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Gablenzer beklagen Wölfe in Wohnortnähe

Vermehrte Sichtungen haben die Menschen verunsichert. Hunger treibt die Tiere an, vermuten die Jäger, die selber unter den Konkurrenten zu leiden haben.

Von Constanze Knappe
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© Swen Pförtner/dpa

Gablenz. Viele ältere Einwohner der Gemeinde hätten ihre Lebensgewohnheiten geändert und würden zusehen, dass sie vor der Dunkelheit zu Hause sind, schilderte ein Bürger jetzt im Gemeinderat. Die Angst vor Wölfen geht um. Und diese scheint, so war gleichfalls zu vernehmen, nicht unbegründet zu sein. Mehrfach wurden Wölfe in der Nähe von Häusern gesichtet – und wohl auch fotografisch festgehalten.

Warum es sie offenbar immer mehr in die Nähe zieht, dafür hat Bernd Ganick eine einfache wie einleuchtende Erklärung. Wegen der Absperrzäune zur Verhinderung der Afrikanischen Schweinepest geht den Wölfen die Nahrung aus. Ganick ist Sprecher der Jagdpächter. Bis 2015 war er der zuständige Revierförster. Für die Räte hatte er jetzt ein paar Fakten aufbereitet.

Die Jagdgenossenschaft Gablenz hat 600 Hektar Wald gepachtet. Der Vertrag laufe noch bis 2024. Was danach wird, da könne er nur mit den Schultern zucken. Bei zwei großen Jagden habe man vor Kurzem gerade mal ein Zehntel dessen geschossen wie vor zehn Jahren. Zudem gehe die Akzeptanz der Jäger sogar im ländlichen Raum zunehmend verloren.

Für das Jahr 2005 weist die Statistik der Gablenzer Jäger „eine Rekordstrecke“ aus. Seinerzeit wurden ein Rotwild, 29 Rehe, 55 mal Schwarzwild, 15 Füchse und anderes Getier erlegt. In der Saison 2016/17 waren es noch 14 Wildschweine und neun Rehe. Die im Vorjahr erlegten 15 Wildschweine sind wegen der seuchenrechtlichen Anordnung zur Afrikanischen Schweinepest „in die Tonne gewandert“. Und das trotz negativer Untersuchungsergebnisse, wie der Sprecher der Jagdpächter betonte.

Wirtschaftlicher Totalschaden

Für 2022 würden gerade mal zwei Rehe und dreimal Schwarzwild zu Buche stehen. Und da käme auch nichts mehr dazu. „Das ist ein wirtschaftlicher Totalschaden für die Jagdgenossenschaft“, erklärte Bernd Ganick. Vor einigen Jahren habe es noch geheißen, die Jäger sollten den Wölfen auch etwas gönnen, inzwischen würden sich die Raubtiere alles nehmen, beklagte er. Dann fügte er noch hinzu, dass die Jagdgenossenschaft eigentlich eine Schadenersatzklage gegen das Wolfsbüro Lupus stellen müsste. Den Jägern erschließe sich auch nicht, „wieso man in Deutschland eine Art über alles stellt“. In Schweden gebe es sogar Schutzjagden, um die Ausbreitung der Wölfe und ihre Anzahl konstant zu halten.

Dass die Wölfe inzwischen sogar tagsüber zu sehen sind, liege daran, dass sie Hunger haben, da wegen der Absperrzäune kaum Wild durchkommt. Ganick verwies auf einen Vorfall, bei dem die Gablenzer „aus allen Wolken gefallen sind“. Im Krauschwitzer Weg hatten Anwohner beim Blick aus dem Fenster ein Reh entdeckt, welches auf der Flucht vor dem Wolf im Gartenzaun festhing. Am Morgen fanden sie es tot im Garten – mit einem Kehlbiss.

Bürgermeister Dietmar Noack (CDU) empfahl, über jede Sichtung das Wolfsbüro zu informieren. „Melden, melden, melden“, mahnte er. Denn in einer Wohnbebauung habe der Wolf nichts zu suchen. Die Gemeinde müsse das Thema noch viel stärker in den Fokus rücken, sagte er. „Aber wenn es keine Ergebnisse gibt, dass die vom Wolfsbüro was machen, dann verlieren die Leute die Lust, irgendwas dorthin zu melden“, darüber ist sich Dietmar Noack auch im Klaren.

LUPUS – Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland mit Sitz in Spreewitz. Rufnummer nur für die Meldung toter und verletzter Wölfe in Sachsen: Telefon 017631142559 (24h-Bereitschaft)

Fachstelle Wolf: Meldung von Nutztierrissen unter Telefon 0800 5550666 (24h-Bereitschaft – kostenlos aus dem deutschen Telefonnetz mit aktiver Rufnummernkennung)