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Grünes Licht fürs Sommereis in Weißwasser

Der Stadtrat bekennt sich erneut mit einer großen Mehrheit dazu. Doch die Bedingung dafür steht auch weiterhin.

Von Constanze Knappe
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Vor Corona war das freie Eislaufen in der Eisarena Weißwasser gut besucht. Es sei davon auszugehen, dass nach den Corona-Beschränkungen auch viele Bürger das Angebot von Sommereis nutzen würden. Noch seien nicht alle Eiszeiten vermietet, hieß es.
Vor Corona war das freie Eislaufen in der Eisarena Weißwasser gut besucht. Es sei davon auszugehen, dass nach den Corona-Beschränkungen auch viele Bürger das Angebot von Sommereis nutzen würden. Noch seien nicht alle Eiszeiten vermietet, hieß es. © Rolf Ullmann

Bis Monatsende muss der Eissportverein Weißwasser (ESW) der Stadt nachweisen, wie er bis zu 6.000 Euro aufbringen will. Diese Finanzlücke ist noch zu schließen, soll ab Juli Eissport in der Eisarena möglich sein. Schon im Januar hatte der Stadtrat Weißwasser die Aufbereitung von Sommereis bejaht – unter der Bedingung, dass die daraus entstehenden Kosten ohne Griff ins Stadtsäckel zu stemmen sind. Ein solcher kommt nicht in Frage, da die Stadt Weißwasser für 2021 noch keinen Haushalt hat und sich außerdem in der Haushaltkonsolidierung befindet. Somit hat auch die Rechtsaufsicht ganz genau ein Auge drauf, wofür die Stadt Geld ausgibt. Jedenfalls nicht für Sommereis, das wurde in der jüngsten Sitzung des Stadtrats noch einmal ausdrücklich betont. „Es muss ein Nullsummenspiel sein“, so Oberbürgermeister Torsten Pötzsch (Klartext).

Nur tatsächliche Kosten angesetzt

Bei der Betreibung der Eisarena in Weißwasser entstand nach Aussage des OB 2020 ein Minus von 146.000 Euro und 2021 ist es ein Defizit von 120.000 Euro. Insofern sei man ganz froh, dass die Stadt wegen des vorzeitigen Saisonendes der 2. Eishockey-Liga eher abtauen lassen kann, was die Kosten um einiges reduziert. Das eingesparte Geld dürfe aber nicht für das Sommereis verwendet werden. Das widerspreche der kommunalen Haushaltführung, so der OB.

Im Dezember hatte der Eissportverein Sommereis ab dem 1. Juni 2021 beantragt – mit der Begründung, dass wegen der Corona-Beschränkungen wichtige Trainingseinheiten und Sichtungstermine ausfallen mussten. Durch zusätzliche Eiszeiten im Sommer soll das zumindest teilweise kompensiert werden. Im Januar befasste sich der Stadtrat mit dem Antrag. Der Berechnung der finanziellen Auswirkungen lagen Vergleichsdaten aus den Jahresausgaben zugrunde. Wie die Mehrkosten zu stemmen sind, ließ sich bis dahin nicht beurteilen, weshalb der Stadtrat zwar mehrheitlich seinen Willen zum Sommereis bekundete, die Entscheidung aber vertagte.

Nach Aussage des OB habe man nur die tatsächlichen Fixkosten angesetzt. Würde man die kompletten Vollkosten, also einschließlich der Abschreibung zugrundelegen, ergebe das ein Defizit von 29.000 Euro. In der jüngsten Sitzung des Stadtrats legte Eisarena-Chef Milton Tauche nun konkrete Zahlen vor. Sie waren auf der Grundlage der bis Februar eingegangenen Bedarfsmeldungen von Vereinen und anderen Nutzern ermittelt worden. Demnach sind für das Sommereis in der Eisarena Weißwasser Mehrkosten von etwa 11.000 Euro zu erwarten. Sollte das beabsichtigte Sommercamp stattfinden, würde immer noch ein Defizit von 9.599 Euro verbleiben.

Sommereis nicht vor dem 17. Juli

Zudem sei eine Aufbereitung von Sommereis nicht vor dem 17. Juli möglich. Der Wartungsplan für die Eisarena enthält feststehende Termine bis 25. Juni. Zwar könnte durch das vorzeitige Saisonende die Wartung der Anlagen theoretisch vorgezogen werden, doch praktisch sei das nicht möglich. Für die Revisionen und Sachverständigenprüfungen ist man auf bundesweit agierende Spezialfirmen angewiesen. Und die kämen nicht einfach mal so einen Monat eher, so Torsten Pötzsch. Dass sich die Wartung nicht ad hoc verschieben lässt, bestätigte Tauche. Auch wisse man nicht, ob womöglich Ersatzteile gebraucht werden.

Bernd Frommelt (KJiK) hatte sich schon im Januar der Stimme enthalten. Bei dem nachvollziehbaren Wunsch auf Sommereis sei das aber „kein gutes Signal“. In anderen Sportvereinen, in der Musikschule oder der Schwimmhalle gebe es ebenfalls erhebliche Corona-Beschränkungen – da werde über keinen Ausgleich diskutiert. „Und aus ökologischen Gründen lehne ich es ab, im Hochsommer die Eismaschine zu betreiben. Es sind kleine Stellschrauben, an denen wir für den Klimaschutz drehen könne“, betonte er. Karina Ott (Für unser Weißwasser) schloss sich mit der Bitte an, dass die Räte doch verinnerlichen sollten, wie viel man ohne Sommereis sparen könnte. „Es wäre schön für die Jungfüchse, aber wir reden nur von einem Viertel der Kinder in Weißwasser“, sagte sie.

Im Namen der CDU/SPD-Fraktion verwies Andreas Kaulfuß darauf, dass jedes Jahr ab Anfang August Eis gemacht wurde. Das sei bisher ganz normal gewesen. Die Fraktion sprach sich für das Sommereis aus, weil man stark daran interessiert sei, dass der ESW auch weiterhin Kinder und Jugendliche fördert. „Wir sind nun mal eine Eishockeystadt und keine Schwimmerstadt“, bekräftigte er. Die 11.000 Euro zu finden, dürfe aus seiner Sicht nicht das Problem sein. Es werde ja auch so viel anderes bezahlt. Kaulfuß erneuerte den Vorschlag von CDU und SPD, dass man für das Sommereis einen Teil der Leag-Spendengelder für Vereine verwenden könnte

.„Der Eissport ist das Aushängeschild von Weißwasser. Die Werbung für die Stadt ist unbezahlbar. Wir sind Hockeytown und wir leben dafür“, bekräftigte Dirk Rohrbach (Klartext). Er sei überzeugt davon, dass neben Vereinen und anderen Nutzern auch viele Bürger, die in der Pandemie lange zu Hause sitzen mussten, im Sommer gerne Eislaufen würden. Die AfD-Fraktion steht ebenso zum Eisstadion und sieht das Sommereis als Chance. Er sei sich sicher, dass die Verwaltung die Abstimmung mit den Spezialfirmen noch optimiert, sagte Jens Glasewald.

Kompromiss gefunden

OB Torsten Pötzsch geht davon aus, dass das Sommercamp stattfindet. Er schlug vor, 5.000 Euro aus dem Sonderfonds der Leag-Spenden zur Förderung städtischer Projekte für das Sommereis zu verwenden. „Ich möchte eine Brücke bauen“, begründete er. Das bedeute aber, dass der ESW als größter Nutznießer – im Verbund mit EHC und Dritten – die restliche Finanzlücke schließt. Auch dürfe die Stadt nicht das Risiko tragen, wenn das Camp ausfällt, wollte Kathrin Jung (SPD) festgehalten wissen.

Schließlich einigten sich die Räte darauf, dem ESW eine Frist zu sitzen. Bis Ende des Monats muss der Verein schriftlich den Nachweis erbringen, wie die Finanzlücke geschlossen werden soll. Dann stünde dem Sommereis nichts mehr im Wege.

Am Ende bekannte sich der Stadtrat dazu – drei Räte dagegen, einer enthielt sich.

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