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Kann sich die Waldbrand-Katastrophe von 1992 wiederholen?

Vor 30 Jahren stand Weißwasser kurz vor einem Inferno. Zum Brand und dessen Folgen wurde daher eine Ausstellung gezeigt und mit Experten diskutiert.

Von Sabine Larbig
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Die noch bis heute zu sehende Ausstellung widmet sich der Waldbrand-Katastrophe vom Mai 1992 in Weißwasser. Initiiert haben diese Schau Feuerwehr und Förderverein.
Die noch bis heute zu sehende Ausstellung widmet sich der Waldbrand-Katastrophe vom Mai 1992 in Weißwasser. Initiiert haben diese Schau Feuerwehr und Förderverein. © Joachim Rehle

Weißwasser. Nach zwei Wochen ist heute der letzte Tag, an dem die Ausstellung in der Stadtbibliothek zu sehen ist. Viele Weißwasseraner nutzten das Angebot – anders als die Ausstellungseröffnung oder die Podiumsdiskussion zum Großbrand 1992. Dabei ging es gerade in der Gesprächsrunde mit Experten auch darum, ob sich so ein Ereignis wiederholen könnte und welche Waldbrand-Strategie Sachsen heute hat.

Wie Landesbranddirektor Dirk Schneider in Weißwasser ausführte, habe der Freistaat noch kein Waldbrandkonzept. Aber es sei auf dem Weg, solle bald vorgestellt werden. Dass es ein Konzept brauche, läge auch am Klimawandel. Bisher, so Schneider, lag das Augenmerk auf Gebäuden. Nun, mit zunehmen Waldbrandkatastrophen, sei aber Umdenken im abwehrenden Brandschutz und der Brandbekämpfung nötig. So soll Brandbekämpfung auch mit Hubschraubern erfolgen. Als „konzentrierte luftgestützte Einheit“ bezeichnete Schneider sie und erklärte, dass sie nicht nur bei Waldbränden zum Einsatz kommen soll. Auch auf Landwirte und ihre Technik wie Pflüge und große Wassertanks werde bei Erstbekämpfung gesetzt.

Weitere Schwerpunkte im Konzept seien ländergrenzenüberschreitende Einsätze und Zusammenarbeit samt modernster Technik sowie die Spezialisierung von Brandbekämpfern als Bodentruppen, Luftkräften und Führungspersonal. Der Freistaat Sachsen reagiere, so der Landesbranddirektor, damit auf veränderten Bedingungen. Auch in sächsischen Wäldern. Die seien, erklärte Andreas Hanl von der Feuerwehr Weißwasser und Mitglied im Arbeitskreis Waldbrand des Deutschen Feuerwehrverbandes, besonders dem Klimawandel und dessen Folgen ausgesetzt. Dies bestätigte Peter Wilde, Sachgebietsleiter Waldschutz beim Landkreis Görlitz. Die Dürren der letzten Jahre, einhergehend mit Schadinsektenbefall und Sturm-Ereignissen, hätten enorme Schäden hinterlassen. Derzeit, sagte Wilde, seien 3.000 Hektar Wald im Kreisgebiet kaputt, es müsse teils neu bepflanzt werden. Auch beim vorbeugenden Brandschutz durch Waldwege oder Waldumbau sei die Situation nicht zufriedenstellend.

Derartige Aussagen konnte Andreas Hanl nur bestätigen, da der Arbeitskreis ebenfalls Daten, Fakten und Brand-Ereignisse auswertet, um daraus Empfehlungen für Feuerwehren zu erarbeiten. „Unsere Fachempfehlungen, beispielsweise für Mittelgebirge, die künftig auch stärker von Waldbränden betroffen sein werden, und Erfahrungen aus der Lausitz und Nordsachsen sind in das Landes-Waldbrandkonzept eingeflossen.“ Das Konzept, so Schneider, könne sich mit solchen aus den USA, Südeuropa und anderen Ländern messen. Und er bestätigte, dass die Lehren und Erfahrungen des Brandes 1992 in Weißwasser (erfolgreiche Bekämpfung aus der Luft durch Bundeswehr und Agrarflieger; funktionierende Zusammenarbeit von Wehren aus ganz Deutschland, aber auch das Fehlen von Funktechnik in den ersten Tagen) darin beachtet wurden.

Ein Thema, an dem sich das Publikum bei der Diskussion rege beteiligte, waren Lösungsansätze, wie zukünftig Personal für mehrwöchige Brandeinsätze bereitstehen kann. Dies, so zeigten die Debatten mit den Experten, hänge eng mit der Gewinnung neuer Wehrmitglieder zusammen, die leider nicht so erfolgreich wie erforderlich sei. Auf die Frage, ob ein Waldbrand wie 1992 auch künftig Weißwasser bedrohen könne, antworteten die Experten klar: „Ja“.

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