Wein verbindet Menschen. Der Wein von Johannes Keusch gar Länder. Denn der Österreicher bringt die edlen Tropfen seiner Heimat nach Görlitz. Vor wenigen Tagen hat er am Obermarkt die „Weinkulisse“ eröffnet und dafür alle Zelte in der Heimat abgebrochen, sogar seine Firma für Landschaftspflege verkauft.

Denn zuerst hat der Wein ihn selbst mit Menschen aus Görlitz verbunden. Vor einem Jahr kam der heute 47-Jährige als Tourist in die Stadt, die es ihm auf den ersten Blick angetan hatte. Und nicht nur das: Er verliebte sich hier auch in eine Frau. Schnell war klar, das ist etwas Ernstes, man wolle das Leben teilen. Wer zu wem zieht – auch das war recht bald klar. „Ich hierher“, sagt Johannes Keusch. Nicht nur die Stadt hatte es ihm angetan, nein, die gesamte Region. Die vielen Gewässer vor allem. Keusch kommt nicht aus dem Postkarten-Österreich mit den hohen Bergen und schönen Seen. Sondern er stammt aus Niederösterreich, aus dem Weinviertel, dicht an der tschechischen Grenze. Ein super Weinanbaugebiet zwar, aber trocken.

„Ich bin leidenschaftlicher Angler seit ich zwölf bin, aber daheim bedeutete das stets, weit fahren zu müssen, weil es weder Flüsse noch Seen gibt.“ Der Berzdorfer See, aber auch das Naherholungsgebiet in Biehain sind ihm daher ganz schnell ans Herz gewachsen. Hier, in Biehain, habe man auch so manchen Sommerabend mit neuen Freunden gesessen, schon damals mitgebrachten Wein aus Österreich getrunken und so sei die Idee entstanden, ein Weingeschäft zu eröffnen.

„Ich komme aus einer Winzerfamilie. Mein Heimatort hat bei 750 Einwohner allein 19 Winzerfamilien“, so der Österreicher. Weil er es dennoch nicht zu seinem Beruf gemacht hatte, belegte er vor Eröffnung seiner Weinkulisse in Görlitz noch Kurse an der Weinakademie Österreich. Nun musste nur noch ein geeignetes Geschäft gefunden werden. Auch das klappte. Keusch fand das leer stehende Geschäft auf dem Obermarkt 7, in dem zuletzt ein Syrer einen Orient-Laden betrieben hatte. Das Lokal war schön renoviert, die kantigen Wände und Rundbögen perfekt für die Präsentation von Weinen, fand Johannes Keusch und schlug zu. Obwohl direkt nebenan die Weinhandlung Mirus ist. Aber man gehe das locker an, sei auch schon ins Gespräch gekommen. „Ich habe ja ausschließlich österreichische Weine, während es nebenan ein breiteres Sortiment gibt“, sagt Johannes Keusch. „Ich habe auch schon einen Kunden, der Whisky suchte, nach nebenan geschickt.“

Bei Keusch gibt es 60 verschiedene Weine von zehn Winzern. Sie alle waren zur Eröffnung des Ladens persönlich in Görlitz, bekamen auch gleich eine Stadtführung und seien genauso begeistert gewesen wie er selbst, sagt Keusch.

Abwechselnd werden die Weinhersteller auch wiederkommen. Ab Februar plant er monatliche Weinverkostungen – jeweils unter Anwesenheit eines Winzers. Weinverkostungen werden auch so angeboten – vielleicht mal als Firmen- oder Familienevent. Dabei wird Johannes Keusch mit Sicherheit immer auf die Spezialität aus seiner Heimat, dem Weinbaugebiet Retz, eingehen: den Grünen Veltliner. Ein schöner fruchtiger Wein sei das, dem die trockenen Bedingungen nichts ausmachen. „Wir haben etwa 1 600 Sonnenstunden im Jahr und eher wenig Niederschlag. Aber damit kommt der Grüne Veltliner hervorragend klar.“ Vielleicht ist er aber auch so ein guter Wein wegen der schwarzen Kellerkatze. Sie soll es sich der Überlieferung nach im Keller auf einem Weinfass gemütlich gemacht und ihr Nickerchen gehalten haben. Ein Winzer beobachtete das und konnte hinterher feststellen, dass der Wein aus eben jenem Fass der bestes des Jahres geworden war. Deshalb wird die Weinviertler Kellerkatze in Johannes Keusch’ Heimat entsprechend vermarktet. Auch das hat der Österreicher nach Görlitz mitgebracht. Und so wird er noch manchem Kunden erzählen können und müssen, was die Katzen, die es auch zu kaufen gibt, mit den Weinen zu tun haben.

Weinkulisse, Obermarkt 7,Görlitz, täglich 10 bis 18 Uhr