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Weihnachten in einem neuen Zuhause

Mohammad Alhamoud floh vor dem Krieg in Syrien. Nun lernt er Deutsch – und viele neue Dinge kennen. Auch dank einer Familie aus Neudorf.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

So glücklich war der 26-jährige Mohammad Alhamoud lange nicht. Er freut sich auf Weihnachten und auf all die Dinge, die ihn da erwarten. Denn bei Monika und Frank Weferling hat der Syrer ein neues Zuhause gefunden – zumindest eines auf Zeit. In dem gemütlichen, weihnachtlich eingerichteten Wohnzimmer im Neschwitzer Ortsteil Neudorf erzählt er die Geschichte seiner Flucht.

Alhamoud ist nun schon seit fast anderthalb Jahren in Deutschland. Im Mai kamen die Papiere, dass er anerkannter Flüchtling ist. Der junge Mann stammt aus Raqqa, einer Hochburg der Islamisten, 170 Kilometer von Aleppo entfernt. Das Haus seiner Familie wurde zerstört, sie lebten dann bei Verwandten. Dennoch wollte Mohammad Alhamoud nicht weg von dort. Doch die Gefahr, dass sie ihn rekrutieren, die war groß. „Ich wollte nicht schießen“, sagt Mohammad leise. Deshalb ging er fort. Mehrere Wochen war er meist zu Fuß unterwegs, manchmal mit dem Zug. Von Ungarn aus kam er nach München, von dort nach Chemnitz ins Aufnahmelager. Dort blieb er zwei Monate, bis er nach Holscha verlegt wurde. Als das dortige kleine Flüchtlingsheim entstand, fanden sich schnell Helfer in der Gemeinde Neschwitz. Unter ihnen Monika Weferling. Sie ging oft dort spazieren, später wurde sie eine der wichtigsten Ansprechpartner für die Bewohner, ja sogar zur Geburtshelferin. Und irgendwie war es vor allem Mohammad, mit dem sie viel gesprochen hat. „Er ist was Besonderes, das habe ich schnell gemerkt“, sagt sie, und ihr Mann Frank ergänzt: „Er ist so ein lieber, netter Kerl, wir haben ihn schnell liebgewonnen.“

Lebt bei der Familie

So kam es, dass die Familie ihn mal zum Mittagessen, mal zu einem Ausflug eingeladen hat. Und als im Mai die Papiere kamen und Mohammad das Heim verlassen musste, versuchte der junge Mann zunächst, bei Freunden unterzukommen. Die lebten in der Nähe von Dortmund. Seine Sachen hat er allerdings in Neudorf bei Familie Weferling gelassen. „Bei den Freunden waren viele Araber, die sprachen kein Deutsch. Und Wohnung oder Arbeit gab es auch keine“, erinnert sich Mohammad. Er wollte jedoch lernen. Und kam zurück nach Neschwitz zu den Weferlings. Die hatten sich mittlerweile erkundigt, ob er nicht bei ihnen wohnen kann. Und er konnte. Nun lebt Mohammad dort – und strahlt, weil er sich so wohlfühlt. Seit August lernt er intensiv Deutsch in Bautzen. Der Kurs geht noch bis Mitte nächsten Jahres. Abends wiederholt er dann mit Monika Weferling das Gelernte, wenn er etwas nicht verstanden hat. „Dafür lass ich sogar meine Lieblingsserie im Fernsehen sausen“, sagt Monika Weferling. Die Familie hat viel Unterstützung durch das Jobcenter. So konnten jetzt die Schulzeugnisse und der Führerschein übersetzt werden. „Das war wie ein Weihnachtsgeschenk, denn nun kann sich Mohammad um eine Fahrschule kümmern und um eine Berufsausbildung bewerben“, sagt Monika Weferling. Er möchte Krankenpfleger werden, denn in Syrien hat er bereits in einem Krankenhaus gearbeitet.

Weihnachten werden nun alle gemeinsam feiern. Mohammad ist neugierig – auch auf die Bräuche in Deutschland. Als Weferlings mit ihm gemeinsam die Pyramide aufgebaut haben und die sich drehte, hat er erst nach den Batterien gesucht. Für ihn ist vieles neu, aber er freut sich auf die Zeit mit Mutti und Vati. „Na ja, das Vati kommt ihm noch ein wenig schwer über die Lippen“, sagt Frank Weferling. Der 25-jährige Sohn Philipp wohnt noch zu Hause. Und von ihm hat Mohammad gehört, wie er Mutti und Vati ruft. „Philipp ist mein Bruder“, sagt Mohammad stolz.

Für ihn als Moslem gibt es kein Weihnachten, nur das neue Jahr wird gefeiert. Beim Essen wird es sicher keine Probleme geben, denn Schweinefleisch gibt es Weihnachten nicht. Ansonsten kocht eben Mohammad, das schmeckt auch allen.