Von Beate Erler
Radebeul. Gleich zwei Premieren gibt es für den Schauspieler Alf Mahlo am Weinfestwochenende zu feiern. Zum ersten Mal bei Radebeuls größtem Straßenfest dabei zu sein und gleichzeitig die neue Bühne im Sonnenhof einzuweihen. Einige Zuschauer haben am Sonnabendnachmittag hier Platz genommen. In Nadelstreifenhose mit weißem Hemd und blauer Weste heizt Mahlo dem Publikum singend ein und wird nostalgisch: „Wer früher am Lagerfeuer ein bisschen Gitarre spielen konnte, hatte die Mädels auf seiner Seite“, sagt er. Das Publikum mag die alten „Gassenhauer“ und stimmt zu Country Roads mit ein.
Impressionen vom Radebeuler Herbst- und Weinfest
Impressionen vom Meißner Weinfest
Auf der anderen Seite des Dorfangers im „Freundlichen Weinhof“ dagegen ist sich Birgit Freund gar nicht so sicher, wie viele Jahre sie schon beim Herbst- und Weinfest dabei sind. „Wir feiern ab jetzt 20 Jahre und fortfolgend“, sagt sie und lacht. Die Familie ist mit ihrem Hinterhof eine feste Institution, sagt auch Ina Dorn vom Amt für Kultur und Tourismus. Das ist auch die Mischung, auf die sie achten. Es soll ein breites Angebot geben: Food- und Non-Food-Stände, alt und neu und natürlich Kunsthandwerker.
So einer steht auch auf der Höhe des Kulturamtes und verkauft, passend zum Weinfest, Lampen aus Flaschen. Für das Fest hat „Donna Quijote“ aus Chemnitz extra eine Lampe mit Radebeul-Motiv angefertigt. Dieser Stand ist neu, aber das Organisationsteam weiß, dass die Weinfestgäste auch Altbewährtes kennen und lieben: „Natürlich haben wir einen festen Händlerstamm, den unsere Besucher erwarten und bewusst an einem bestimmten Platz suchen“, sagt Ina Dorn. Hierzu gehören zum Beispiel die zahlreichen Winzer.
Zurück in den Sonnenhof, wo Alf Mahlo an den drei Festtagen jeweils einen Auftritt hat. „Am Freitagabend war es hier brechend voll“, freut sich der 57-Jährige. Seit erst einer Woche hat die Bühne „Kleines Weltheater“ geöffnet, und Mahlo will die Gelegenheit nutzen, es gleich etwas bekannter zu machen. Den künstlerischen Leiter des Weinfestes Helmut Raeder kennt er schon lange, und so kam es, dass er an diesem Wochenende im offenen Hof spielt. Die erste richtige Premiere gibt es am 27. Oktober mit dem Stück „Der Kurschatten vom Bilz-Senatorium“.
Im „Freundlichen Weinhof“ werden in der Zwischenzeit weiter Schmalzbrote mit Gürkchen geschmiert. Sonst ein privates Grundstück, hat es seit über 20 Jahren nur zum Weinfest geöffnet. Die Familie Freund ist mit den Besitzern verwandt und wollte mit einem eigenen Stand mitmachen. Etwa zehn Bleche Zwiebelkuchen backt Birgit Freund in der heimischen Küche in Vorbereitung auf das Fest.
Beim Thema Wein zahlt sich die langjährige Erfahrung aus. Die Radebeulerin und ihr Team aus Familie und Freunden arbeiten seit langer Zeit mit den gleichen Winzern zusammen. Sie schenken neun verschiedene Sorten aus und haben etwa 300 Flaschen für die Weinliebhaber hinter dem Tresen. „Viele Weine kommen von dem Radebeuler Winzer Steffen Rößler und natürlich von der Winzergenossenschaft Meißen“, sagt Birgit Freund. Am besten gehen die süffigen Weine Traminer und Johanniter.
Während sich die Höfe für das Weinfest nicht bewerben müssen, gehen die Offerten für die Stände oft direkt nach dem Fest ein. „Die Höfe schreiben wir gezielt an und unsere langjährigen Händler geben ihre Verträge für das nächste Jahr meist schon am Weinfestsonntag ab“, sagt Ina Dorn. Trotzdem kommt meist kurz vor dem Fest noch mal ein großer Ansturm an Bewerbungen von Händlern, die neu dabei sein wollen. Mit einem Bierstand braucht man sich allerdings keine Hoffnung machen, denn der Bierausschank ist auf dem Fest der Traube untersagt.
Dass der „Freundliche Weinhof“ im nächsten Jahr dabei sein wird, steht allerdings schon fest. Dann zum zehnten Mal mit dem Programm des Radebeuler Theaters „Heiterer Blick“, denn die Besucher freuen sich jedes Jahr auf den Wunschbriefkasten, sagt Birgit Freund. Die Parodie der DDR-Unterhaltungssendung sorgt beim nächsten Weinfest also schon mal für ein Jubiläum mehr.