Weißwasser
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Auf Martin Luthers Spuren nach Rom

Die Jugendfahrt des Evangelischen Kirchenkreises Schlesische Oberlausitz nach Italien diente zur Vertiefung der Glaubenserfahrungen.

Von Andreas Kirschke
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Vor der Engelsburg im Vatikan entstand dieser Schnappschuss als Erinnerung an die 14-tägige Rüstzeit-Fahrt, die unter anderem in die Ewige Stadt Rom führte.
Vor der Engelsburg im Vatikan entstand dieser Schnappschuss als Erinnerung an die 14-tägige Rüstzeit-Fahrt, die unter anderem in die Ewige Stadt Rom führte. ©  privat

Niesky/Rom. Im Jahr 1511 pilgerte Martin Luther nach Rom. Damals noch Mönch erschrak er in der Ewigen Stadt über die Verwerfungen und Abgründe. War das noch „seine“ Kirche? „Ohne die Rom-Reise hätte es wohl keine Reformation gegeben“, meint Ludwig Hetzel (65), Leiter der Arbeitsstelle für Kinder- und Jugendarbeit im Evangelischen Kirchenkreis Schlesische Oberlausitz, nachdenklich. Mit fünf Jugendlichen und mit Betreuerin Christin Noack (katholisch) aus Mühlrose folgte er jetzt Luthers Spuren. Die 14-tägige Rüstzeit-Fahrt mit dem Kleinbus führte von Niesky über Bozen (Südtirol) nach Rom. Von dort ging es weiter nach Assisi, Florenz und Pisa. „Wir wollten prägende Kulturstätten besuchen. Wir wollten einiges über das Glaubensleben vor Ort erfahren. Die Idee für die Reise entstand zufällig – durch viele Kontakte, katholische Freunde und Interesse“, erzählt der Organisator.

Ukrainischer Jugendlicher dabei

Mit dabei war der 15-jährige Ukrainer Oleksandr Stativa. Kriegsbedingt musste er im Frühjahr mit Großmutter, Mutter und Bruder aus seiner Heimatstadt Kramatorsk (bei Donzek) fliehen. Sein Vater kämpft noch im Krieg. Oleksandr lebt mit der Familie in Bautzen. „Ich wollte mehr über die Geschichte Martin Luthers erfahren, über seinen Weg als Reformator und in die Reformation“, sagt der orthodoxe Christ. Lukas Haupt (23) aus Gebelzig studiert seit 2017 an der Uni Leipzig Theologie. Seiner Heimat-Kirchgemeinde bleibt er treu. Dort begleitet er oft an der Orgel die Gottesdienste. „2013, im Jahr meiner Konfirmation, war ich schon einmal in Rom. Jetzt 2022 fand ich den Bezug zu Luther spannend“, erzählt er. In Bozen (der ersten Station) gestaltete er in der deutschen evangelischen Kirchengemeinde mit den anderen Jugendlichen einen Gottesdienst. Ludwig Hetzel begleitete musikalisch. Lukas Haupt predigte zur Bibelstelle Lukas 5, 1-11 „Die Ernte ist groß, doch der Arbeiter sind wenige“. „Jeder hat Gaben, Talente und Fähigkeiten. Jeder kann sie einbringen. Darum ging es mir“, erzählt der Student. In Bozen war der Empfang in der dortigen Evangelischen Gemeinde sehr offen und herzlich.

Martin-Luther-Platz unwürdig

In Rom konnten sie dank des brasilianischen Hörfunk-Journalisten Jackson Erpe, der für Radio Vatikan arbeitet, viel besichtigen. Er zeigte ihnen die Vatikanischen Gärten, erläuterte Gebäude und Sammlungen, wies auf die Wohnsitze der Päpste Franziskus und seines Vorgängers Benedikt hin. In Rom ging es zudem in den Petersdom, ins Kolosseum, auf die Spanische Treppe und ins Pantheon. „Untergebracht waren wir in einer Pilgerherberge, betrieben von Nonnen“, erzählt Ludwig Hetzel. Ernüchternd war der Martin-Luther-Platz – heruntergekommen und vernachlässigt, keine Gedenktafel erinnert an Luther. Nur ein deaktivierter Springbrunnen steht noch.Von Rom führte die Rüstzeit-Fahrt weiter nach Assisi. Die Teilnehmer besichtigten die Kathedrale und die Franziskus-Krypta. In Florenz erfuhren die Teilnehmer viel über die Bedingungen der Evangelischen Gemeinde. Sie umfasst nur 400 Protestanten – weit verstreut in der Toskana und in Umbrien.

Viel konnten die Jugendlichen bei der Rüstzeit lernen. Oleksandr Stativa war begeistert von der Geschichte und Architektur, fühlt sich im Glauben und in der Toleranz gestärkt. Ähnlich geht es Lukas Haupt. „Spannend war: noch mehr als bei uns in Deutschland leben evangelische Christen in Italien in der Diaspora. Die Gemeindeglieder bringen sich noch engagierter ein als bei uns“, meint der Student. Ludwig Hetzel spürt tiefe Dankbarkeit für die 14-tägige Rüstzeit. Es war seine letzte Jugendfahrt vor dem Ruhestand. „Wichtig war mir stets, den Jugendlichen zu zeigen: wie leben Christen in anderen Ländern? Wie leben und bewahren sie ihren Glauben? Das sollten die Jugendlichen kennen lernen. Es predigt nicht nur der Pfarrer. Es predigen auch die Gemeinde und die Kultur.“

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