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Weißwasser

Kommunalpolitik ist keineswegs nur Männersache

Zwischen Weißwasser und Bad Muskau entscheiden Rätinnen mit Herz und Verstand mit. Es könnten aber weit mehr sein.

Von Constanze Knappe
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In Vorbereitung auf die Wahlen am 9. Juni 2024 sollen durch eine Vielzahl von Veranstaltungen Frauen zu politischem Engagement und zu einer Kandidatur motiviert werden.
In Vorbereitung auf die Wahlen am 9. Juni 2024 sollen durch eine Vielzahl von Veranstaltungen Frauen zu politischem Engagement und zu einer Kandidatur motiviert werden. © Foto: Landratsamt Görlitz

Weißwasser/Umland. Petra Brünner (Klartext), Gudrun Stein (Linke) und Karina Ott (Wir für unser Weißwasser) sind Stadträtinnen in Weißwasser. Mit Katrin Jung (SPD) war die vierte Frau Ende 2022 aus beruflichen Gründen ausgeschieden. Bei 22 Ratssitzen in der Glasmacherstadt beträgt der weibliche Anteil jetzt noch knapp 14 Prozent. Nach 18 Jahren Ehrenamt verabschiedete sich die SPD-Städträtin schweren Herzens aus der Kommunalpolitik. Auch in anderen Kommunen im Nordkreis sind seit den Kommunalwahlen 2019 Abgänge zu verzeichnen und Zugänge durch Nachrücker. Unter den Rätinnen war Swantje Schneider-Trunsch (WV Boxberg) der vorerst letzte Neuzugang. Seit Februar 2022 gehört sie dem Gemeinderat an.

In den anderen Stadt- und Gemeinderäten zwischen Weißwasser und Bad Muskau sind Frauen ebenfalls in der Unterzahl. Kreisweit sind sie mancherorts sogar gar nicht vertreten, wie aus einer Information des Landratsamtes hervorgeht. Und auch im Kreistag des Landkreises Görlitz sieht das Verhältnis nicht besonders günstig aus. Dort bestimmen 14 Frauen und 72 Männer Kommunalpolitik mit, der weibliche Anteil beträgt etwas mehr als 16 Prozent.

Da ist deutlich Luft nach oben. Mit Blick auf die Kommunalwahlen am 9. Juni 2024 sollen Frauen deshalb zu politischem Engagement motiviert werden – im besten Falle zu einer Kandidatur für die neuen Ortschafts-, Gemeinde- und Stadträte sowie den Kreistag im Landkreis Görlitz. In den kommunalen Gremien geht es um verschiedenste Dinge, wird um die besten Wege gerungen, wie bundes- und landespolitische Entscheidungen auf Kreis und Kommunen herunterzubrechen sind. Dabei geht es um Geld, Fuß- und Radwege, um Gewerbeflächen, Jugendarbeit, Schulen, Feste und Feiern vor Ort oder die Müllabfuhr, um nur einige Beispiele zu nennen. Doch längst und zum Glück lässt sich das Engagement der Kommunalvertreterinnen nicht mehr nur auf vermeintliche frauentypische Themen wie die Kinderbetreuung reduzieren. Wie ihre männlichen Ratskollegen machen sich auch Rätinnen Gedanken darüber, wie in ihrer Kommune etwa die Energie- und Wärmeversorgung der Zukunft aussehen könnte. Mit Herz und Verstand entscheiden Frauen über die Lebensqualität in den Städten und Dörfern mit.

„Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Männern überlassen könnte“, hatte die Buchhalterin Käte Strobel einmal gesagt. Als Tochter eines Schuhmachers und einer Köchin war sie in Bayern und im Bundestag politisch aktiv. Auch Landrat Dr. Stephan Meyer (CDU) möchte Frauen ermutigen, bei der Kommunalwahl 2024 zu kandidieren. „Frauen müssen mehr Gehör finden und Entscheidungen mit treffen und beeinflussen. Wir brauchen in den kommunalen Räten vielfältige Stimmen, die sich für unseren Landkreis Görlitz einsetzen“, erklärte er.

Mit Austauschformaten soll jetzt Neugier auf Ratsarbeit geweckt und das Interesse dafür gestärkt werden. Das reicht von „Offenen Abenden“ über „Filmabende mit Gespräch“ bis hin zu „Pasta & Politik“. Wie viele Menschen, darunter vorrangig Frauen, für Kommunalpolitik sensibilisieren wollen, das beeindruckt die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises. „Es zeigt, dass Demokratie den Menschen nicht egal ist. Wir brauchen mehr Frauen und junge Menschen mit ihren vielfältigen Haltungen, Erfahrungen und Meinungen in den Entscheidungsgremien. Wir brauchen frischen Wind!“, betonte Marika Vetter.

Die nächste Veranstaltung zu „Mehr Frauen in die Kommunalpolitik“ findet am Freitag, dem 30. Juni, 19 Uhr, im Konrad-Wachsmann-Haus, Goethestraße 2, in Niesky statt. Weitere Termine in Städten und Gemeinden werden folgen. Wer teilnehmen oder sich an der Organisation möchte, wende sich an Marika Vetter. Email: [email protected]
Projekt „F wie Kraft“ unter Email: [email protected]

Rätinnen im Nordkreis

Frauen mischen selbstverständlich in der Kommunalpolitik in Stadt- und Gemeinderäten zwischen Weißwasser und Bad Muskau mit. Der Überblick:

Weißwasser: Petra Brünner (Klartext), Gudrun Stein (Linke), Karina Ott (Wir für unser Weißwasser)
Bad Muskau: Heidemarie Knoop, Wiltraud Matschke (beide Linke), Katrin Hartnick (SPD), Annerose Machnikowsky (Wir für Bad Muskau)
Boxberg: Brigitte Zich, Swantje Schneider-Trunsch (beide WV Boxberg)
Gablenz: Sandra Noack (CDU), Josephine Melling (Wir für Euch), Karin Krahl (UWV) Sonja Petow (Linke)
Groß Düben: Ires Fercho (WV Groß Düben), Franziska Graetz, Susann Rottnick (beide WV Halbendorf)
Krauschwitz: Monika Prinz (Pro Kind), Heike Krahl (Linke), Kerstin Brendel (CDU)
Rietschen: Jeanett Spretz, Linda Noack (beide WiR)
Schleife: Stephanie Bierholdt (SV Lok Schleife), Yvonne Sergon (Linke)
Trebendorf: Ariane Kraink, Birgit Seyfahrt (beide Wir für Trebendorf)
Weißkeißel: Susanne Walschek (Freie Wähler), Heike Brandt (Linke)