Weißwasser
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Impfzentrum in Weißwasser eröffnet

Die stationäre Einrichtung des Landkreises im Bafa-Gebäude bietet täglich 250 Impfungen an. Landrat und OB appellieren, das Angebot wahrzunehmen.

Von Constanze Knappe
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Landrat Bernd Lange bedankte sich bei Mike Schnitter vom DRK – stellvertretend für alle, die im Landkreis Görlitz aufs Impftempo drücken.
Landrat Bernd Lange bedankte sich bei Mike Schnitter vom DRK – stellvertretend für alle, die im Landkreis Görlitz aufs Impftempo drücken. © Joachim Rehle

Es war ein Termin, auf den Weißwasser und das Umland lange gewartet haben. Gestern um Punkt 12 Uhr wurde ein „Mini-Impfzentrum“ in der Bertolt-Brecht-Straße 1 offiziell eröffnet. Montags bis sonnabends kann man dort von 8 bis 17 Uhr eine Erst-, Zweit- oder Booster-Impfung zum Schutz gegen das Corona-Virus erhalten. Die Termine dafür gibt‘s online.

Möglich wurde das Angebot in Weißwasser dank der Unterstützung des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa). Dessen Präsident Torsten Safarik hatte nach eigener Aussage im Radio gehört, dass der Kreis dringend ein geeignetes Objekt sucht. Umgehend griff der Bafa-Chef zum Telefon und bot die gerade erst fertiggestellten neuen Räume der Behörde in der einstigen Kita „Regenbogen“ an. Man wurde sich schnell einig. Insofern sei das „ein Beispiel, dass öffentliche Verwaltung auch schnell gehen kann“, wie Landrat Bernd Lange (CDU) betonte. Mit der Neu-Eröffnung gibt es nun vier kleine Impfzentren im Landkreis: in Weißwasser, Löbau, Zittau und Görlitz. Zudem sind weiterhin zwei mobile Impfteams im Einsatz. Somit verfüge der Kreis über eine Kapazität von 1.900 Impfungen täglich. Das entspreche in etwa jener Leistung, wie sie das zentrale Impfzentrum in Löbau hatte, erklärte er.

Impfen als Zeichen der Solidarität

Viele Anrufe in der Stadtverwaltung Weißwasser wie auch in seinem eigenen Büro hätten gezeigt, wie groß das Interesse der Bürger ist. Deshalb sei das Impfzentrum in Weißwasser „keine Luftnummer“. In seinen Dank an alle Beteiligten schloss er neben Bafa und DRK ausdrücklich die beiden Weißwasseraner Ärzte Dr. Lutz Buschmann und Dr. Karl-Heinz Dreier ein, die sich seit Beginn der Impfkampagne stark dafür engagieren. Zugleich erging die Mahnung an den Freistaat, dass die Buchungshotline auf den Weg kommt, damit Impfwillige nicht in seinem Büro oder dem des OB nachfragen müssen, wie sie an einen Termin kommen. Der Kreis werde sich einbringen, dass die Hotline funktioniert.

Sodann wandte sich Bernd Lange an die Einwohner von Weißwasser und der Umlandgemeinden, sich impfen zu lassen. „Damit kriegen wir die Freiheit am schnellsten wieder“, sagte er und gestand, dass es ihn selber nerve, sich überall ausweisen zu müssen. Doch nur mit einer hohen Impfquote sei das Gesundheitssystem nicht mehr in Unruhe wie jetzt, sondern wieder leistungsfähig. Es sei die Entscheidung jedes einzelnen, ob er oder sie sich impfen lässt oder nicht. „Aber in der Solidargemeinschaft ist jeder nicht nur für sich selbst verantwortlich, sondern auch für die Menschen um sich herum“, bekräftigte er.

Dieser Argumentation schloss sich Bafa-Präsident Torsten Safarik an. „Wer sich nicht impfen lässt, spielt Russisch Roulette mit der eigenen Gesundheit und der der anderen“, sagte er. Weißwassers Oberbürgermeister Torsten Pötzsch (Klartext) mahnte ebenfalls, sich impfen zu lassen – als Zeichen der Solidarität gegenüber Älteren und Schwächeren. „Impfstoff soll es ja genug geben, und darüber sind wir froh“, so der Stadtchef gestern.

Vor kurzem hatte er im Stadtrat erklärt, wie intensiv sich die Stadt Weißwasser um ein weiteres Impfangebot bemühe, dass die terminliche Koordinierung dessen jedoch die personellen Kapazitäten der Verwaltung übersteige. Umso dankbarer sei man Landkreis und Freistaat für die Einrichtung des Impfzentrums in der Stadt. Allerdings stellt aus Sicht von Torsten Pötzsch die alleinige Anmeldung übers Internet „für ältere Menschen eine große Barriere dar“. Gemeinsam mit dem Landkreis suche man deshalb nach einem zusätzlichen Weg, eventuell einer Telefon-Hotline, sagte er.

Bei Verhinderung Termin absagen

Das „Mini-Impfzentrum“ in Weißwasser, wie es beim Kreis heißt, ist für 250 Impfungen pro Tag ausgelegt. Es soll vorerst bis Ende März in der Bafa-Immobilie auf der Bertolt-Brecht-Straße betrieben werden. Wie Mike Schnitter vom DRK erklärte, könnten die Impfwilligen im Zehn-Minuten-Takt durchgeschleust werden. Pro Tag werden acht bis zehn Personen tätig sein, so der Mitarbeiter des DRK, der den Einsatz der Impfteams im Landkreis Görlitz koordiniert. Unter dem medizinischen Personal waren gestern beispielsweise der Arzt Kinan AlSamman aus Dresden und die Krankenschwester Beata Kempinska, die über die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen entsandt worden waren. Schon vor der offiziellen Eröffnung am Mittag herrschte reges Kommen und Gehen. Mike Schnitter rechnet damit, „dass es heute richtig los geht“. Mit Blick auf einen reibungslosen Ablauf bat er darum, bei Verhinderung über das Online-Portal abzusagen. „Damit kann der Termin wieder freigeschaltet werden und steht für andere zur Verfügung.“

Wie der Görlitzer Landrat gestern betonte, zeigen die Festlegungen des Freistaates vor drei Wochen Wirkung. „Wir haben eine gute Tendenz nach unten, die uns aber noch nicht zur endgültigen Entspannung bringt“, so Lange. Und wie es im Januar weitergeht, wie sich etwa die Omikron-Variante ausbreitet, wird sich zeigen. Neben vielen Helfern aus der Verwaltung unterstützen die Bundeswehr sowie ein privater Dienstleister bei der Eingabe der Daten. Auch vom Freistaat kam Hilfe. Zwar statt der beantragten 70 Leute nur fünf, aber immerhin „das ist auch etwas“, so der Chef der Kreisverwaltung. Schon im zweiten Jahr hintereinander macht das Gesundheitsamt keinen Weihnachtsurlaub.

Thema spaltet selbst Familien

Angesprochen wurde gestern auch, wie die Corona-Krise die Gesellschaft spaltet. „Je länger sie dauert, desto mehr driftet die Gesellschaft auseinander. Wir sollten alle dazu beitragen, den Zusammenhalt zu fördern“, appellierte Lange. Spaziergänge, die es auch in Weißwasser gibt, sieht er als „Form der Meinungsäußerung“. Sie seien gut gemeint, um ein Signal zu setzen, würden aber ebenso genutzt, um Interessen durchzusetzen. „Die Spaltung geht selbst durch Familien. Und das ist beängstigend. Weihnachten ist ein guter Anlass, miteinander ins Gespräch zu kommen“. Darin sind sich Landrat, OB und der Bafa-Chef einig. Nicht nur Lange wünscht sich, „... dass 2022 hoffentlich Besserung bringt“.

Impftermine können online hier gebucht werden unter

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