Weißwasser
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Kamelbaby gedeiht prächtig

... und auch sonst gibt es im Tierpark Weißwasser reichlich Nachwuchs. Im Zoo ist Alltag eingekehrt. Statt der Pandemie plagen ganz andere Probleme.

Von Constanze Knappe
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Nachwuchs bei den Paarhufern gab es am Karfreitag im Tierpark Weißwasser. Der kleine Kamelhengst entwickelt sich prächtig.
Nachwuchs bei den Paarhufern gab es am Karfreitag im Tierpark Weißwasser. Der kleine Kamelhengst entwickelt sich prächtig. © Joachim Rehle

Kamelbaby Henning ist putzmunter. Davon können sich die Besucher im Tierpark Weißwasser überzeugen. Der kleine Hengst kam vor fünf Wochen zur Welt. Bei einer Tragezeit von 13 Monaten sei das Datum der Geburt vorab nicht genau festzumachen, lediglich auf eine Spanne von zwei bis drei Wochen, sagt Tierparkleiter Gert Emmrich. So sei es am Karfreitag gewissermaßen eine Überraschung gewesen. Die Geburt verlief problemlos. In den ersten beiden Tagen musste der Kleine zur Unterstützung etwas Milch bekommen. Womöglich auch, weil es für die Stute der erste Nachwuchs ist und sie wohl noch nicht so genau wusste, was sie als Mama zu tun hat. Manchmal muss auch Tieren gewissermaßen auf die Sprünge geholfen werden. Inzwischen passt alles. Beide sind wohlauf.

Der ältere Kamelhengst Henry, der im Vorjahr zur Welt kam, wird vermutlich im Juli Weißwasser verlassen und in Schweden eine neue Heimat finden.

Überhaupt kann man sich im Tierpark Weißwasser wieder über reichlich Nachwuchs freuen. Vater Emu hat ein wachsames Auge auf seine Drillinge. Bei Mufflons und Damhirschen gibt es jeweils ein Jungtier. Die Kängurus haben sogar fünf, wovon drei schon neugierig aus dem Beutel gucken. Die Laufenten sitzen auf ihren Eiern. Und bei der Nerz-Fähe „könnte es hoffentlich etwas werden“, wie Gert Emmrich sagt. Neuzugänge gibt es auch in anderen Bereichen. Im Zoo-Shop ist das Aquarium neu befüllt worden mit Harlekin-Regenbogenfischen, Netzpinselalgenfressern und Metallpanzerwelsen. Aus privater Hand bekam der Zoo zwei Thüringer Waldziegen. Die waren eigentlich für den Abenteuerbereich vorgesehen, sind dafür aber zu groß. So fanden sie ihren Platz bei den Ponys und haben sich dort gut eingelebt. Der Karpatenluchs hingegen ist noch immer solo. Zwar gibt der Magdeburger Zoo zwei Katzen ab und beide Tierparks sind sich auch längst einig, doch ob eine der beiden Katzen tatsächlich zu dem Kater in Weißwasser passt, entscheiden die Experten vom europäischen Zuchtbuch.

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie ist der Tierpark wieder zum normalen Tagesgeschäft übergegangen. Die Umbauten an der Kasse wurden entfernt, die Besucher dürfen auch wieder in den Zoo-Shop rein. Im Außenbereich gab es ja ohnehin schon länger keine Einschränkungen mehr. Froh ist man im Tierpark außerdem, dass jetzt endlich wieder Veranstaltungen erlaubt sind. Das Osterfest war sehr gut besucht. Am 12. Juni wird Kinderfest gefeiert und am 28. August Tierparkfest.

Bis dahin will man mit der Beräumung der Sturmschäden noch ein ganzes Stück weiter sein. So ist das Gehege der Schnee-Eulen derzeit gesperrt. Die Vögel wurden vorübergehend in einer Voliere untergebracht. Bei Unwettern im April war am Abenteuerspielplatz eine zweistämmige Pappel umgefallen. Bei einem weiteren Sturm wurden Bäume am Ententeich und am Parkplatz entwurzelt und stürzten um. Zum Glück sei bei alldem nichts Ernstes passiert. Für die Mitarbeiter des Tierparks bedeutete es viel zusätzliche Arbeit.Zu schaffen machen dem Zoo die Preissteigerungen. Das Futter ist bereits um ein Drittel teurer geworden. Aber Heu oder Fleisch lassen sich nun mal nicht einfach ersetzen. Seit 1. Januar 2022 gilt in Deutschland das generelle Verbot, Küken zu töten. Die Zoos haben einen Bedarf von 40 Millionen Eintagsküken und sich deshalb um eine Ausnahmegenehmigung bemüht. Laut Tierschutzgesetz werde der Futterbedarf als triftiger Grund für eine Ausnahme anerkannt. Küken sind Hauptfutter für Greifvögel und alle fleischfressenden Kleinsäuger wie beispielsweise die Erdmännchen.

Für das Verbot der Kükentötung würden ethische Gründen angeführt. Deswegen kann Gert Emmrich die Diskussion nicht nachvollziehen, dass als Ersatz Mäuse verfüttert werden könnten. Abgesehen von den ethischen Fragen müssten Mäuse sechs Wochen alt sein, um die Größe von Küken zu erreichen; abgesehen von den zusätzlichen Kosten für die Haltung ist die Ganzkörperfütterung von Küken physiologisch bedingt sinnvoll. Über den Darminhalt von Kleinvögeln nehmen Raubtiere quasi Grünzeug auf, zudem reinigen die Federn ihren Darm. Der Tierpark Weißwasser bezieht Küken aus den Niederlanden, andere Zoos von Lieferanten aus Polen oder Belgien. Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage lässt die Preise klettern, die Fahrtkosten tun ihr Übriges dazu. Deshalb haben die Versender umgestellt. Geliefert wird nicht mehr so oft, dafür mehr pro Bestellung, was den Tierpark vor die Frage der Lagerkapazität stellt.

Dass Baumaterial deutlich teurer geworden ist, bekommt der Zoo zu spüren. Für Gas, Wasser und Elektroenergie zahlt man bislang noch die alten Preise. Doch mit der Ablösung der Verträge im nächsten Jahr werden sie sich wohl verdoppeln. Noch habe das keine Auswirkungen. „Bis jetzt halten wir die Eintrittspreise“, versichert Gert Emmrich. Doch wenn das Spiegelkabinett eröffnet wird, werde man wohl über eine Erhöhung nachdenken müssen.

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