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Heimische Wildpflanzen für den Tagebau

Wie Leag und der Landschaftspflegeverband den Tagebau Nochten rekultivieren und eine Samenbank live schaffen.

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Forstwirt Michael Rösler von der Leag-Rekultivierung, Maria Höhne (Projektleiterin „DiverGenPlus“ beim DVL) und Revierförster Olaf Hanspach (von links) begutachten die frisch angepflanzte Plantage.
Forstwirt Michael Rösler von der Leag-Rekultivierung, Maria Höhne (Projektleiterin „DiverGenPlus“ beim DVL) und Revierförster Olaf Hanspach (von links) begutachten die frisch angepflanzte Plantage. © Foto: Leag

Den milden November dieses Jahres haben die Lausitz Energie Bergbau AG (Leag) und der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) genutzt, gebietseigene Sträucher aus regionaler Produktion ins Rekultivierungsgebiet des Tagebaus Nochten zu bringen. „Gebietseigene Pflanzen haben ihren genetischen Ursprung in der Region und sind daher optimal an die jeweiligen Standort- und Klimabedingungen angepasst. Sie sind im Wortsinn hier verwurzelt“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung. Begrünungen mit gebietseigenen Pflanzen bieten Nahrung und Lebensraum für unsere heimische Tierwelt und unterstützen Ökosysteme bei der Anpassung an sich verändernde Umweltbedingungen.

1.330 Hundsrosen und 1.115 Weißdorne wurden im Tagebau Nochten in den vergangenen Tagen gepflanzt. Bei den Sträuchern handelt es sich um zertifizierte gebietseigene Gehölze, die im Rahmen der vom Freistaat Sachsen geförderten DVL-Projektreihe „DiverGen“ für die Anlage von sogenannten „Erhaltungs- und Vermehrungshecken“ produziert wurden. Zwischen 2015 und 2017 ließ der DVL dazu anerkannte gebietseigene Wildgehölzbestände in verschiedenen Regionen Sachsens beernten und übergab die Früchte anschließend zur Aufbereitung und Sämlingsanzucht an den Staatsbetrieb Sachsenforst sowie an die Forstbaumschule „Fürst Pückler“ in Zeischa (Brandenburg). Ab 2017 wanderten die Sämlinge zur Verschulung an die Leutersdorfer Baumschulen in der Oberlausitz.

„Saatenbank“ an der frischen Luft

In diesem Herbst kam nun ein Teil dieser wertvollen Pflanzen auf eine zwei Hektar große Fläche auf dem Gelände der Leag. Mit dieser Maßnahme wird nicht nur ein weiterer Teil der ehemaligen Abbaufläche des Tagebaus Nochten begrünt. Die Anlage soll zukünftig auch noch einem zweiten wichtigen Zweck dienen: als Erhaltungsbestand pflanzengenetischer Ressourcen könnte sie in einigen Jahren für die Gewinnung von gebietseigenem Saatgut zur Verfügung stehen. Bislang kann das für die Produktion von gebietseigenen Gehölzen benötigte Saatgut in Sachsen nur von ausgewählten und anerkannten Wildbeständen mit Genehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde gesammelt werden. Viele dieser natürlichen Bestände sind jedoch durch Vergreisung, Trockenheit und Isolation bedroht.

Schüler dürfen nicht helfen

„Neue Hecken und Plantagen gebietseigener Gehölze werden also dringend benötigt“, erklärt Michael Rösler, Forstwirt im Fachbereich Rekultivierung der Leag. „Wir haben daher für unsere Hundsrosen- und Weißdorn-Plantage in Nochten beim Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie die Aufnahme in das Verzeichnis gebietseigener Gehölze Sachsens beantragt. Damit sind sie sozusagen als Gen-Spender für künftige Generationen vorgesehen. Wir wollten diese Pflanzung übrigens gern auch zusammen mit der künftigen Generation junger Menschen vornehmen. Aber die ursprünglich mit Schülern vom Landau-Gymnasium in Weißwasser geplante Pflanzaktion, konnte aus Gründen des Corona-Schutzes leider nicht stattfinden. Wir hoffen, dass wir das bei einer anderen Pflanzung im nächsten Jahr nachholen können.“

Bedarf ist riesengroß

„Die Nachfrage nach gebietseigener Baumschulware ist nicht zuletzt aufgrund naturschutzrechtlicher Bestimmungen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen“, sagt Projektleiterin Maria Höhne vom DVL. „Dem steht allerdings derzeit noch ein sehr eingeschränktes Angebot gegenüber. Der DVL legt deshalb gemeinsam mit Kooperationspartnern wie der Leag Vermehrungs- und Erhaltungshecken gebietseigener Gehölze in ganz Sachsen an, um die Grundlagen für einen Ausbau der Produktion zu schaffen.“ Gebietseigene Gehölze werden nicht nur für die Rekultivierung von ehemaligen Tagebaugebieten, sondern auch für Pflanzungen entlang von außerörtlichen Straßen und Gewässern sowie für Kompensationsmaßnahmen benötigt. (SZ)

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