Man bemerkt sie sofort, die mit Maschendraht umwickelten Bäume nahe den Wassergräben im Dorfpark und auf der Insel im Teich. Ende April brachten Feuerwehr und Bürger in einem freiwilligen Einsatz den Draht an, um seltene und besonders alte Bäume so vorm Fällen durch den Biber zu schützen. Der ist seit über einem Jahr nämlich in der Puschtschina heimisch geworden, deren künstlich angelegter Park samt Gewässern durch die Räderschnitza versorgt wird.
Doch die Idylle des Dorfparks, in dem auch Feste gefeiert werden und sich der vom Heimatverein bewirtschaftete historische Bartelshof liegt, bröckelt, seit sich der Biber hier heimisch fühlt. Denn er fällt nicht nur Bäume, um so Dämme bauen zu können, die Räderschnitza und ihre Zu- und Abläufe im Park stauen sich und können die Puschtschina samt dichter Wohnbebauung überfluten. Da die Räderschnitza ein Gewässer zweiter Ordnung ist, der Wasseraufnahme bei Starkregen und Schneeschmelze und somit dem Hochwasserschutz der Ortsmitte von Gablenz dient, freuen sich die Einwohner und die für die Gewässerpflege zuständige Gemeinde keinesfalls über den neuen tierischen Nachbarn. Zumal er sich im Park unter allen Wegen durchgräbt und Schächte anlegt, was Gefahrenquellen für Parkbesucher darstellt und weshalb die Gemeinde aus Sicherheitsgründen bereits plant, das Betreten des Parks und das dort angesiedelte Oktoberfest zu untersagen. Auch, weil Bürgermeister Dietmar Noack aus jahrelanger Erfahrung weiß, wie schwer und lang es Artenschutz und Gesetze machen, etwas gegen Biber zu tun. Sie fangen, anderswo aussetzen, töten, ihre Bauten und Durchgänge zerstören oder verstopfen ist strengstens untersagt. Lösungen, die im Einklang von Schutz für Natur, Tier und Mensch stehen, müssen lange mit Behörden verhandelt werden. Stehen sie, sind sie sehr teuer und oft nicht ohne staatliche Gelder umsetzbar.
All dies hat Gablenz mehrfach durch und wieder vor sich. Denn wegen des Bibers in der Puschtschina steht man schon seit Monaten mit Kreis, Bibermanagement und Unterer Naturschutzbehörde zwecks Problemlösung in Kontakt. Vorigen Freitag gab es eine Vor-Ort-Begehung aller Beteiligten. „Uns wurde gesagt, dass der Biber im Park und Ortskern nichts zu suchen hat. Nun warten wir auf finanziell machbare, vernünftige, schnelle Lösungsvorschläge“, erklärte Bürgermeister Noack am Montag in der Gemeinderatssitzung. Und er nannte eine Variante, die aus seiner Sicht machbar wäre und schnell Abhilfe bringen könne. „Wir aktivieren die kurze Verbindung zur Räderschnitza und legen so die Puschtschina, mindestens bis in Höhe der Biberhöhlen, trocken. Das verjagt zwar auch Frösche. Doch die kommen wieder.“
Noch sei es nur eine „in den Raum geworfene Idee“, die der Gemeinderat beschließen und der zugestimmt werden müsse. „In dem Fall könnten wir gleich den Teich reinigen“, schlug Rätin Karin Krahl vor. Das sei zwar nötig, so Noack, erfordere aber den Einsatz von schwerem Gerät und damit viel Geld. Alexander Twartz aus Gablenz meldete sich zur Thematik in der Bürgerfragestunde zu Wort: „Wir könnten einen Aufruf für eine Bürgeraktion zur Reinigung der Puschtschina machen. Ich wäre dabei.“ Bürgermeister Noack zeigte sich „offen und dankbar“ für den Vorschlag, betonte jedoch erneut, dass eine Reinigung ohne Technikeinsatz nicht gelinge.