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Freie Schule Boxberg setzt auf digital

Die Freie Schule Boxberg startet am Montag mit 125 Schülern. Das sind so viele wie noch nie. Mit einem Tablet für jeden sieht man sich gut gerüstet.

Von Constanze Knappe
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Freie Schule Boxberg: Schulleiter Ralf Berthold (li.) sowie Frank Schröder, Fachlehrer für Bio und Chemie, in einem der über den „Digitalpakt Schule“ neu ausgestatteten Unterrichtsräume. An der digitalen Tafel kann auch direkt in die Präsentation hineinge
Freie Schule Boxberg: Schulleiter Ralf Berthold (li.) sowie Frank Schröder, Fachlehrer für Bio und Chemie, in einem der über den „Digitalpakt Schule“ neu ausgestatteten Unterrichtsräume. An der digitalen Tafel kann auch direkt in die Präsentation hineinge © Constanze Knappe

Top ausgestattet startet die Freie Oberschule Boxberg am Montag ins neue Schuljahr. Im Erdgeschoss wurden die Klassenzimmer komplett neu eingerichtet und mit digitalen Tafeln ausgestattet. „Das ist schon ein anderes Arbeiten“, darin sind sich Schulleiter Ralph Berthold und Frank Schröder einig. Letzterer ist seit fast zehn Jahren als Fachlehrer für Biologie und Chemie im Haus und damit, was das Dienstalter angeht, am zweitlängsten in der Schule. Seit längerem nutzt er bereits die Computertechnik. Frank Schröder verweist auf die selbst erstellten Arbeitsblätter wie auch die Power-Point-Präsentationen im Unterricht. Computer mittels festverbundenem Beamer in jedem Klassenzimmer machten es möglich. Die jetzt installierten digitalen Tafeln böten noch weit mehr Möglichkeiten. 60.000 Euro aus dem Digitalpakt Schule hat der Trägerverein dafür investiert.

IT-Sprechstunde hilft weiter

Abgesehen davon stellt die Freie Oberschule jedem ihrer Schüler ein Tablet zur Verfügung, wie auch einen eigenen Account. Während der Corona-Pandemie habe dieses Angebot das Lernen erleichtert. Man versuche, dies als Lernunterstützung weiter zu entwickeln – auch für die Zeit nach der Pandemie. Derzeit sind 120 Tablets im Umlauf. Sie werden von den Eltern für ihre Kinder gemietet oder über Mietkauf erworben. Die Schüler können selbstständig im Internet recherchieren oder Vorträge über Lernsax hochladen. Die Plattform sei in der Corona-Zeit zwar holterdipolter gestartet, dies sei inzwischen aber überwunden, so der Schulleiter. Eine IT-Sprechstunde jeden Donnerstag habe Schülern und Eltern über technische Probleme hinweggeholfen und ebenso die Pädagogen beraten.

Angesichts der neuen technischen Möglichkeiten, die längst nicht in jeder Schule selbstverständlich sind, wollte man sich am dritten Ferientag auf einheitliche Regularien über den Umgang mit der neuen Technik verständigen. Auch müsse die Brandschutzordnung angepasst werden. Doch da die meisten Lehrer von weiter weg sind, war der Termin kurzerhand abgesetzt und das Thema den Lehrern als Hausaufgabe über die Ferien mitgegeben worden.

Für das neue Schuljahr sind in der Freien Oberschule Boxberg 23 Mädchen und Jungen neu angemeldet. Eigentlich waren 20 Neuaufnahmen das Ziel. „Doch Kinder wegzuschicken, das tut weh“, sagt Ralph Berthold. Wie schon vor drei Jahren gebe es deshalb erneut eine zweite 5. Klasse sozusagen als wiederholte Ausnahme. Für Schüler und Lehrer sei das ein angenehmes Arbeiten: wegen der Lautstärke, aber auch zur aktiven Beteiligung der Kinder.

Einer dauerhaften Zweizügigkeit stehen vor allem zwei Gründe entgegen. Das sind zum einen die nicht mehr vorhandenen räumlichen Kapazitäten. So musste für eine zusätzliche Klasse der Musikraum geopfert werden. Dies sei allerdings nicht ganz so tragisch, da man ohnehin anstrebe, die Musikinstrumente statt im Klassenzimmer in der Aula zu stationieren und dort Unterricht in Kleinklassen abzuhalten. Zum anderen hängt die Schülerzahl an der der Lehrer. Bislang gehören dem Kollegium 13 Pädagogen an, deren Durchschnittsalter um die 40 Jahre beträgt. Man müsse Lehrkräfte aktiv suchen, weiß man in Schulleitung und Trägerverein nur zu gut. Mit dem neuen Schuljahr kommen zwei Lehrerinnen hinzu: für Deutsch und Ethik sowie für Biologie und Chemie. Als „einen richtigen Glücksgriff“ bezeichnet das der Schulleiter – zumal eine Lehrerin in der Nähe wohnt. Sie habe sich verändern wollen und vorsichtig in der Freien Schule angefragt. „Es passt für alle Beteiligten“, heißt es jetzt.

Wissenslücken durch Corona

Im Rückblick auf das vergangene Schuljahr betont Berthold: „Die Corona-Lücken sind nicht zu übersehen.“ 16 Prozent der Schüler waren versetzungsgefährdet. Fünf von ihnen müssen nun das Schuljahr wiederholen. „Dazu stehe ich, dass wir diese Lücken haben“, bekräftigt er. Es liege an den Umständen in der Corona-Pandemie, die für viele Familien dramatisch waren. „Eltern können keine Ersatzlehrer sein“, davon ist der Boxberger Schulleiter noch immer überzeugt. Mit den Tablets sei zwar Fernunterricht möglich gewesen. Doch dieser könne niemals das schulische Lernen ersetzen, „bestenfalls Brücken bauen“

.Froh sei er über viele Tipps, die er beim Schulpsychiatrischen Dienst in Dresden erhalten habe, wie man mit diesen Defiziten der Schüler umgeht. Der Krankenstand im Lehrerkollegium habe hingegen kaum Sorgen gemacht. Ausfälle seien nur punktuell und gut zu überbrücken gewesen. Was auch daran liegt, dass nicht alle Lehrer voll beschäftigt seien und daher Reservestunden hatten. Nach Hause schicken musste er die Schüler nicht. „Nur einmal im Juni als es besonders heiß war“, sagt er.Letztlich schlossen drei Zehntklässler der Freien Oberschule Boxberg mit der Note 1,5 und besser ab. Eine Siebtklässlerin hatte nur Einsen auf dem Zeugnis, was ein Novum war. Und dass im Schuljahr davor eine Schülerin aus Boxberg für ihre Lernleistung eine Auszeichnung des Freistaates erhielt, gab es bis dato auch noch nie.

Fürs neue Schuljahr gut aufgestellt

Ab dem kommenden Montag werden 125 Schüler in Boxberg lernen. „Das ist Rekord bislang“, freut sich Schulleiter Ralph Berthold. „Die Nachfrage ehrt uns. Sie macht uns stolz, aber auch demütig vor der größer werdenden Aufgabe“, fügt er hinzu.

Im Erdgeschoss werden die Schüler neue Lernbedingungen vorfinden. Nicht nur der digitalen Tafeln wegen. Jeder Schüler hat seinen Arbeitsplatz. Dafür wurden neue Möbel angeschafft, die im Bedarfsfalle für jede beliebige Lernform recht schnell umzustellen sind. Die herkömmlichen Tische in den anderen Klassenzimmern seien ziemlich schwer. Sie hin und her zu rücken, mache es für die Möbel nicht besser, weiß der Schulleiter. Angedacht sei auch, die Einrichtung der Klassenzimmer im ersten Obergeschoss zu erneuern.

Was die Art und Weise des Lernens angeht, auch da sind sich Ralph Berthold und Frank Schröder einig. Die Digitalisierung in der Schule sei zwar eine große Erleichterung, aber „nicht nach dem Motto viel hilft viel“. Lesen, Schreiben und Zusammenhänge verstehen, das würden dennoch die Grundlagen bleiben. Und auch wenn Schüler und Lehrer im neuen Schuljahr mit der neuen Technik wie selbstverständlich umgehen, „Risiken und Nebenwirkungen“ seien in jedem Fall zu beachten. Insofern würden die Kreidetafeln zwar weggestellt, aber nicht weggeworfen. Und Hefter gehören auch weiterhin zu den Arbeitsutensilien der Schüler, versichert der Schulleiter.

Für das neue Schuljahr sieht Ralph Berthold sich und sein Team „gut aufgestellt“. Dass da immer noch mal was dazwischen kommen kann, wisse man aus jedem Jahr.

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