Mehr als doppelt so viel Regen wie üblich

Von den sogenannten Hundstagen ist nichts zu merken. Temperaturen um die 30 Grad, Hochdruckeinfluss, blauer Himmel – das kennzeichnet die Hundstage, die oft die Zeit Anfang August beeinflussen. So ist es dieses Jahr nicht, erklärt Anja Juckeland, Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Leipzig. Das Wetter der kommenden Tage wird eher so aussehen wie im Juli.
Der Juli 2021 wird mit der Hochwasserkatastrophe in Westdeutschland lange im Gedächtnis bleiben. Auslöser war ein Tiefdruckgebiet über Deutschland, dessen Wirbel und feuchte Luftmassen sich aus dem Schweizer Raum, Österreich, dann Tschechien in Richtung Nordsee bewegten, sich von dort – gegen den Uhrzeigersinn – in Richtung Rheinland-Pfalz und NRW drehten, „und diese verheerenden Wassermassen mit sich brachten“, erklärt Anja Juckeland.
Mann starb in seinem Keller
Die Folgen in der Oberlausitz waren insgesamt zwar überschaubar. Vom Unwetter besonders betroffen war aber am 26. Juli die Stadt Weißwasser. Die Regenkanalisation konnte die Wassermassen gar nicht so schnell aufnehmen. Folge: Es liefen Keller voll und wurden Straßen überspült. Ein 67-jähriger Mann kam ums Leben, als er Regenwasser aus dem Keller seines Gartenhauses abpumpen wollte. Offenbar erhielt er durch die Tauchpumpe einen Stromschlag.
Mehr als doppelt so viel Regen wie sonst üblich maß die Görlitzer Wetterstation. An der wären laut langjährigem Juli-Mittel 70,1 Liter pro Quadratmeter normal. Tatsächlich regnete es an der Görlitzer Wetterstation vergangenen Juli knapp 160 Liter pro Quadratmeter. Das war auch mehr als der sächsische Niederschlagsdurchschnitt von 125 Litern, der ebenfalls über dem Doppelten des sächsischen langjährigen Mittels lag.
Die Tage mit dem meisten Niederschlag in Görlitz waren der 11. und 17. Juli mit jeweils 32,4 Litern pro Quadratmeter. „Wenn man das ein paar Tage hat, kommt man schnell auf solche Werte“, sagt Anja Juckeland. Gerade um den 11. Juli brachte die Unwetterfront auch heftige Gewitter mit sich sowie Niederschlagsfelder, die sich punktuell sehr unterschiedlich entluden. In der Nacht zum 14. Juli etwa sorgten Gewitterzellen, die sich zunehmend zusammenschlossen, für unzählige Blitze über der Stadt – geregnet hat es zumindest an der Wetterstation lediglich 5,3 Liter. „Und 200 Meter weiter kann es wieder ganz anders ausgesehen haben.“
Schwere Schäden blieben aber aus. Auch, weil sich der Pegel der Neiße in Grenzen hielt.
Nach den Niederschlägen in der Monatsmitte war er an der Görlitzer Messstation zeitweise über die Alarmstufe 1 gestiegen, kratzte auch an der Alarmstufe 2. Feuerwehreinsätze, wegen Überschwemmungen, gab es aber keine. „Mit einem blauen Auge davongekommen“, fasste die Görlitzer Feuerwehr zusammen. Im Süden des Landkreises sah die Lage kritischer aus. Dort hatte die Neiße kurzzeitig Alarmstufe vier überschritten und auch kleinere Flüsse traten über die Ufer, die Lage beruhigte sich aber schnell wieder.
Trotz Unwetter zu warm
Maximalwerte brachte der Juli insgesamt nicht: Die heftigsten Regenschauer maß die Görlitzer Wetterstation im Juli 1981 mit 273 Litern pro Quadratmeter. Trockenster Juli dagegen war bisher der im Jahr 2006, mit lediglich sieben Litern Niederschlag. Auch wenn es nicht so wirkte, war der Juli etwas zu warm. Das Temperatur-Monatsmittel lag bei 19,6 Grad Celsius, üblich wären nach langjährigem Mittel für einen Juli in Görlitz 17,3 Grad. Wärmster Tag war der 26. Juli mit einer Maximaltemperatur von 29,1 Grad. Am 23. Juli dagegen war das Thermometer auf bis zu 11,4 Grad gesunken.

Neiße noch im Blick behalten
Wechselhaft wird es auch in den kommenden Tagen sein. Diese Wetterlage hat sich bereits am zurückliegenden Wochenende eingestellt, erklärt Anja Juckeland. Für diese Woche prognostiziert der DWD für den Kreis Görlitz Maximalwerte von bis zu 25 Grad, die Tiefsttemperaturen können bei acht bis zehn Grad liegen. Der aktuellen Lage nach kommen auch wieder aus dem Mittelmeerraum feuchte Luftmassen, die Schauer und Gewitter bringen können. „Die Regenwahrscheinlichkeit in den kommenden Tagen ist hoch“, auch in Tschechien ist mit viel Regen zu rechnen, sagt Anja Juckeland. Daher sollte man die Neiße wieder im Blick behalten, rät sie.