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Die Neuen sind schon da

Ab dem 1. November führen Katrin Fahrland und Peter Hesse den Sternencamp-Platz in Boxberg. Sie haben viel vor.

Von Constanze Knappe
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Schlüsselübergabe vor der Sternencamp-Rezeption: Die neuen Betreiber Peter Hesse und Katrin Fahrland nehmen den symbolischen Schlüssel aus den Händen von Bürgermeister Achim Junker entgegen.
Schlüsselübergabe vor der Sternencamp-Rezeption: Die neuen Betreiber Peter Hesse und Katrin Fahrland nehmen den symbolischen Schlüssel aus den Händen von Bürgermeister Achim Junker entgegen. © Constanze Knappe

Den symbolischen Schlüssel haben sie schon mal. Den Echten für die Rezeption bekommen sie in Kürze. Katrin Fahrland und Peter Hesse (beide 53) sind die neuen Pächter des Campingplatzes Sternencamp am Boxberger Ufer des Bärwalder Sees. Ab dem 1. November führen sie dort die Geschäfte. Die bisherigen Betreiber, Lothar und Carola Müller, hören aus gesundheitlichen Gründen zum Saisonende am 31. Oktober auf. Dass die Übergabe an die Nachfolger so nahtlos klappt, das lag Bürgermeister Achim Junker (CDU) sehr am Herzen. Denn vom 4. bis 6. November findet die 24. Internationale ADMV Lausitz-Rallye in Boxberg statt. Der erste Tross der Teilnehmer reist schon ab dem 2. November an und braucht Übernachtungsplätze.

Auf den See wurden die zwei Randberliner durch Zufall aufmerksam. Selber campingverrückt, suchten sie im Internet nach einem Ziel und stießen dabei auf den Bärwalder See. Einmal in Boxberg angekommen, waren sie im Juni regelrecht hin und weg, wie man landläufig so sagt. Als sie dann noch erfuhren, dass die Gemeinde einen neuen Pächter für das Gelände sucht, kam ihnen das wie gerufen. Peter Hesse schwärmt von der Landschaft und den Möglichkeiten der Betätigung auf, am und um den See. Wie er erzählte, würden sie sich hier erst einmal für die nächsten zehn Jahre sehen. „Dann steht die nächste Generation an, die kann danach weitermachen“, ergänzte Katrin Fahrland. Gemeint sind die Töchter Sarah (23), die Tourismusmanagement studiert, und Annika (22), eine künftige Musik- und Eventmanagerin. Den Campingplatz wollen sie „definitiv als Familienbetrieb“ führen.Doch dazu mussten sie zunächst eine Hürde nehmen. Es galt, sich gegen sieben andere Bewerber durchzusetzen. „Das war eine aufregende Zeit bis zur Entscheidung, die die neuen Pächter Nerven und Zeit gekostet hat“, sagte Achim Junker am Freitag, bevor er gemeinsam mit ihnen den Pachtvertrag unterzeichnete. Dieser gilt bis 31. Dezember 2022 und verlängert sich jeweils automatisch um ein weiteres Jahr.

Den Campingplatz Sternencamp gibt es seit April 2015. Carola Müller erinnert sich noch, dass auch damals so ein stürmischer Wind herrschte, als sie und ihr Mann Lothar die Schlüssel bekamen. Auch sie hatten sich „sofort in die Landschaft verliebt“. Als Erstbetreiber haben sie bei Null begonnen und seither dem Sternencamp zu seinem guten Namen und vielen zufriedenen Stammgästen verholfen (TAGEBLATT berichtete). Dafür dankte ihnen der Bürgermeister noch einmal ausdrücklich.

Zugleich hieß er die neuen Pächter willkommen. Diese loben, wie ihre Vorgänger den Platz eingeführt haben. Sie werden ihn weiterentwickeln und wollen auch investieren. In Regiomaten zum Beispiel. An den Automaten mit regionalen Produkten können sich die Gäste mit Brötchen versorgen, mit Käse oder was man sonst auf die Schnelle braucht, ohne auf die Öffnungszeiten der Rezeption angewiesen zu sein.

Mit Clamping zu neuen Gästen

Erweitert werden soll das Angebot für Radtouristen – mit zusätzlichen Sitzgelegenheiten und auch Kochmöglichkeiten, wo man sich etwas warmmachen kann. Auch Anlegebügel für Räder sind vorgesehen. Peter Hesse und Katrin Fahrland wollen Radwanderern „mehr bieten als nur eine Wiese zum Zelten“. Gleich in ihrer ersten Saison 2022 streben sie die Zertifizierung „Bett & Bike“ durch den ADFC an.

Ab 2023 soll es mit Clamping losgehen. Dieser Trend aus Amerika verbindet Camping und Luxus, quasi Natur und Bequemlichkeit. Mit Mietunterkünften wollen sich die neuen Betreiber eine neue Zielgruppe erschließen – Leute, die zwar Interesse für Camping haben, aber weder Wohnmobil noch Zeltausrüstung besitzen. Bis 2026 sollen zehn solcher Clamping-Zelte, „die ordentlich Geld kosten“, installiert sein.

Vor Beginn der neuen Saison wollen Katrin Fahrland und Peter Hesse im März 2022 an den Bärwalder See umziehen. Der heftige Wind am Freitag war zwar gar nichts im Vergleich zu Sturmtief Ignatz am Tag zuvor, ließ aber erahnen, wie ungemütlich es im Winter am See sein könnte. „Anders, wenn das Hotel schon stünde“, findet Peter Hesse. Mit dem geplanten Neubau kriegt auch der Campingplatz eine neue Qualität, davon ist er überzeugt. „Die Gegend hier ist wunderschön. Für Urlaub kann man sich keinen besseren Platz wünschen. Man kann faulenzen am Strand, aber auch Rad fahren oder wandern. Doch all das geht eben nur in der Saison“, sagte er. Mit dem Hotel gäbe es mehr. Nicht zuletzt sei die Gastronomie ein spannendes Thema. Dass es zu wenig Angebote in dieser Richtung gibt, liege auch an zu wenig Übernachtungsmöglichkeiten. Perspektivisch könnten sich die neuen Pächter vorstellen, dass der Campingplatz Sternencamp länger als die bisher übliche Saison vom 1. April bis 31. Oktober geöffnet ist.

„So richtig was machen kann man auf dem Platz nur, wenn Pause ist“, das wissen sie von ihren Vorgängern. Und je mehr Katrin Fahrland und Peter Hesse darüber nachdenken, umso mehr wird ihnen klar, „dass eigentlich wenig Zeit ist bis April für all das, was wir vorhaben“.

Viel Für und Wider zum neuen Pächter

Mit der Entscheidung, wer die Nachfolger von Familie Müller werden sollen, hat es sich der Gemeinderat Boxberg nicht leicht gemacht. Immerhin waren auf die Ausschreibung im Amtsblatt der Gemeinde acht Bewerbungen eingegangen. Die Interessenten hatten sich und ihre Konzepte in den beiden Ausschüssen vorzustellen. Außerdem zeigten die bisherigen Pächter den Kandidaten den Campingplatz Sternencamp mit allen Räumen und der Betreiber-Wohnung. Ausgehend von ihren Erfahrungen schlugen sie vier Kandidaten vor, von denen sie überzeugt sind, „dass sie die anstehenden Aufgaben meistern“.In einer nichtöffentlichen Sondersitzung bereitete der Gemeinderat seine Entscheidung vor, wobei „das Für und Wider sehr kontrovers diskutiert wurde“, wie es Amtsleiter Roman Krautz zusammenfasste. Man sei „der Lösung echt demokratisch nahegerückt“, so Bürgermeister Achim Junker (CDU) eine Woche später in der öffentlichen Sitzung. Wie in dieser zu vernehmen war, muss der neue Pächter, wenn er bauliche Veränderungen vornehmen will, dies bei der Gemeinde beantragen. Eine Investitionsverpflichtung enthalte der Pachtvertrag nicht.

Anhand der „nüchternen Fakten“ schlug die Verwaltung Katrin Fahrland und Peter Hesse als neue Pächter vor sowie als Nachrücker Patrick Hünninger aus Greiz mit seiner Partnerin Susanne Maier – für den Fall, dass der Pachtvertrag mit dem favorisierten Kandidaten nicht bis 22. Oktober zustandekommt, was aber passiert ist. Beworben hatten sich auch Yvonne und Andre Markwitz aus Boxberg, die Betreiber der Strandbar „Markise“. Claudius Urban (WV Boxberg) konnte dem nicht zustimmen. „Warum wir den einheimischen Bewerber außen vor lassen, erschließt sich mir nicht“, begründete er. Andere Räte hatten überdies Sorge, dass man sich mit dem gewählten Partner „mehr Arbeit und wenig Freude ins Haus holt“. Dass mit dem Pachtvertrag der Gemeinde Schaden zugefügt werde, konnte der Bürgermeister nicht erkennen. „Man kann für niemanden die Hand ins Feuer legen“, sagte er allerdings. Letztlich stimmten elf Räte der Verpachtung an Fahrland/Hesse zu, einer war dagegen, zwei enthielten sich.