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Kurt Plutas Ostereier-Kratz-Federmesser ruht nun für immer

Für seine kleinen Kunstwerke erhielt der Weißwasseraner viele Preise. Jetzt ist er im Alter von 86 Jahren verstorben.

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Bereits zum 54. Mal nahm der Weißwasseraner Kurt Pluta 2022 am „Wettbewerb um das schönste sorbische Osterei“ teil. Im März verstarb er unerwartet im Alter von 86 Jahren. Seine Volkskunst bleibt unvergessen.
Bereits zum 54. Mal nahm der Weißwasseraner Kurt Pluta 2022 am „Wettbewerb um das schönste sorbische Osterei“ teil. Im März verstarb er unerwartet im Alter von 86 Jahren. Seine Volkskunst bleibt unvergessen. © Jost Schmidtchen

Weißwasser. Der Name Pluta verbindet sich über fünf Generationen hinweg mit bunten Ostereiern. Sieben Familienmitglieder üben diese traditionelle Volkskunst aus. Kurt Pluta, geboren am 14. September 1935, hat dafür gesorgt, dass das so war und nach seinem unerwarteten Tod auch bleiben wird. Der gebürtige Oberschlesier erlernte schon als Kind unter Anleitung seiner Großmutter im Heimatdorf Dünenfeld (heute Cisowa) das Eierverzieren in der Kratztechnik, die bis heute in Oberschlesien dominiert und dort von der verbliebenen deutschen Minderheit bewahrt wird.

Kurt Pluta kam 1961 aus Polen nach Weißwasser. Inmitten der sorbischen Lausitz fand der Chemieingenieur nicht nur Arbeit im Glaswerk, sondern auch als Ostereierkünstler seine zweite Heimat an richtiger Stelle. In den sorbischen Dörfern rund um Weißwasser und in der Stadt selbst lernte er viele Gleichgesinnte kennen. Die kleinen Kunstwerke von Kurt Pluta haben ihre eigene Philosophie. Unter den bekannten sorbischen Verziertechniken gilt die Kratztechnik als die aufwendigste, die eines hohen Maßes an Fingerspitzengefühl bedarf. Deshalb gab es 1970 großes Erstaunen, als Kurt Pluta beim „Wettbewerb um das schönste sorbische Osterei“ erstmals gekratzte Eier einreichte. In diesem Jahr war er zum 54. Mal Wettbewerbsteilnehmer. Letztmals ...

Viele Preise brachte er mit nach Hause. Ehefrau Bärbel lernte bei ihm das Ostereierverzieren in der Kratztechnik ebenso wie die Söhne Peter (geboren 1963), Simon (1964) und Martin (1970). Inzwischen haben sich sogar die in Hamburg lebenden Enkel an diesem Wettbewerb in der Jugendklasse beteiligt und gut abgeschnitten. Alle Pluta-Eier ähneln sich im Stil ihrer Ornamente. So kratzte Kurt Pluta nicht nur sorbische Motive auf die Eier, auch oberschlesische Motive wie Rauten und Ranken finden sich.

Er ließ aber auch seiner Fantasie freien Lauf, kratzte Florales sowie Tiere wie Eule, Hase, Henne und Hahn und ebenso religiöse Motive, wie Kelch, Kreuz, Lamm und Fisch. Mit Sinn und Hintersinn verzierte er auch Sprucheier. Da kann man lesen: „Der liebe Gott sieht alles, Nachbarn sehen mehr“ oder „Lieber würzig mit 40 als ranzig mit 20“.Die Eier, die Kurt Pluta verzierte, kamen nicht nur aus dem Hühnernest. Auch Zwerghühner-, Gänse-, Nandu- und Straußeneier sind unter seinen Exponaten. Der Ostereierkünstler wusste: „Ob Mensch, ob Tier, es bleibt dabei, ihr Ursprung ist ein kleines Ei“. Neben der Teilnahme an den Lausitzer Ostermärkten präsentierte sich Kurt Pluta seit 2009 mit seinen Ostereiern im Kloster Buch bei Leisnig, war ein gern gesehener Gast. Das Verzieren beginnt bei Familie Pluta im Oktober und ist für alle eine sinnvolle Winterfreizeitbeschäftigung, die bis Ostern andauert. Das wird ohne den Vater und Ehemann auch so bleiben.

Am 22. März, mitten in der Vorosterzeit, hat uns Kurt Pluta im Alter von 86 Jahren für immer verlassen. Ob er seinen letzten Preis vom „Wettbewerb um das schönste Osterei“ 2022 noch wahrgenommen hat, wissen wir nicht. Seine letzte Ruhestätte fand er am 2. April auf dem Katholischen Friedhof in Bad Muskau. Kurt Pluta wird uns in Erinnerung bleiben, als ein Mensch, der Weißwasser und die gesamte Lausitz mit seinen Ostereiern künstlerisch prägte. (jos)

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