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Mehrzweckgebäude soll „Deutsches Haus“ ersetzen

Der Bau ist eines der Strukturwandel-Projekte in Krauschwitz. Zu denen werden bald auch die Einwohner befragt.

Von Sabine Larbig
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Das Deutsche Haus in Krauschwitz war am 2. Weihnachtsfeiertag 2013 eingestürzt und hatte Haus, Garage und Auto des Nachbarn beschädigt.
Das Deutsche Haus in Krauschwitz war am 2. Weihnachtsfeiertag 2013 eingestürzt und hatte Haus, Garage und Auto des Nachbarn beschädigt. © Archivfoto: André Schulze

Die Gemeinde Krauschwitz will Kohlegelder nutzen, um sich fit für die Zukunft zu machen. Zu den Vorhaben gehören die Schaffung eines Jugendzentrums im Vereinsobjekt von Stahl Krauschwitz, die Sanierung der Oberschule Krauschwitz, die Umgehungsstraße, die Umstrukturierung der Erlebniswelt, der Bau eines Rechenzentrums sowie die Errichtung eines Mehrzweckgebäudes an Stelle der Ruine der einstigen Traditionsgaststätte „Deutsches Haus“. Noch sind keine der Projekte eingereicht oder bestätigt. Im Hintergrund arbeitet die Gemeinde jedoch fieberhaft an der Umsetzung. Nachdem der Gemeinderat zudem im September einer Willensbekundung über die Zusammenarbeit mit der Strukturwandel-Task-Force der kreislichen Entwicklungsgesellschaft Niederschlesische Oberlausitz mbH (ENO) zustimmte, kann Krauschwitz künftig auch auf deren fachliche Unterstützung setzen.

Neubau soll viele Lücken schließen

Eines der ersten und wichtigsten Zukunftsprojekte, an dem gemeinsam gearbeitet wird, ist der Neubau des Mehrzweckgebäudes anstelle vom „Deutschen Haus“. So will man die Brache der Gaststätte beseitigen und die Entwicklung des Ortskerns vorantreiben. Denn in den Neubau sollen die Gemeindeverwaltung, medizinische Einrichtungen wie Arztpraxen, Physiotherapien, Telemedizin und ähnliches, aber auch gewerbliche Mieter oder ein Polizeiposten einziehen können. Mit dem Bau würden somit neue Angebote und Arbeitsplätze geschaffen und bestehende vernetzt und konzentriert, wodurch Bürger sogar kürzere Wege haben. Auch vorhandene Missstände, wie überalterte und teuer zu sanierende Bausubstanz, könnten durch Umzug in den Neubau beseitigt werden. Gleichzeitig würden der Abriss der Gasthaus-Ruine, für den bislang ebenso das nötige Geld, fehlt wie für die dringend erforderliche energetische und brandschutztechnische Sanierung des bisherigen Verwaltungsgebäudes, möglich. Aber, dies ist die Krux, für den Neubau gibt es kein Förderprogramm.

Aus all diesen Gründen will Krauschwitz für das rund sechs Millionen Euro teure Mehrzweckgebäude an Kohlegelder kommen. So könnten zudem 95 Prozent der Kosten gedeckt werden. Damit es dazu kommt, müssen jedoch Planungen forciert und Vergaben europaweit ausgeschrieben werden. In ihrer September-Sitzung stimmten die Räte daher mehrheitlich für die Beauftragung eines Dresdner Planungsbüros, welches einen Architektenwettbewerb und das Vergabeverfahren auf den Weg bringen soll. „Wir müssen rechtssicher ausschreiben“, begründete Bürgermeister Tristan Mühl und ergänzte: „Ein solches Verfahren bei uns im Haus anzuschieben, können wir aber nicht leisten.“

Experten beraten die Gemeinde

Um parallel eine fundierte und termingerechte Antragstellung für Kohle-Gelder abzusichern, arbeitet die Gemeinde auch Hand in Hand mit der ENO-Task-Force. Denn auch die Beantragung ist ein komplexer und langwieriger Prozess, wie Saskia Brosius vom ENO-Innovationsteam bereits im September den Gemeinderäten erläuterte. Daher wolle man gemeinsam mit der Gemeinde bestehende Potenziale heben und fördern und dort unterstützen, wo es nötig sei. „Weil der Weg lang und schwierig ist, ist die Task Force für uns ein wichtiger Partner, da sie mit ihren Experten unentgeltlich arbeitet und weiß, was benötigt wird, weil letztlich auch ENO und Landkreis ihre Stellungnahmen zu Strukturwandel-Projekten abgeben“, argumentierte Bürgermeister Tristan Mühl.

Und noch etwas versprachen die Experten vom Innovationsteam: die Einbeziehung der Bürger und Unternehmen in den örtlichen Strukturwandelprozess.

Bürger sollen beteiligt werden

Schon ab diesem Herbst, so Johannes Sauerwein, Mitgeschäftsführer der auf Sanierungs- und Innovationsmanagement spezialisierten und in der Task-Force integrierten Firma Grantiro, sollen Workshops, Bürgerinterviews und Marktanlaysen in Krauschwitz durchgeführt werden. Selbst einen Heimatausschuss will man bilden, um Ideen zu sammeln und die besten in Geschäftsmodelle zu überführen. „Wir wollen niemandem erklären, wie Strukturwandel geht. Die Menschen haben genug Ideen“, begründete Sauerwein die Bürgerbeteiligung, über deren Ablauf bald auch auf der Internetseite der Gemeinde und im Amtsblatt informiert werde. Ob es auch um Ideen örtlicher Wirtschaft und Firmen gehe, wollte Gemeinderat Detlef Roitsch wissen. Dies bestätigte Sauerwein.„Bei all dem dürfen wir wesentliche Ziele und Probleme wie Schulsanierung, Erlebniswelt und Umgehungsstraße, nicht aus den Augen verlieren. Am Ende müssen wir alles bezahlen können“, gab Mario Mackowiak zu bedenken. Daher, so Sauerwein, lege die Kommune die Aufgaben der Task-Force fest. Bürgerbeteiligung sei ein separater, paralleler Ideenfindungsprozess.

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