Google Street View nun auch für Weißwasser verfügbar

Schon vor einem Jahrzehnt waren die Autos mit den auf dem Dach montierten 360-Grad-Kameras des Internet-Giganten Google auch in der Lausitz zu sehen. Doch die alle paar Meter automatisch ausgelösten Bilder, die online an jedem Rechner, jedem Smartphone eine dreidimensionale Ansicht der Örtlichkeit (im Kartendienst GoogleMaps als „Street View“ bezeichnet) ermöglicht, wurde für die Region nie ausgerollt. Das hat sich mit dem 25. Juli 2023 geändert. Wer jetzt in GoogleMaps unten rechts das gelbe Männchen anklickt, sieht auch in der Lausitz blaue durchgehende oder gepunktete Linien und blaue „PhotoSphere“-Punkte. Davor gab es Street View in Sachsen nur in Dresden und Leipzig, sagt eine Sprecherin eines von Google beauftragten Kommunikationsunternehmens.
Görlitz ist flächendeckend dabei
Denn bis 2011 hatten in Deutschland so viele Hausbesitzer Widerspruch dagegen eingelegt, ihr Haus online abgelichtet zu sehen, dass Google den Dienst in Deutschland wieder zurückfuhr – im Gegensatz zum Konkurrenten Look Around von Apple, der 2019 ohne allzu viel Gegenwind große Teile Deutschlands ablichtete und die Bilder auch veröffentlichte.Wer sich in die Karte hineinzoomt, der hat zunächst das Gefühl, dass die Google-Fotoautos überall waren. Wer dann genauer schaut, merkt schnell, dass das nicht der Fall ist. Google Deutschland teilt mit: „Wir beginnen in der Regel dort, wo Street View für die meisten Menschen nützlich ist. Wir beginnen oft im Stadtzentrum, um beliebte Innenstadtbereiche zu erfassen, bewegen uns dann nach außen. Dabei kann es sein, dass wir nicht jede Straße erfassen.“
Nach welchem Prinzip die Fahrer unterwegs sind, erschließt sich einem oftmals nicht. Gefahren wurde in den Sommermonaten 2022. Jede Aufnahme ist mit dem entsprechenden Monat versehen, der exakte Tag ist nicht hinterlegt. In Weißwasser sind die meisten der wichtigen Straße abgefahren worden. Auch in den kleineren Orten und Ortslagen waren die Fahrzeuge, Mühlrose ist zu sehen, Köbeln oder Wossinka fehlen. Auch eine Fahrt durch Uhyst ist leider nicht möglich. Görlitz ist nahezu flächendeckend abgelichtet. In Hoyerswerda kann man sich einen guten Überblick verschaffen, in Bautzen fehlt hingegen die Innenstadt fast völlig.
Auf dem Land sind neben der A 4 viele Staats- und Bundesstraßen abgelichtet – jedoch längst nicht alle. Die Staatsstraße 108 entlang des Scheibe-Sees bei Hoyerswerda oder aber zwischen Lohsa und Uhyst fehlt. Aber ansonsten kann man gerade auf den Hauptstraßen gut durch die Lausitz oder über die Grenze nach Polen bewegen. Touristisch dachte dabei niemand. Beim Stammsitz der Waldeisenbahn ist niemand vorbeigefahren. Und auf den Radwegen des Lausitzer Seenlandes war Google nicht unterwegs. Bis auf eine Ausnahme. Eine Fotostrecke rund um den Bärwalder See stammt beispielsweise vom Local Guide „Paul Toto“, der die Strecke augenscheinlich auf einem Zweirad mit einer auf dem Helm platzierten Kamera absolvierte. Er steuerte dem Dienst auch mehrere Einzel-360-Grad-Aufnahmen bei, beispielsweise aus dem Zoo Hoyerswerda (leider im Winter) und dem Dubringer Moor. Ein anderer Local Guide war hingegen auf Waldwegen bei Knappenrode unweit Hoyerswerdas unterwegs. Da er die Kamera auf seinem Gefährt auf Schienbeinhöhe zwischen den in Tarnfleck-Hosen steckenden Beinen hatte, sind die Rundumblicke, nun ja, eher speziell. Im Pückler-Park Bad Muskau und im Kromlauer Park zeigt die vergleichsweise hohe Dichte der blauen Punkte, dass hier in den vergangenen Jahren etliche Leute 360-Grad-Aufnahmen erstellten. Nordwestlich des Tagebaus Nochten entstanden gar Drohnenaufnahmen mit entsprechendem Weitblick.
Es wird weiter fotografiert
Doch es dürften bald mehr Straßen und Aufnahmen dazu kommen. Auch im Sommer 2023 sind die Google-Autos zwischen Juni und Oktober wieder in ganz Deutschland unterwegs, um weitere Straßenzüge abzufotografieren. Wann genau Google auch im Landkreis Bautzen unterwegs ist, könne aufgrund sich ändernden Wetters, Fahrbedingungen und der Dauer der Aufnahmen nicht vorhergesagt werden, so die Sprecherin. Apple ist da konkreter. Für seinen Look Around-Dienst seien zwischen dem 5. und 30. Juli 2023 mit dem Fahrzeug im Landkreis Bautzen Bilder erfasst worden, teilt der Konzern mit.
Google nehme den Schutz der Privatsphäre ernst, betont das US-Unternehmen in einem Blog-Eintrag. „Wie überall auf der Welt machen wir Gesichter und Nummernschilder automatisch unkenntlich. Ihr könnt vor und jederzeit nach Veröffentlichung des neuen Bildmaterials darüber entscheiden, ob ihr die Ansichten eurer Häuser oder Wohnungen unkenntlichen machen möchtet.“ Wie das aussieht, kann man sich zum Beispiel bei Maps in Hoyerswerda, Kolpingstraße/Ecke Neumarkt, anschauen. Bei etlichen Bildern der von Privatleuten hochgeladenen Aufnahmen geschieht dies aber keineswegs automatisch, wie Bilder vom Untermarkt in Görlitz oder eben vom Ufer des Rakotzsee zeigen.
Wer bereits gegen alte Aufnahmen aus den Jahren 2008 und 2009 widersprochen hat, muss dies nun erneut tun, teilt die Verbraucherzentrale Sachsen mit. Unkenntlich machen ließen sich neben Gebäuden selbst ungenutzte Grundstücke sowie Fahrzeuge und Personen, die beispielsweise auf der Straße beim Fahrradfahren fotografiert wurden. Google bietet ein Formular für den Vorab-Widerspruch an. Dort müssen unter anderem die Koordinaten und die Beschreibung der Hausfassade eingegeben werden. Bei bereits veröffentlichten Fotos geht das einfacher: Dort kann der Antrag zum Unkenntlichmachen über die Funktion „Problem melden“ in der geöffneten Ansicht des Fotos gestellt werden.
Eine interessante Funktion, die Google Street View in vielen anderen Ländern der Welt bereits anbietet, wird es in Deutschland jedoch vorerst nicht geben: die Möglichkeit, aktuelle Fotos mit historischen zu vergleichen. Zumindest in Dresden wäre ein Vergleich mit den bisherigen, 15 Jahre alten Fotos jedenfalls theoretisch möglich gewesen. Zumindest aus der Vogelperspektive lässt sich die Veränderung der Landschaft aber bereits über die Voyager-Funktion in Google Earth erkennen.