Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Weißwasser

Lösung für Zukunft des Krauschwitzer Spaßbades gefunden

Seit zwei Jahren wurde hinter den Kulissen ein Weg gesucht, der Bad und Weiterentwicklung rechtlich sowie finanziell sichert und die Gemeinde entlastet.

Von Sabine Larbig
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Aktuell ist die Erlebniswelt Krauschwitz wegen Revision geschlossen. Schwimmen, schwitzen, planschen, in Sole schweben und mehr sind erst ab 12. Juni wieder möglich. Während der Schließzeit möglich gemacht wurde dagegen eine Lösung, mit der Krauschwitz al
Aktuell ist die Erlebniswelt Krauschwitz wegen Revision geschlossen. Schwimmen, schwitzen, planschen, in Sole schweben und mehr sind erst ab 12. Juni wieder möglich. Während der Schließzeit möglich gemacht wurde dagegen eine Lösung, mit der Krauschwitz al © Sabine Larbig

Baden, saunieren, im Solebecken entspannen oder lecker in der Badgaststätte futtern - geht aktuell nicht. Die Erlebniswelt Krauschwitz (EWK) hat wegen Revision geschlossen, öffnet am 12. Juni wieder für Besucher. Die können sich dafür bereits auf die Monate Juli und August samt familien- und urlaubsfreundlichem Angebot freuen: Ganztags für den Preis von drei Stunden Eintritt bleiben.

Nicht nur EWK-Geschäftsführer Torsten Noack hofft, trotz der anbieterstarken Freibad-Saison damit viele Gäste ins Bad samt Liegewiese und Außenbecken zu locken und die Besucherzahlen weiter anzukurbeln. Kamen im Vorjahr 66.000 Gäste, so waren es bis April 2023 bereits 22.000. Das Vorjahr könnte also übertroffen werden. Benötigt werden die Einnahmen dringend. Denn in die Erweiterung des Bades mit Tiny-Häusern, Zelt- und Caravan-Stellplätzen im Außengelände, sowie Modernisierung von Anlagen, Technik und Duschbereichen muss dringend investiert werden, um wirtschaftlich und zukunftsfähig zu bleiben. Laut Badchef seien Investitionen von 6 bis 8 Millionen Euro nötig.

Investitionsstau in Millionenhöhe

Ganz vorne stehe dabei die künftige Wärmeversorgung. Bislang läuft die über ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk. Dessen Wärmetauscher ist defekt, das Werk aktuell stillgelegt. Nach 80.000 Betriebsstunden mit einem stündlichen Verbrauch von 23 Kubikmetern Gas für Wärme und Strom sowie täglich 100 Litern verdampfendem Wasser durch den Defekt müsste es eigentlich neu gebaut werden. Andererseits will und muss die EWK aus Klima- und Geldgründen vom Gas weg. Deshalb will Torsten Noack in den nächsten Monaten die Ausschreibung für ein wirtschaftlich-technisches Gutachten auf den Weg bringen. Das zeigt nicht nur Wege der Neuausrichtung, sondern ist zugleich Voraussetzung für einen Fördermittelantrag beim sächsischen Förderprogramm „GA Infra“. Das Programm finanziert unter anderem Investitionsvorhaben zur Errichtung und Erweiterung öffentlicher Einrichtungen des Tourismus, wozu das Krauschwitzer Bad zählt, mit 90 Prozent. „Wenn wir nur zwei Millionen für Investitionen bekämen, wäre uns schon sehr geholfen“, verrät der Bad-Chef.

Damit er das Gutachten ausschreiben und Förderprogramme anzapfen kann, braucht die Erlebniswelt Krauschwitz jedoch zuerst ein neues Konstrukt. Dazu berieten in den letzten zwei Jahren die Gemeinde Krauschwitz, der Aufsichtsrat – zu dem Gemeinderäte und der Kreiskämmerer Thomas Gampe gehören –, die Kommunalaufsicht, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater. Gefunden worden sei, so der Krauschwitzer Bürgermeister Tristan Mühl, ein Kompromiss, der eine „einvernehmliche, steuerrechtlich korrekte, langfristige Lösung“ für Gemeinde und Erlebniswelt darstelle. Die gesetzlich und steuerrechtlich machbare Lösung sei der Verkauf des in Eigentum der Gemeinde befindlichen Anlagevermögens des Bades samt rund 38.000 Quadratmetern Fläche an die Erlebniswelt Krauschwitz GmbH für einen Euro.

Neues Bad-Konstrukt beschlossen

Zwar hat das Objekt, laut Gutachten von 2020, einen Wert von etwa 520.000 Euro. Das könnte die EWK GmbH jedoch nie finanzieren. Daher wurde von externen und kreislichen Finanz- und Rechtsexperten zum symbolischen Kaufpreis geraten. Beschlossen, mit einer Gegenstimme, hat den Vermögensübergang zum 1. Juli 2023 der Krauschwitzer Rat in einer Sondersitzung am Montagabend. „Mit dem Beschluss lösen wir vier Probleme, die seit Jahren bestehen und sich seit 2019 zuspitzten“, erklärte der Bürgermeister im Vorfeld der auf Antrag von Frank Lehmann (Freie Wählervereinigung) beantragten namentlichen Abstimmung.

Ein gelöstes Problem, so der Bürgermeister, sei der bisherige Verstoß gegen das EU-Beihilferecht durch die schuldrechtliche Vereinbarung zwischen EWK und Gemeinde. Danach fließen jährlich maximal 300.000 Euro Zuschuss ans Bad, wodurch Rückzahlungen drohten. Vom Tisch ist auch das Problem der Betriebsaufspaltung durch gegenseitige Miet- und Pachtverträge samt drohender Mehrkosten sowie Steuerrückzahlungen. Nicht zuletzt wird der Haushalt der Gemeinde entlastet. „Die Badunterhaltung ist eine freiwillige Aufgabe. Da wir als Gemeinde in der Haushaltskonsolidierung sind, dürfen wir weder die bisherigen maximalen Jahreszuschüsse zahlen noch Kredite oder Fördermittel in Anspruch nehmen, um den Investitionsstau des seit 20 Jahren auf Verschleiß fahrenden Bades zu beheben. Die GmbH als Grundstückseigentümer darf dagegen Investitionskredite beantragen, kann so Investitionen selbst steuern“, unterstrich Mühl.

Laut Badchef Torsten Noack sei der Wirtschaftsplan des Bades durch Einnahmen und Ausgaben bis 2024 in trockenen Tüchern. Bis 2026 sehe es auch danach aus, da Konkurrenzbäder im Umland in diesem Zeitraum geschlossen seien; da man bereits in Anbieterverhandlungen zwecks günstiger Strom- und Wärmetarifen ab April 2024 sei und zeitnah in neue, wirtschaftlichere Lösungen investieren werde und müsse. Nur ohne Zuschüsse, auch dies zeigte die Sonderratssitzung, kommt das Bad nie aus. So zahlt die Gemeinde Krauschwitz weiter bis 2032 beziehungsweise 2035 zwei Badkredite in Gesamthöhe von 1,2 Millionen Euro ab. Weitere 65.000 Euro pro Jahr gibt es als Zuschuss der Gemeinde. Diese Summe sei, laut Bürgermeister, im Doppelhaushalt 2023/24 eingestellt und auch für die Folgejahre vorgesehen, solange der Haushalt ausgeglichen ist und von der Kommunalaufsicht genehmigt wird.

Umsetzung hängt auch vom Kreis ab

Offen ist dagegen der jährliche Zuschuss des Landkreises Görlitz, der das Trixi-Bad und das Krauschwitzer Bad als „touristische Schwergewichte“, wie sie Landrat Stephan Meyer selbst kennzeichnete, unterstützt. Krauschwitz bekommt aktuell 50.000 Euro im Jahr.

Leider ist der Kreis nun Schuldenmillionär und darf, wie Krauschwitz, keine freiwilligen Aufgaben mehr mit finanzieren. „Wenn das Land sagt, der Kreis darf Bäder nicht mehr unterstützen, funktioniert unser Konstrukt nicht. Aber davon gehe ich nicht aus, weil sich der Landrat selbst für Erhalt und Kooperation von Bädern & Co. einsetzt und ich hoffe, dass die Kreisräte nicht da streichen. Sonst wird vieles zu sein“, gibt sich Tristan Mühl optimistisch. Motiviert sind auch die Krauschwitzer Räte. „Wir sind alle keine Hellseher, aber es ist für mich der richtige Weg“, erklärte Rat und Bad-Aufsichtsratmitglied Mario Brendel zum Beschluss. Als „gesunden Kompromiss zwischen Gemeindehaushalt und EWK-Fortbestand“ bezeichnete ihn Mario Mackowiak, während Frank Lehmann „blauäugiges Denken, weil der Kreis pleite ist“ vorwarf. Dass der Beschluss in eine sichere Bad-Zukunft führt, wird gehofft.

Dafür war der Ratsbeschluss zwar das Wichtigste, aber nur der Anfang. Folgen müssen bis 1. Juli die inhaltlich-rechtliche Anpassung des Gesellschaftervertrags; bürokratische, notarielle und finanztechnische Schritte.