Halbendorfer jubeln über Gerätehausbau

Beifall in einer Ratssitzung, wie jüngst in Halbendorf, gibt es eher selten. Mit seinen Sitzungen pendelt der Gemeinderat Groß Düben zwischen beiden Ortsteilen. Dass zur jüngsten Sitzung Halbendorf an der Reihe war, traf sich bestens. Im Schulungsraum der Feuerwehr fanden sich weit mehr als 20 Kameraden ein, sodass mangels ausreichender Stühle schnell noch eine Bank reingetragen werden musste. Der Grund ist unschwer zu erahnen: Die Feuerwehr war Thema auf der Tagesordnung.
Nachdem der Gemeinderat Groß Düben einstimmig den Zuschlag für Planungen des neuen Gerätehauses erteilte, gab es kein Halten mehr. Die Mannschaft klatschte, und Ortswehrleiter Olaf Hanusch hatte mit den Tränen zu kämpfen. „Es ist ein eindeutiges Votum, das ich mit Freude zur Kenntnis nehme“, konstatierte Bürgermeister Sebastian Bertko (parteilos) daraufhin. Den anschließenden Jubelschrei der Kameraden vor dem Objekt hat man bestimmt in ganz Halbendorf gehört.
Bis zuletzt wurde hart gerungen, beriet sich der Gemeinderat vor Beginn der öffentlichen Sitzung noch einmal intern, waren Feuerwehrleute anderer Wehren aus dem Kirchspiel Schleife gekommen, um ihren Kameraden in Halbendorf die Daumen zu drücken. In Schleife selber wird als eine Maßnahme des bergbaubedingten Nachholbedarfs ein neues Gerätehaus gebaut. Abgesehen davon haben die Halbendorfer als einzige im Kirchspiel noch kein neues Objekt. Doch das soll sich jetzt ändern. Das Krauschwitzer Planungsbüro HK Bauplanung Neumann GmbH erhielt den Zuschlag für die Objektplanung, einschließlich der Bauüberwachung sowie für die Tragwerksplanung bis zur Vorbereitung der Vergabe der Bauleistungen.
Viel geplant und verworfen
Das Gerätehaus in Halbendorf ist zwar „schick“, wie Ortswehrleiter Olaf Hanusch findet, aber eben viel zu klein. Die Kameraden müssen sich sehr beengt direkt neben dem Fahrzeug umziehen. Noch unter der alten Wehrleitung hatte man sich deshalb schon vor sechs Jahren erste Gedanken über Veränderungen gemacht. Lange war man unschlüssig, ob Um- oder Neubau die bessere Variante wäre. „Gefühlt wurde 70-mal umgeplant“, sagt Olaf Hanusch schmunzelnd. Dreh- und Angelpunkt war die Statik. „Moderne Fahrzeuge sind deutlich schwerer“, begründet der Ortswehrleiter. Man wollte den Boden der Fahrzeughalle verstärken, dann aber hätte das Auto in der Höhe nicht mehr reingepasst. Auch wegen der unmittelbar darunter befindlichen Räume der Kita „Zum Storchennest“ verabschiedete man sich von dieser Idee. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) brachte eine Containerlösung ins Spiel. Wie die aussehen könnte, das schauten sich die Halbendorfer selber in Marienberg an. Innenminister Roland Wöller nahm das Gerätehaus in Halbendorf in Augenschein, sein Nachfolger Armin Schuster (beide CDU) ebenfalls, Landesbranddirektor, Kreisbrandmeister und der neue Landrat Dr. Stephan Meyer (CDU) sowieso. Etliche Male sei man zu Gesprächen in Dresden gewesen. Unzählige Telefonate habe es gegeben. Und wie oft man sich in Sitzungen die Köpfe heißgeredet hat, vermögen der Ortswehrleiter und sein Stellvertreter nicht zu sagen. Nur so viel, dass bei alldem die Kameraden nie die Hoffnung aufgaben.
Erweiterungsbau direkt gegenüber
Jetzt ist die Lösung nicht nur in Sicht, sondern greifbar nahe. Direkt gegenüber soll ein Neubau entstehen – für zwei Fahrzeuge und alle anderen einsatzrelevanten Dinge. Genau genommen ist es ein Erweiterungsbau. Denn das bisherige Domizil der Feuerwehr wird als solches auch weiter genutzt – mit Schulungsraum und Büro des Wehrleiters. „Es ist ein Kompromiss, um die Kosten zu begrenzen. Wir wollen ja auch nicht, dass das alte Objekt leersteht und keine Nachnutzung hat“, betont Olaf Hanusch. Noch in diesem Jahr soll der Bauantrag gestellt und 2024 mit dem Bau begonnen werden. Doch Aussagen über alles Weitere kämen einem Blick in die Glaskugel gleich, meint er.
Von 900.000 Euro ist die Rede. Eine Investition, die eine kleine Gemeinde wie Groß Düben nicht mal eben so stemmen kann. Auch deshalb zogen sich die Vorbereitungen über Jahre hin. „Landkreis und Freistaat haben ihre Mittel und Wege ausgereizt“, sagt der Ortswehrleiter. Und, dass die Kameraden dafür sehr dankbar seien. Wie von Bürgermeister Sebastian Bertko in der Ratssitzung zu vernehmen war, liege der Zuwendungsbescheid des Landkreises Görlitz jetzt vor. In Summe bedeutet es, dass die Gemeinde Groß Düben ein Drittel der Investition als Eigenanteil tragen muss. Ohne einen Kredit über 300.000 Euro wird es nicht gehen. „Unser Plan – wir packen auch selber mit an“, kommentiert es der stellvertretende Ortswehrleiter René Krause. Dass man damit durchaus Kosten sparen kann, hätten schon andere Feuerwehren im Kirchspiel bewiesen.
Spenden für ein Rettungsboot
In der Freiwilligen Feuerwehr Halbendorf versehen 37 Frauen und Männer ihren aktiven Dienst. Hinzukommen bald zwei Kameraden, die noch in anderen Wehren aktiv, aber schon hierher gezogen sind. 18 Mädels und Jungs machen in der Jugendfeuerwehr mit, in der Ehrenabteilung sind zwölf Mitglieder eingetragen. Dass man 2023 schon zu 18 Einsätzen ausrücken musste, sei für eine kleine Wehr wie die Ihrige nicht ganz Ohne. Darunter waren auch ein Wohnungsbrand in Halbendorf und vielfache Unterstützung für andere Wehren. Auf die Zusammenarbeit im Kirchspiel lässt Olaf Hanusch nichts kommen. „Wir sind wie eine Familie, da steht Jeder für den Anderen ein“, betont er.
Aktuell läuft eine Spendenaktion. Die Freiwillige Feuerwehr möchte ein Rettungsboot anschaffen, nachdem Kinder als Standup-Paddler auf dem Halbendorfer See in Not geraten waren. 5.600 Euro sind bereits zusammengekommen, noch Einiges mehr wird aber gebraucht.
Die Halbendorfer Wehr wurde 1928 gegründet. Zum 100-jährigen Bestehen würde man sich ein neues Fahrzeug wünschen – mit Blick auf das Baujahr 1995 des jetzigen Löschfahrzeugs. Doch vorher müsse erst einmal der Erweiterungsbau stehen. Darüber sind sich alle im Klaren.