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Balkos erster Tag als Gemeindechef

Boxbergs neuer Bürgermeister geht erstmal auf Kennenlerntour. Mit der Tourismusministerin steht diese Woche aber auch schon ein offizieller Termin an.

Von Constanze Knappe
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Ein Ärztehaus steht auf der Agenda des neuen Boxberger Bürgermeisters Hendryk Balko (WV Boxberg) ganz oben. Das bisherige Objekt im Hintergrund soll durch den Neubau eines Gesundheitszentrums ersetzt werden. Mit dem Strukturwandelprojekt will die Gemein
Ein Ärztehaus steht auf der Agenda des neuen Boxberger Bürgermeisters Hendryk Balko (WV Boxberg) ganz oben. Das bisherige Objekt im Hintergrund soll durch den Neubau eines Gesundheitszentrums ersetzt werden. Mit dem Strukturwandelprojekt will die Gemein © Constanze Knappe

Recht leer und unpersönlich sieht es im Büro von Hendryk Balko (WV Boxberg) aus. Das wird noch, meint er schmunzelnd. Viel wichtiger seien technische Voraussetzungen wie Berechtigungen und Zugänge zum Netzwerk der Gemeinde Boxberg, um vernünftig arbeiten zu können. Am gestrigen 1. August hatte der 35-Jährige seinen ersten Arbeitstag im Gemeindeamt, dessen Chef er als neuer Bürgermeister ist.

Es käme ihm noch ein bisschen unwirklich vor, sagt er. Vor ein paar Monaten sei er mit Flyern von Haus zu Haus gegangen, um sich bei Einwohnern als Bürgermeisterkandidat vorzustellen, darunter seien auch Mitarbeiter der Verwaltung gewesen. Gestern Morgen hat er sie im Ratssaal zusammengenommen und auf die gemeinsamen Herausforderungen eingeschworen. Angesichts der vielseitigen Aufgaben habe er die Begrüßung „mit Stolz und einer gewissen Demut“ vollzogen. Er freue sich auf die Zusammenarbeit. Kurz vor Acht stand er vor dem Gemeindeamt – und wartete darauf, eingelassen zu werden. Auch die Schlüsselgewalt wurde erst am Vormittag geregelt.

Gleich im ersten Wahlgang hatte sich Balko am 12. Juni ganz klar gegen die beiden Mitbewerber durchgesetzt. Am 31. Juli wäre sein letzter Tag in der Kreisverwaltung Görlitz gewesen. Mit Urlaub und vielen Überstunden aus den Einsätzen in der Corona-Zeit war schon eher Schluss. Natürlich habe er sich in der freien Zeit gedanklich mit seinem neuen Job beschäftigt. „Die Liste war lang, was ich vorab schon alles erledigen wollte. Davon habe ich nur einen Bruchteil geschafft“, gesteht er und fügt hinzu, dass es jetzt erst richtig losgehe.

In den nächsten Tagen habe er eine Tour mit dem Bauhof geplant. Die Mitarbeiter treffen sich um 6 Uhr morgens, um dann in die Ortsteile auszuschwärmen. In den vier Kitas der Gemeinde wird er sich so schnell wie möglich persönlich vorstellen, ebenso bei den Bürgermeistern im Nordkreis, die regelmäßig ihr Vorgehen im Strukturwandel abstimmen. Treffen will er sich auch mit Carsten Marschner, dem Leiter des Kraftwerkes Boxberg. „Mein Schreibblock mit Notizen, was alles zu klären ist, wird bis Ende des Tages prall gefüllt sein“, ist sich Balko am Vormittag seines ersten Tages bewusst. Das reicht bis zur Aktualisierung der Homepage der Gemeinde, wo er als das neue Gesicht an der Spitze der Gemeinde Boxberg zu finden sein muss.

Ärztehaus und Energiekrise

Die inhaltliche Arbeit wird für ihn keine Wundertüte. Seit 2014 sitzt Hendryk Balko mit dem Mandat der WV Boxberg im Gemeinderat. Sein Vorgänger Achim Junker (CDU) habe ihn am Mittwoch durchs Gemeindeamt geführt, um mit ihm vom Archiv bis ins Bürgermeisterbüro in jeden Schrank zu gucken. „Das fand ich toll, dass er sich die Zeit genommen hat“, sagt er. Junker wiederum freut sich darüber, dass sein Stellvertreter das Amt weiterführen wird. „Dass nach einem Handwerker nun ein Verwaltungsfachmann an der Spitze der Gemeinde steht, ist doch gut, denn alles hat seine Zeit“, verriet der Alt-Bürgermeister noch im Weggehen.

Einen ersten offiziellen Termin hat der Neue am Donnerstag, wenn sich Staatsministerin Barbara Klepsch (CDU) über die touristischen Entwicklungsschwerpunkte am Bärwalder See informiert. An den Ufern in Boxberg, Uhyst und Klitten gebe es überall Projekte, sagt er. „Nicht zu vergessen die Sicherheitszone auf dem See, die für die Angler ein großes Problem darstellt, wie auch die Situation im Klittener Hafen. Es kann ja nicht sein, dass wir alle zwei Jahre den Leuchtturm einfangen müssen“, benennt Balko zwei Themen, die der Gemeinde Boxberg besonders am Herzen liegen.

Gleiches gilt für ein neues Ärztehaus. Das Strukturwandelprojekt „Gesundheitszentrum Bärwalder See“ war vom Landkreis befürwortet, auf nächsthöherer Ebene abgewiesen worden. Ohne dieses werde es schwierig, die Gemeinde auch künftig attraktiv und lebenswert zu gestalten, betont er. Der Gemeindechef hat „die Hoffnung, dass das Projekt mit der qualifizierten Planung nachrutschen könne, wenn Landesprojekte bislang nur Skizzen und daher kaum bis 2026 realisierbar sind.

Auf seiner Agenda stehe das Ärztehaus ganz weit oben wie auch die Frage, wie die Gemeinde Boxberg mit der Energiekrise umgeht. Die energetische Sanierung kommunaler Gebäude werde ein ganz wichtiges Thema in den nächsten sieben Jahren.

Im Ortsteil Nochten war der Jubel groß, als klar war, dass es einer der ihren ins Bürgermeisteramt geschafft hat. Es werde eine der schwierigsten Aufgaben, für eine ausgeglichene Entwicklung in allen 18 Ortsteilen zu sorgen, dessen ist sich Hendryk Balko bewusst. Der Haushalt wie auch die Zahl der Mitarbeiter in der Verwaltung sei begrenzt, die Wunschliste aber zu Recht sehr lang. Die könne man nur Schritt für Schritt angehen, sagt er. Dabei sei er auf die Mitarbeit der Ortschaftsräte wie auch der vielen Ehrenamtler in den Vereinen angewiesen.

Auch weiter in der Feuerwehr

Und was das Ehrenamt angeht, bekräftigt Hendryk Balko, dass er sich – Bürgermeisteramt hin oder her – auch weiter als Truppführer in der Freiwilligen Feuerwehr Nochten engagiert. Abgesehen von der Notwendigkeit mache es ihm viel zu sehr Spaß, als dass er das aufgeben würde. Kameraden der Ortswehr Klitten seien aktuell im Nationalpark Sächsische Schweiz im Einsatz. „Das hat schon gekribbelt. Am liebsten wäre ich mit“, gibt er zu. Für ihn als Bürgermeister ist das nicht machbar.

Auf die Frage, was er denn zuerst angehen wolle, hat Boxbergs neuer Bürgermeister aus dem Stegreif noch keine Antwort parat. „Im Kopf schwirren mir so viele Sachen rum, die angegangen werden müssen, das muss ich erstmal sortieren“, gibt er zu bedenken. Derweil wird die Liste auf seinem Schreibtisch immer länger.

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