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Bafa stockt Personal in Weißwasser weiter auf

Die Außenstelle der Behörde soll bis Ende 2022 auf mehr als 300 Leute wachsen. Mit dem Ziel, die Energiewende entscheidend mitzugestalten.

Von Constanze Knappe
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Mitarbeiter der Bafa entscheiden über Anträge auf Fördermittel für energieeffiziente Gebäude.
Mitarbeiter der Bafa entscheiden über Anträge auf Fördermittel für energieeffiziente Gebäude. © Knappe

Das Interesse der Verbraucher für die Energiewende wächst. Das hat mit dem Kohleausstieg zu tun, viel mehr noch aber mit den explodierenden Preisen. Um Verbrauchern das Umsteigen auf andere Energieträger zu erleichtern, hat der Bund diverse Förderprogramme aufgelegt. Allein 300.000 Anträge auf die Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude sind 2021 beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) bearbeitet worden. Behördenchef Torsten Safarik erklärte jüngst in Weißwasser, dass in den ersten elf Monaten 3,7 Milliarden Euro Fördergelder bewilligt wurden. Damit sei das Bafa „ein entscheidender Teil der Energiewende in Deutschland“, sagte er. Erst recht die Außenstelle Weißwasser. „Gerade hier, wo man aus der alten Energie raus muss, ist es wichtig, dass die Energiewende mit den Menschen vor Ort gestaltet wird“, bekräftigte der Bafa-Präsident.

Auch direkt betroffene Bewerber

Im Herbst 2019 war in Berlin die Entscheidung gefallen, als Beitrag zum Strukturwandel eine Bundesbehörde in Weißwasser anzusiedeln. Im April 2020 ging es los. „Von Null auf 212 Leute“, wie Ina Bartmann nicht ohne Stolz betonte. Nur zwei von ihnen seien aus der Behördenzentrale in Eschborn hierher gewechselt, für alle anderen ist es tatsächlich ein neuer Job. Und der Bedarf steige weiter, so die Leiterin der Außenstelle in Weißwasser.

Innerhalb von nur einer Woche waren beim Bafa 17.000 Anträge auf den Innovationsbonus Elektromobilität eingegangen. Weil dieser Ansturm in Hessen nicht zu bewältigen war, landeten sie zur Bearbeitung in Weißwasser. Zuständig ist das Bafa ebenso für das Anpassungsgeld für Bergleute. Dabei könne man auf die Erfahrungen aus dem Anpassungsgeld Steinkohle zurückgreifen. Es mache Sinn, die Hilfen für Bergleute in der Braunkohle ebenfalls in Weißwasser zu bearbeiten, ließ Safarik wissen. Gleiches gelte für Hilfen für Unternehmen, die zu einem hohen Prozentsatz durch die Energiewende betroffen sind. Seit Beginn der Pandemie ist die Behörde mit weiteren Aufgaben betraut worden, kümmert sich beispielsweise um die Corona-Hilfen.

Um all das zu bewerkstelligen, wird in Weißwasser Personal aufgestockt. Aktuell läuft eine weitere Runde, um 60 bis 70 neue Mitarbeiter einzustellen. Voraussetzung dafür sei eine abgeschlossene Berufsausbildung, wobei es jedoch nicht auf die Richtung ankommt. Das sei schon etwas ungewöhnlich, räumte Ina Bartmann ein. „Wir haben uns bewusst ganz breit geöffnet und setzen nicht bloß auf Verwaltungsfachleute“, sagte sie. Eingestellt würden Interessenten aller Altersklassen, selbst Menschen ohne Perspektive hätten eine Chance. Die älteste Mitarbeiterin sei 63 Jahre und froh, „endlich wieder was gekriegt zu haben“. Sie hatte seit 13 Jahren keinen Job mehr, weil sie entweder zu alt oder zu lange zu Hause war. Beim Bafa habe man derlei Vorurteile nicht, hieß es. „Unter den Bewerbern sind auch Leute, die vom Kohleausstieg ganz direkt betroffen sind“, weiß die Chefin der Außenstelle Weißwasser. „Sie sind glücklich, dass sie beim Bafa eine Chance bekommen, das motiviert“, sagte sie. Dass sich Mitarbeiter jenseits der 60 die Schreibtische mit Leuten teilen, die Mitte 20 sind, das funktioniere wunderbar. Es sei ein tolles Team entstanden, was auch für die gute Arbeitsatmosphäre spricht. Und gar nicht so selten würden sich nach einer erfolgreichen Bewerbung weitere Familienangehörige melden.

Umzug bis Ende des Monats

Bis Jahresende 2022 soll die Zahl der Bafa-Mitarbeiter in Weißwasser auf über 300 anwachsen. Die aktuelle Bewerbungsrunde wird demnach nicht die Letzte sein. Es stehe jedem frei, sich zu bewerben, so Safarik. Dem bisweilen laut gewordenen Vorwurf, die Behörde nehme mittelständischen Unternehmen im Nordkreis das Personal weg, lässt der Bafa-Präsident nicht gelten. „Da werden die anderen Arbeitgeber möglicherweise weniger attraktiv sein“, hält er dagegen. Zudem sei es ja der ausdrückliche Wunsch gewesen, im Strukturwandel eine Bundesbehörde in Weißwasser anzusiedeln, um neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Bislang ist das Bafa in Weißwasser an drei Standorten ansässig. Die Behörde nutzt Räume der Sparkasse am Bahnhof, im Grundbuchamt sowie in einem Bürogebäude an der Saschowawiese. Die ehemalige Kita „Regenbogen“ an der Berthold-Brecht-Straße kommt nun als viertes Objekt hinzu. Im Mai 2021 hatte der Stadtrat mehrheitlich den Verkauf an die Berliner BOB Immobilienkonzepte GmbH beschlossen. Derzeit läuft der Umbau zu einem Verwaltungsgebäude mit 120 Arbeitsplätzen. Ende Januar, so Torsten Safarik, wird das Bafa dort einziehen. Anwohner befürchten indes, dass sich die ohnehin angespannte Parksituation im umliegenden Wohngebiet dadurch weiter zuspitzen könnte. Damit sei nicht zu rechnen, wies Außenstellenleiterin Ina Bartmann die Bedenken zurück. Ein Teil der Mitarbeiter käme ohnehin zu Fuß zur Arbeit, zudem bestehe für die Behörde die Auflage, neue Parkplätze zu schaffen, begründete sie. Auch könne man ja am Eisstadion parken, da während der Arbeitszeiten der Behörde dort sowieso keine Veranstaltungen stattfinden.

Bis März Mini-Impfzentrum

Ein Teil der Räume des neuen Bafa-Standorts war schon vor einigen Wochen fertig. Dort wurde auf Anregung von Bafa-Chef Torsten Safarik am 17. Dezember ein Mini-Impfzentrum des Landkreises eingerichtet. Es sei ein Beispiel, wie Behörden unkompliziert zusammenarbeiten können, hatte Landrat Bernd Lange (CDU) bei der Eröffnung hervorgehoben. Wie zu vernehmen war, sei die Mehrheit der Bafa-Mitarbeiter bereits geimpft. Der Behördenchef hofft, dass auch andere noch die Chance nutzen. Voraussichtlich bis Ende März bleibt das Impfzentrum dort bestehen.Safarik freut sich, was bislang in Weißwasser geschafft wurde. „Aber wir entwickeln uns weiter“, sagte er und bezog sich dabei nicht nur auf neue spannende Aufgaben. Besagte Berliner Immobilienfirma will das Gelände um die Gelsdorfhütte einer städtebaulichen Nutzung zuführen. Dort soll dann das Bafa konzentriert werden.

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