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Weihnachtsbaum in Übergröße

Das Aufstellen des Baums auf dem Neustädter Markt zog sich in die Länge. Schaulustige mussten die Köpfe einziehen.

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© Steffen Unger

Von Nancy Riegel

Neustadt. Aus dem Weg – jetzt wirds eng! Innerhalb weniger Minuten ist die Bahnhofstraße in Neustadt leer gefegt. Autos parken flink um, Fußgänger bringen sich in Sicherheit, Händler räumen Schilder und Fahnen rein. Denn von Weitem nähert sich eine prächtige Coloradotanne. In Schieflage, transportiert auf einem Anhänger. Sie soll Neustadts neuer Weihnachtsbaum werden und in wenigen Tagen funkelnd die besinnliche Zeit einläuten. Doch bis dahin ist es ein beschwerlicher Weg. Mit vielem, unheilvollem Knacken.

Terry Milde schmälerte den Stamm mit der Kettensäge.
Terry Milde schmälerte den Stamm mit der Kettensäge. © Steffen Unger
Am Nachmittag konnte die Tanne schließlich vor dem Rathaus Stellung beziehen.
Am Nachmittag konnte die Tanne schließlich vor dem Rathaus Stellung beziehen. © Steffen Unger

Noch am Montagmorgen stand der Baum auf einem Grundstück in der Berthelsdorfer Straße. Familie Werner wollte die Tanne gerne zur Verfügung stellen. Im Laufe des Jahres melden sich immer wieder Anwohner beim Bauamt, die Bäume für die Weihnachtsdekoration spenden wollen. Meistens hat die Stadt so die Auswahl zwischen mehreren Gewächsen.

„Das Fällen klappte dieses Jahr ohne Probleme“, berichtet Terry Milde am späten Vormittag. Der Bauhofmitarbeiter ist der Mann mit der Kettensäge. Doch schon in der ersten Kurve wird den Beteiligten klar: Dieses Exemplar ist ein ganz schöner Kaventsmann. Rund 14 Meter hoch und bis zu acht Meter breit. Ein großer Teil des Baums hängt links und rechts über den Anhänger. „Mal schauen, ob er ankommt oder als Feuerholz endet“, unkt Bauhofleiter Jörk Wolf am Vormittag. Er ist skeptisch. „Es knackt ganz schön oft.“

Mit Polizeieskorte und entgegen der Einbahnstraße klappt der Transport in Richtung Markt dann doch. Nur eben auf der Bahnhofstraße müssen Schaulustige die Köpfe einziehen, als sich die Coloradotanne in Zeitluppe durch die Gasse bewegt.

Doch die Aktion Christbaum ist damit noch nicht gegen Pannen gefeit. Während die fleißigen Helfer sich bei der Mittagspause aufwärmen, verschwindet eine Spitzhacke. Die wird benötigt, um den Gullydeckel anzuheben, unter dem sich die Halterung für den Baum versteckt. Wieder muss die Polizei ran. Nicht nur, um den Dieb ausfindig zu machen, sondern auch, um eine neue Hacke aufzutreiben. Die Männer nehmen es mit Galgenhumor.

Denn jetzt kommt der Teil des Aufstellens, der noch einmal alles zunichtemachen kann: das Einsetzen in die Hülse. Die ist knappe 40 Zentimer im Durchmesser. Der Stamm der Tanne misst 60 Zentimeter. Also muss Terry Milde noch einmal ran. Scheibe für Scheibe schmälert er den Stamm auf seinem unteren Meter. Mit einem Messschieber kontrolliert der Kollege – „ein paar Zentimeter noch, aber nicht überall!“ – schließlich ist das Holz dünn genug, um in die Halterung zu passen. Nur noch so drehen, dass die „schöne“ Seite Richtung Rathaus zeigt, und schon steht Neustadts Weihnachtsbaum. Mit einigen Stunden Verspätung.

Nun soll er geschmückt werden, um dann pünktlich zum ersten Advent den Marktplatz zu erhellen. In der Bahnhofstraße hing hingegen schon die Deko in Form von Girlanden. Die musste allerdings weichen – für den Weihnachtsbaum XXL.