SZ + Weißwasser
Merken

Fünf Sterne für den Service

Der Sternencamp-Platz in Boxberg hat neue Betreiber. Die haben so Einiges umgekrempelt – und noch mehr vor. Wenn sie denn länger bleiben dürfen.

Von Constanze Knappe
 5 Min.
Teilen
Folgen
Der Sternencamp-Platz in Boxberg wird als Familienbetrieb geführt. Der neue Pächter Peter Hesse wird von Tochter Sarah Fahrland unterstützt.
Der Sternencamp-Platz in Boxberg wird als Familienbetrieb geführt. Der neue Pächter Peter Hesse wird von Tochter Sarah Fahrland unterstützt. © Constanze Knappe

Ostern war Ausnahmezustand. Der Campingplatz am Boxberger Ufer des Bärwalder Sees wurde regelrecht überrannt. „120 Wohnmobile waren da. Mehr ging wirklich nicht“, sagt Peter Hesse angesichts der 104 Stellplätze. Da habe man ein bisschen improvisieren müssen. Es sei zu merken gewesen, dass die Leute endlich wieder rauswollen. „Wir sollten uns daran gewöhnen, dass wir mit Corona leben müssen. Die Normalität tut uns doch allen gut“, fügt der Geschäftsführer der Sternencamp Tourismus GmbH hinzu. Dass es anschließend bei der Bewertung im Netz gleich 15 Male fünf Sterne hagelte, freut ihn sehr. Schließlich sei das alles für ihn und seine Familie Neuland. „Da können wir ja nicht so viel falsch gemacht haben“, findet er.

Seit dem 1. November betreiben er und seine Frau Katrin Fahrland den Campingplatz. Nicht alle Räte hatten im Gemeinderat Boxberg für diese beiden Bewerber gestimmt. Den Großteil aber konnten sie mit ihrem Konzept überzeugen. Seither hat sich so einiges getan. Umgesetzt wurde zum Saisonstart am 1. April eine ganze Reihe scheinbarer Kleinigkeiten – wie der Shop in der Empfangshalle zum Beispiel. Der will kein Supermarkt im Miniformat sein, bietet aber alles, was Camper auf die Schnelle brauchen – vom Zubehör fürs Chemieklo für Wohnmobilisten über Erdnägel für Zeltende bis hin zum Kaffee oder einer Flasche Wein. Als Peter Hesse und seine Frau im Vorjahr selber als Gäste auf dem Sternencamp-Platz weilten, hatte man sie wegen des Zubehörs nach Weißwasser geschickt. Und die Gasflasche tauschen, das hätten sie in Polen probieren sollen. Darüber sei er seinerzeit alles andere als glücklich gewesen. Der Gasflaschentausch ist deshalb eines der neuen Serviceangebote und gerade jetzt „bei dem nasskalten Sauwetter“ bei den Campern sehr gefragt.

„Am meisten geändert haben wir den den Servicegedanken“, sagt Peter Hesse. Er zeigt auf einen als Kräuterbar titulierten Blumenkasten. Bewachsen mit Petersilie, Schnittlauch und anderem Grünzeug stehen gleich mehrere davon auf dem Gelände – zur Selbstbedienung für die Camper. Anfangs habe er die Idee seiner Frau belächelt. Daraus sei jedoch ein regelrechter Renner geworden. Um für Radwanderer noch interessanter zu werden, wurden Sitzgruppen aufgestellt, die bei Bedarf mit einer Pergola überdacht werden können und Schatten spenden. Den gibt es sonst kaum für Radler auf dem weitläufigen Platz. Auch die Küche wurde für Gäste, die mit wenig Gepäck unterwegs sind, aufgerüstet. Es ist eine der Voraussetzungen für ein Bed&Bike-Zertifikat. Der Antrag sei jedenfalls gestellt, sagt der Platz-Betreiber.

Mit Clamping zu neuen Gästen

Neu eingeführt wurde ein Online-Buchungssystem. Peter Hesse hat Schluss gemacht mit der auf vielen Campingplätzen üblichen Reservierungsmentalität. Auf der neu gestalteten Website kann man jetzt online buchen, und zwar genau den Stellplatz, sofern verfügbar, den man sich ausgeguckt hat. Oder man reist spontan an und nimmt dann, was frei ist. „Ein Campingplatz ist ein Unternehmen und wird auch so geführt“, begründet Peter Hesse die Neuerungen. Nicht allen Gästen gefalle das, dafür seien bereits viele Neue hinzugekommen.

Die ersten Zahlen, die der Chef der Sternencamp Tourismus GmbH in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats vorstellte, bestätigen die neue Herangehensweise: 613 Buchungen für 1.624 Gäste mit 8.343 Übernachtungen. „Die sind sicher, denn die 116.000 Euro sind schon bezahlt“, sagte er.

Der Rat hatte über die von Hesse beantragten 41.000 Euro als Investition in die Infrastruktur auf dem Platz zu befinden. Das soll später mit dem Pachtzins verrechnet werden. Wie zu vernehmen war, würde er „auch selber komplett in Vorleistung gehen“. Allerdings läuft sein Pachtvertrag nur bis Ende 2022 mit der Option auf Verlängerung um ein Jahr. Er hätte gerne eine Verlängerung um mindestens fünf, idealerweise um zehn Jahre. Die Entscheidung darüber soll jedoch erst nach der Saison 2022 getroffen werden. Nach einer kontroversen Diskussion herrschte in der Ratssitzung dann aber doch Einigkeit über die Investition, obgleich die Entscheidung über die Art der Verrechnung auf einen späteren Zeitpunkt vertagt wurde. Peter Hesse hatte die Diskussion angespannt verfolgt. Für ihn läuft es auf die Frage hinaus: „Wollen wir den Platz weiterentwickeln oder nicht?“ Man sollte nicht zuerst die Verfahrensfragen in den Vordergrund rücken, betonte er.

Gedacht ist das Geld für Clamping, ein neuer Trend bei Mietunterkünften. Die Nachfrage steige, hat man auf dem Sternencamp-Platz festgestellt, beispielsweise wenn Gäste mit dem Wohnmobil anreisen wollen, aber gerne die Großeltern mitbringen würden. Vier Clampingzelte sind bestellt: zwei kleine für je zwei Radwanderer und zwei große für jeweils bis zu sechs Personen, die mit Betten, Küche und Bad ausgestattet sind – wie eine Ferienwohnung, nur eben in einem Zelt. Die Erschließung mit Strom, Wasser und Abwasser ist bereits erledigt. Eigentlich war Clamping erst für 2023 vorgesehen. „Wir sind schneller“, sagte Hesse im Gemeinderat. Zudem sei die Ware jetzt bezahl- und lieferbar. Niemand wisse, wie es mit der Preisentwicklung und den Lieferengpässen weitergehe.

Feenwald erst im nächsten Jahr

Der Berliner ist mittlerweile Sachse. Seit zwei Monaten wohnt er mit seiner Frau (beide 53) auf dem Sternencamp-Platz. Wenn es nach ihnen geht, soll das für lange Zeit so bleiben. Nicht nur wegen der Landschaft, in die sie sich schon bei ihrem ersten Besuch „sofort verliebt“ hatten. Auch sei es ihr Pfund, dass sie als Familie hier sind. Sie führen den Platz als Familienbetrieb, beschäftigen drei Mitarbeiter. Es sei ein Anreiz, den Platz nicht nur zu verwalten, sondern etwas daraus zu machen. Ideen hat Hesse einige. Wie die vom Feenwald, dem angestrahlten Wäldchen mit Hexenhäuschen, wo Kinder abends Märchen hören. Das sollte schon fertig sein. Nur fand sich dafür keine Elektrofirma.

Mehr Nachrichten aus Weißwasser und Umland lesen Sie hier.