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Hier soll der nächste Solarpark bei Weißkeißel hin

Die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) hat eine 60 Hektar große Fläche im Blick und stellte ihr Projekt daher erstmals öffentlich im Gemeinderat vor.

Von Sabine Larbig
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Westlich vom Ortskern von Weißkeißel, hinterm Eichendamm in Richtung Froschteichgraben, plant die EnBW einen 60 Hektar großen Solarpark. Die Grundstücke sind nicht im Eigentum der Gemeinde. Dennoch hat sie letztlich Mitspracherecht beim Projekt.
Westlich vom Ortskern von Weißkeißel, hinterm Eichendamm in Richtung Froschteichgraben, plant die EnBW einen 60 Hektar großen Solarpark. Die Grundstücke sind nicht im Eigentum der Gemeinde. Dennoch hat sie letztlich Mitspracherecht beim Projekt. © Joachim Rehle

Wo hinterm Eichendamm in Richtung Froschteichgraben noch Wiesen, brache Landwirtschaftsflächen und Weiden privater Viehhalter sind, soll möglichst ab 2024 eine Photovoltaikanlage stehen und arbeiten. Zwischen 30 bis maximal 60 Megawatt Leistung kann der Solarpark haben, dessen aus Sonnenenergie gewonnener Strom mittels Erdkabeln ins öffentliche Netz des Versorgers MitNetz eingespeist werden soll. So sehen es die Pläne der Projektentwickler von EnBW vor.

Das Unternehmen, welches mit Ex-Formel-1-Rennfahrer Nico Rosberg längst Werbung für Deutschlands größtes Ökostrom-E-Schnellladenetz macht, will bis 2025 allein 2.500 Schnellladestellen aus Wind- und Solarparks versorgen. Da EnBW Strom aus erneuerbaren Energien selbst erzeugt, vermarktet, vertreibt und handelt, sucht das Unternehmen stetig neue Flächen für Anlagen. Auch und gerade in Ostdeutschland und Sachsen, da hier viele geeignete Flächen in der Förderkulisse benachteiligter Gebiete liegen. Das bedeutet, dass dort wegen schlechter Boden- und Ertragswerte nur geringe bis gar keine ackerbauliche Nutzung möglich ist und keine Einstufungen als Schutzgebiete vorliegen.

Dieser für Investoren wie EnBW ideale Zustand trifft auf die 60 Hektar in Weißkeißel zu, die zudem nur geringe Einsehbarkeit der geplanten Anlage vom Ortskern aus sowie ausreichende Entfernung und Sichtschutz durch Baumreihen aufweist. Das reizt natürlich Projektentwickler.

„Wir sind bei unseren Anlagen als Investor und Betreiber tätig, also Partner von der Planung bis zum kompletten Rückbau nach 30 Jahren Nutzung der Anlagen“, informierte Michael Matthes, Projektleiter Photovoltaik bei EnBW, kürzlich bei der Vorstellung des Vorhabens im Gemeinderat von Weißkeißel. Der hat vorerst zwar keinerlei Mitbestimmungsrecht, da die von der EnBW anvisierten Flächen nicht in kommunalem Eigentum sind. Verpachten oder verkaufen ihre Eigentümer aber an das Unternehmen, welches zu 47 Prozent dem Land Baden-Württemberg sowie weiteren 47 Prozent Kommunen und Landkreisen gehört, ist die Gemeinde gefragt. Sie muss dann Baurecht schaffen, also einem durch den Investor erstellten Bebauungsplan (B-Plan) zustimmen, diesen Plan öffentlich auslegen – um Träger öffentlicher Belange wie Naturschützer, Bürger, Behörden und mehr zu beteiligen – und einen Satzungsbeschluss zum B-Plan fassen.

Werbung für Vorteile der Anlage

Noch ist es nicht soweit, sind Gemeinde und Räte vorsichtig, weshalb sie eine allgemeine Bürgerinformation zum Vorhaben auf der Internetseite von Weißkeißel planen – schnellstmöglich. Denn man sei, so Bürgermeister Andreas Lysk (parteilos), in Sachen erneuerbarer Energie-Projekte ein „gebranntes Kind“. „Vor zwei Jahren wurde uns ein Vorhaben, das unseren Ortsteil Bresina mit betraf, vorgestellt und viel versprochen. Nun wird der Solarpark gebaut, aber bei uns meldete sich nie wieder jemand.“ Und, so Lysk weiter, die Energiewende sei im Ort bereits spürbar angekommen. „Wir hatten das erste Windrad der Region, sind inzwischen von Solar- und Windpark-Vorhaben umzingelt, die sich alle auf Weißkeißel auswirken. Selbst wenn es nur optisch ist.“

Wie EnBW auf Weißkeißel kam, wollte Gemeinderat Thomas Jurk (SPD) dennoch wissen. „Durch Anzeigenschaltungen in Fachzeitschriften“, erklärte EnBW-Mitarbeiter Björn Müller. „Da kommen Eigentümer gezielt auf uns zu, weil sie sichere Einnahmen haben wollen.“ Somit gäbe es auch keine betroffenen Eigentümer im Ort, die vom Vorhaben noch nichts wissen.

Der geplante Solarpark werde, argumentierten die Projektentwickler weiter, zudem ein Gewinn für Artenvielfalt, Rückzugsraum für geschützte Tiere und deren Nahrungsquellen sein, sondern auch von Vorteil für Verpächter und Gemeinde. Neben Einnahmen der Gemeinde von bis zu 20.000 Euro je 10-Megawatt-Anlage plus Gewerbesteuer seien individuelle Wünsche wie Streuobstwiesen, unterirdische Wassertanks für Landwirtschaft, Fledermauskästen, Lehrpfad oder Flächennutzung durch Schäfer inklusive mobiler Wolfsschutzzäune möglich. „Wir haben Ideen, Sie haben Ideen und Wünsche. Gemeinsam planen und alles zusammenbringen – das ist unsere Vorstellung“, warb Matthes. Und er stellte Beteiligungsmodelle für die Einwohner vor: Strom-Spezialtarif und eine Beteiligung in Form privater Geldanlage mit festen Laufzeiten und Zinsen.

Trotz der dargelegten Vorteile blieb Skepsis bei den Gemeinderäten. Die reichte von der Länge der Anlagenbetreibung über technischen Wirkungsgrad und tatsächliche Stromerzeugung und -einspeisung ins öffentliche Netz bis zu den aktuell vielen aktiven Anbietern. Daher unterstrich Matthes, dass es ohne ein positives Votum des Gemeinderates für den Beginn eines Bauleitplanverfahrens kein Projekt gibt, weil die Gemeinde die komplette Planungshoheit über das Verfahren habe. „Wir bieten daher nicht nur Bürgerbeteiligung, sondern zur Information auch Bürgersprechstunden und -diskussionen an.“

Wie die Grundstückseigentümer entscheiden und wann das Projekt damit wieder die Räte beschäftigt, bleibt abzuwarten.

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