die das in der ARD ausgestrahlte Fernseherlebnis Woche für Woche möglich machen.

Spätestens, als Thomas Rühmann, welcher als Doktor Heilmann seit 20 Jahren an der Sachsenklinik praktiziert, vor ihr steht, wähnt sich Sylvia Keilhauer im Serienhimmel. Doch damit nicht genug. Der 63-jährige Schauspieler und Musiker lädt seinen sprachlosen Gast ein, sich doch mal seine Wohnung anzuschauen. Dass diese sich nur eine halbe Minute hinter Trockenbauwänden, Rollregalen und langen Sperrholzgängen befindet – was macht das schon.

Die ganze In-aller-Freundschaft-Welt auf engstem Raum zusammengedrängt – und Sylvia Keilhauer mittendrin. „Im Fernsehen schaut alles viel größer aus“, sagt sie nicht zu Unrecht und genießt jede Minute. Erst recht, als Rühmann ihr bereits erzählt, was als Weihnachtsfolge erst in ein paar Tagen über den Bildschirm laufen wird. Eine dressierte Gans namens Auguste werde an diesem Serien-Heiligabend der Heilmanschen Küche lebend entkommen. 

Sylvia Keilhauer schwört, die vertraulichen Informationen für sich zu behalten und eilt zur Studioführung. Michael Rutsch, nach eigenem Bekunden einer der dienstältesten „Freundschaftsmenschen“, zeigt ihr jeden noch so verschwiegenen Winkel. Den OP-Saal, die vier Wände diverser Ärzte, Büros, Kostüme nach Darstellern geordnet, Airbrushgeräte, die im heutigen HD-Zeitalter für einen besseren Haut-Teint sorgen, und schließlich die Garderoben. Ohne Zweifel. Sylvia Keilhauer ist im Heiligtum von „In aller Freundschaft“ angelangt. „Hier darf sonst niemand rein“, erklärt Michael Rutsch verschwörerisch.

Gedreht wird fünf Tage pro Woche

Eine Zugangsbeschränkung, die erst recht für das Ärztezimmer gilt. Andrea Kathrin Loewig alias Dr. Kathrin Globisch eilt mit Klemmmappe unterm Arm zur Besprechung mit dem Chefarzt. „Danach habe ich noch Zeit für Sie“, ruft sie Keilhauer zu. Eine filmtaugliche Szenerie, die unwillkürlich an das Gute der Sachsenklinik-Mixtur erinnert. Hier wird der Mensch auf dem lichtdurchfluteten Gang noch wahrgenommen.

 Bis die Glückliche in den Genuss kommt, muss sie indes noch gut eine Stunde warten. In verschiedenen Einstellungen wird die Sequenz, welche innerhalb einer Folge knapp 30 Sekunden zu sehen sein wird, immer wiederholt. Erst, wenn Aufnahmeleiter Maximilian Schroth und Regisseurin Patricia Frey grünes Licht geben, haben es die Schauspieler geschafft. Für den Moment. 

Bis zum Abend geht es beispielsweise für Andrea Kathrin Loewig weiter. Von Montag bis Freitag laufen hier die Kameras, die Drehbuchautoren werkeln im geheimen auf drei Wochen im Voraus. Ein Zeitsprung, den an diesem Donnerstag, dem 13. Dezember, auch Sylvia Keilhauer in sich fühlt. „Für mich ist heute Weihnachten. Weihnachten in aller Freundschaft.“

>>>> Lesen Sie dazu auch: „Lebensfreude kommt auch meinem Naturell sehr entgegen“ / Kommentar: Ein Gefühl, das immer in uns ist

Die beiden Schauspieler Michael Trischan (links) und Udo Schenk proben ihre Texte.
Die beiden Schauspieler Michael Trischan (links) und Udo Schenk proben ihre Texte. © Anne Hübschmann