Die Lausitzer Fischwochen sind eröffnet

Der Lausitzer Karpfen bleibt traditioneller Brotfisch der Region. „Er steht für über 700 Jahre Zuchttradition vieler Generationen. Zudem erfüllt er höchste Ansprüche an die Qualität eines wertvollen Lebensmittels. Außer der Forelle ist der Karpfen das nachhaltigste Lebensmittel im Bereich Süßwasserfisch. Er enthält hochwertige Eiweiße, nur wenig Fett und ist vielseitig zubereitbar“, sagte Helmut Tusche, Geschäftsführer der Fischzucht Rietschen GmbH, am Sonnabendmorgen vor dem ersten Fischzug zur Eröffnung der 22. Lausitzer Fischwochen. Eingebunden war der Start in das 30. Natur- und Fischerfest im Erlichthof Rietschen. Gemeinsam mit der Fischzucht Rietschen GmbH lud die dortige Natur- und Tourist-Information zum Fest ein.
„Wir wollen die Besucher für unsere Region Kulturlandschaft Oberlausitz begeistern“, sagte Leiterin Lysann Lorenscheit. „Über 50 Händler sind beim Fest eingebunden. Das reicht von Töpferei und Korbwaren über Naturprodukte bis Handgemachtes, Genähtes und Wolle – es ist ein bunter Natur- und Bauernmarkt.“ Zur Erlichthof-Siedlung gehört seit Juni 2022 ein Fischerei-Erlebnispfad. Er zielt vor allem auf Familien und Kinder. Hier finden sie wertvolle Fakten zur heimischen Fischzucht, zur Natur und zur Tier- und Pflanzenwelt vor. Dabei entdecken sie vor Ort auch den Erlichtteich. „Ihm verdankt der Erlichthof seinen Namen. Dem Sinn nach heißt es ´Erlen in der Lichtung´“, erklärt Helmut Tusche. Mit seinen Helfern Lennart Bierkandt, Frank Weiß, Volkmar Wenke und Gisbert Gahner schaffte er Sonnabendmorgen im Erlichtteich Fischzug um Fischzug.
Lausitzer Karpfen, einige Welse und auch Störe zappelten munter im Fangnetz. Insgesamt 40 Einzelteiche mit insgesamt 340 Hektar Flächen– verteilt auf die drei Teichgruppen Rietschen, Daubitz, Hammerstadt – bewirtschaftet die Fischzucht Rietschen GmbH. 2023, so Helmut Tusche, zeichnet sich wie 2022 ein durchschnittliches Fisch-Ernte-Jahr ab. Die Wasserknappheit bleibt ein Problem. „Deshalb lassen wir einige Teiche gezielt stehen. Sie dienen als Wasser-Reserve“, sagt der Fischwirt. „Wenn es stark regnet, fangen wir so viel wie möglich Wasser zur Rückhaltung auf.“ Im Gebiet der Teichwirtschaft Rietschen verlaufen der Weiße Schöps und die Racklitza. Doch im Unterschied zum Schwarzen Schöps und zur Spree gibt es in der Gegend um Rietschen keinen Stausee, der für eine kontinuierliche Wasserversorgung nötig wäre.
Ex-Landrat hat eine Wunschliste
Sechs Mitarbeiter gehören heute zum Betrieb. „Wir pflegen und erhalten die Kulturlandschaft“, verdeutlicht Junior-Geschäftsführer Karsten Tusche. „Wenn wir hier keine Fischzucht hätten, gäbe es nur noch zugewachsene Teiche. Moore würden wieder entstehen.“ Naturschutz und Fischwirtschaft können Partner sein. Sie können sich wirksam ergänzen. Und das zum Wohl der gesamten Kulturlandschaft. „Davon bin ich tief überzeugt“, sagte Bernd Lange, 2001 bis 2022 Landrat und seit 2013 Präsident des Sächsischen Landesfischereiverbandes. Er sagt: „Fischwirte und Angler sind Seismographen der Gewässer. Sie merken als Erste, wenn etwas mit der Umwelt nicht stimmt. Gerade deshalb sollten Teichwirtschaft und Naturschutz als Partner zusammenarbeiten.“ Der Freistaat Sachsen, so betonte er, unterstützt die Fischwirtschaften durchaus mit investiven Mitteln.
Doch oft mahlen die Mühlen der Bürokratie nur langsam. Fischwirte (auf sich allein gestellt) kämpfen mit den Formalien der Sächsischen Aufbaubank. „Da wünsche ich mir eine schnellere Bearbeitung. Wir müssen die Bürokratie verkürzen. Wir brauchen auch Klarheit im Umgang mit dem Biber. Denn er beeinträchtigt Zufluss und Abfluss der Teiche. Wir müssen ebenso die Graureiher-Verordnung überarbeiten. Und wir brauchen Vorsorge beim Thema Wasser“, trug er eine lange Wunschliste vor. „Regen-Rückhaltung ist lebenswichtig, um eine kontinuierliche Versorgung der Teichgebiete mit Wasser zu ermöglichen.“ Als möglichen künftigen Wasserspeicher sieht Bernd Lange die Talsperre Quitzdorf für die naheliegenden Teiche Niederspree, Petershain, Klitten und Kreba. „Dort im Bereich der Talsperre könnte eine Lamelle aufgebaut und die Staumauer erhöht werden. Natürlich in Absprache und in Abstimmung mit den Kommunen und mit der Tourismuswirtschaft“, regte er an. Der ebenfalls anwesende sächsische Umweltminister Wolfram Günther (Bündnis 90/Grüne) sah ebenso das Problem der Wasser-Rückhaltung
Mehr als nur Kulinarik
Auf den hohen Stellenwert der Ausbildung Fischwirt in der Lausitz verwies der heutige Landrat Dr. Stephan Meyer (CDU). „Zehn Prozent der jungen Fischwirte bundesweit kommen aus der Lausitz. Die Kompetenzen, die in Königswartha ausgebildet werden, sind deutschlandweit bemerkenswert“, bekräftigte er. Zum Problemthema Biber meinte er: „Die Fischwirte brauchen die Unterstützung des Freistaates; sie brauchen die Mitarbeit der Kommunen; sie brauchen im besten Fall Gewässer-Unterhaltungs-Verbände, die beim Thema Biber kompetent, mit Sachverstand und mit geeigneter Technik vorgehen.
Auch darauf verwies die Eröffnung der 22. Lausitzer Fischwochen. „Sie sind nicht nur eine kulinarische Veranstaltung, sondern auch eine Hommage an die einzigartige Natur der Lausitz. Sie verbinden unsere Geschichte und Tradition mit einer nachhaltigen Lebensweise und einem Bewusstsein für den Schutz unserer Gewässer“, meinte der Rietschener Bürgermeister Ralf Brehmer (Freie Wähler), zugleich Vorsitzender der Touristischen Gebietsgemeinschaft Neißeland. „Mögen diese Wochen der Fischkultur uns daran erinnern, wie wichtig es ist, unsere natürlichen Ressourcen zu schützen und zu bewahren.“
Weiteren Abfischfeste
3. 10., ab 9 Uhr: Fischerfest in Deutschbaselitz (Organisator ist die Teichwirtschaft Paultheo von Zezschwitz)
7. 10., von 10 bis 13 Uhr: Abfischfest am Inselteich in Radibor. (Organisator ist Inselteichgemeinschaft Radibor)
14. 10., von 10 bis 16 Uhr: Hoffest zum Abfischen des Altteiches der Teichwirtschaft Weißig bei Kamenz (Organisator ist die Teichwirtschaft Helga, Grit, Uwe Bräuer).
31. 10., von 8 bis 16.30 Uhr: Schaufischen am Schlossteich in Petershain (Organisator ist die Teichwirtschaft Armin Kittner)
Gesamtübersicht, weitere Veranstaltungen hier.