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Schleife besteht 750 Jahre – so wird gefeiert

Vom 17. bis 19. Juni erwartet der Ort viele Gäste aus dem In- und Ausland. Da ist von Dudelsack bis Partymugge für jeden Geschmack etwas dabei.

Von Constanze Knappe
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Sozusagen den letzten Schliff holten sich Musikanten und Tänzer des Sorbischen Folkloreensembles Schleife bei der Generalprobe im SKC. Am Festwochenende werden auch sie einen großen Auftritt auf der Bühne haben und obendrein mit anderen kleinen Einlage
Sozusagen den letzten Schliff holten sich Musikanten und Tänzer des Sorbischen Folkloreensembles Schleife bei der Generalprobe im SKC. Am Festwochenende werden auch sie einen großen Auftritt auf der Bühne haben und obendrein mit anderen kleinen Einlage © Joachim Rehle

Diesem Wochenende fiebert Schleife schon lange entgegen: Gefeiert wird das 750-jährige Jubiläum der Ersterwähnung und das in Verbindung mit dem 9. internationalen Dudelsackfestival. Während für das Sorbische Folkloreensemble und den Posaunenchor der Kirchengemeinde die Generalprobe ansteht, legt man in den Vereinen letzte Hand an die Dekorationen auf den Festwagen zum großen Umzug, ist der Bauhof der Gemeinde zum Beispiel beim Aufbau der Bühnen zugange. Am heutigen Mittwoch wickelt die Domowina-Ortsgruppe die Girlande, mit welcher die Ehrenpforte am Sorbischen Kulturzentrum (SKC) geschmückt wird. Noch so mancher Handgriff bleibt zu tun, bis Bürgermeister Jörg Funda (CDU) am Freitag um 17 Uhr das Festwochenende offiziell eröffnet.

Diana Matiza, Sprecherin des Domowina-Regionalverbands, und Stephanie Bierholdt, Mitarbeiterin im SKC, haben schon vorangegangene Dudelsackfestivals organisiert. Aber jetzt in der Verbindung mit dem Schleifer Jubiläum sei das noch einmal etwas ganz anderes, sagen sie. Die Frauen gehören der Vorbereitungsgruppe an. Bei ihnen laufen quasi die Fäden zusammen.

Wieder Dudelsack im Mittelpunkt

Der Auftakt in das Festjahr wurde am 21. Januar in der evangelischen Kirche Schleife vollzogen. Auf den Tag genau war Slepe (Schleife) im Jahre 1272 erstmals urkundlich erwähnt worden. Zu der Feierstunde waren wegen der Pandemie nur 100 Gäste erlaubt – und neben wenigen Offiziellen vor allem Schleifer Bürger eingeladen, die sich für das Gemeinwohl engagieren. Groß war seither die Hoffnung, dass alle weiteren Feierlichkeiten möglichst ohne größere Beschränkungen möglich sind.

Zum 9. internationalen Dudelsackfestival werden Gruppen und Ensembles aus Deutschland, Estland, Mallorca, Mazedonien, Polen und Tschechien erwartet. Die Ausschreibung wurde diesmal breiter gefasst, weshalb auch reine Folkloregruppen darunter sind. Alles in allem werden es um die 120 Musikanten, Sänger und Tänzer sein. Untergebracht werden sie im Kindererholungszentrum (Kiez) am Braunsteich in Weißwasser. Dass auch wirklich alle anreisen, die sich angemeldet haben, und nicht doch noch Corona zuguterletzt einen Strich durch die Rechnung macht, hofft Stephanie Bierholdt sehr. Wegen der Besucher hingegen hat sie keine Sorge. „Die Menschen haben wieder Lust zu feiern. Das haben Ostereiermarkt und Hexenbrennen doch eindrucksvoll bewiesen“, sagt sie.

Selbstverständlich wird auch das Schleifer Folkloreensemble am Wochenende einen großen Auftritt haben – erneut zusammen mit dem Posaunenchor der Kirchengemeinde. Fast wie eine Hymne wird dann „Schleife, du bist so ein schönes Dorf“ in Sorbisch erklingen.

Festumzug als Show der Vielfalt

Zur Vorbereitung des großen Festumzuges hatten sich Vertreter aller Vereine Ende April getroffen, um die Reihenfolge abzustecken. Während sonst bei den Umzügen zu den Dudelsackfestivals um die 30 Bilder zu sehen waren, sind es im Jubiläumszug diesmal mehr als 50. „Das ist schon richtig viel“, sagt Diana Matiza, die im Org-büro ein wachsames Auge auf alles haben wird. Nicht nur die Schleifer selber machen mit, im Zug präsentieren sich überdies Vereine aus allen sieben Dörfern des Schleifer Kirchspiels. „Da sind wir sehr froh darüber. Denn es zeigt den Besuchern, die auch von weiter weg anreisen, wie viele Vereine und was wir sonst noch so zu bieten haben“, unterstreicht Stephanie Bierholdt.

Bis Ende Mai hatten die Vereine bereits 378 Mitwirkende für den Festumzug gemeldet. Alles in allem werden es wohl mehr als 500 sein, schätzt Diana Matiza. Allein die Oberschule sei mit 111 Schülern dabei. Die Schule in Schleife, erst recht der neue Deutsch-sorbische Schulkomplex, sei wie ein Magnet – mit einem großen Einzugsgebiet. Schüler und Lehrer wollen das mit Ortsschildern dokumentieren. Angedacht sei auch, die Niederlausitzer, die Hoyerswerdaer und die katholische Schleifer Tracht zu zeigen. „Es wäre schön, wenn wir die Idee umsetzen könnten. Ob es realistisch ist, muss man sehen“, dämpft die SKC-Mitarbeiterin die Erwartungen.

Auch die Tänzer mussten bei der Generalprobe ran. Sie und die Musikanten freuen sich auf das Festwochenende – und auf Begegnung und Austausch mit den anderen Folkloregruppen.
Auch die Tänzer mussten bei der Generalprobe ran. Sie und die Musikanten freuen sich auf das Festwochenende – und auf Begegnung und Austausch mit den anderen Folkloregruppen. © Joachim Rehle

Entlang der Friedensstraße werden Höfe geöffnet sein: Der Kunstverein gestaltet mit Kindern Bilder, Jagdhornbläser unterhalten die Besucher, auch die Powerfrauen beteiligen sich. Die anfängliche Idee der „Offenen Höfe“ funktioniert durch das Engagement der Vereine, wie es scheint. Den Organisatoren habe schlichtweg die Zeit gefehlt, an jedem Hof zu klingeln, gesteht Diana Matiza. Für kleine kulturelle Einlagen werden jene Gruppen sorgen, die nicht gerade auf der großen Bühne dran sind.

Buntes Markttreiben ist auf dem Dorfanger und am SKC zu erleben. Viele Naturprodukte aus der Region und Erzeugnisse des traditionellen Handwerks werden zu haben sein, ebenso Blaudruck, Glasmalerei, Säge- und Schnitzarbeiten bis hin zu sorbischen Ostereiern und anderem mehr.

Wer in all dem Trubel kurz verschnaufen möchte, kann sich zwei Ausstellungen im SKC anschauen. Der Weißwasseraner Maler Horst Jurtz stellt Bilder aus Schleife und der Region aus, auch Persönlichkeiten aus dem Schleifer Leben wie Wolfgang Kotissek vom Folkloreensemble hat er gemalt. Der Schleifer Tischler Helmut Geißler zeigt ebenso Bilder seines Heimatortes.

Im Herbst geht das Jubiläum weiter

Mit kleineren Veranstaltungen wie den Kinoabenden und zwei Vorträgen wurde in den vergangenen Monaten zum Jubiläum hingeleitet. Sehr gut läuft außerdem die Aktion „750 Bäume für Schleife“, die mit dem Festwochenende noch keineswegs beendet ist. Die ursprünglich für das Frühjahr geplanten Dorfspaziergänge finden im Herbst statt. Ebenso ein sorbisches Leichtathletiksportfest am 28. September. Davor soll es zum Schuleingang eine „Wand des Wissens“ geben. „Dann ist auch der Druck für die Organisatoren weg“, blickt Stephanie Bierholdt voraus. Denn so kurz vor dem Start ins Festwochenende sei man in einer Phase, in der man alle Sinne braucht.

Alles steht und fällt mit dem Wetter. Maximal 25 Grad und ein leichtes Lüftchen wäre ideal. Je näher das Wochenende rückt, desto mehr steigt die Aufregung bei den beiden Frauen der Vorbereitungsgruppe. „Wenn alles reibungslos klappt, wird es sehr schön“, blicken sie voraus. Sie selber werden, wie auch viele freiwillige Helfer, am Wochenende voll im Einsatz sein. Stephanie Bierholdt moderiert zum Beispiel, Diana Matiza wird im Org-Büro im SKC für jedermann Ansprechpartnerin sein.

Aus dem Programm am Wochenende:

Freitag, 17. Juni: 18.30 Uhr Konzert Spreeriver Dixielandband, 21 Uhr Dudelsackkonzert mit Steirishstew, 22.30 Uhr Disko.

Sonnabend, 18. Juni: 10 bis 17 Uhr Markttreiben, 10 Uhr Frühschoppen mit der Spremberger Bläsergilde, ab 14 Uhr Programme auf dem Festgelände, Kinderüberraschungen, Dudelsackwerkstatt, 19 Uhr Konzert mit JelaJ, 20 Uhr Frank Proft und Spooky Stones, 21 Uhr Klingklang-Band, 22.30 Uhr Disko, 23 Uhr Feuerwerk.

Sonntag, 19. Juni: 9.30 Uhr Gottesdienst mit Dudelsackmusik in der ev. Kirche, 10 bis 17 Uhr Markttreiben, 9 bis 18 Uhr Helikopterrundflüge, 10 Uhr Frühschoppen, 11 Uhr Großer Festumzug, 13 bis 17 Uhr Programme auf zwei Bühnen, Dudelsackwerkstatt, 17 Uhr Abschlussfinale.

Parken: auf der Festwiese gegenüber der Sparkasse, auf der Wiese Richtung Gärtnerei Struck (Am Großteich), Alter Sportplatz (Spremberger Straße) mit Shuttle Service.

Verkehrseinschränkungen: Die Friedensstraße zwischen Strugaaue und SKC ist voll gesperrt. Die Umleitung erfolgt über die Hoyerswerdaer/Spremberger Straße. Wegen des Festumzuges sind am Sonntag von 11 bis voraussichtlich 13 Uhr auch die Spremberger Straße zwischen dem Schulkomplex und dem Kreisverkehr am Netto sowie die Friedensstraße vom Kreisverkehr bis zum SKC voll gesperrt.

Quelle: Gemeinde Schleife

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