Trommelklänge hallen über den Schulhof der Grundschule in Boxberg. Am Freitag soll in der Schulturnhalle ein „Sonnen-Mond-Fest“ gefeiert werden. Das klingt wenig spektakulär, erweist sich bei näherer Betrachtung aber doch als ein ziemlich großes Abenteuer. Denn die Kinder gehen mit „Trommelinho“ quasi auf eine Weltreise. Die Zweit- und Drittklässler sitzen auf dem Boden der Turnhalle mit jeweils einer kleinen Trommel vor sich. David Frick von der Argandona-Trommelwelt aus Köln gibt den Rhythmus vor. Die Mädels und Jungs haben schnell den Dreh raus und sind mit Eifer bei der Sache. Was ein bisschen an afrikanische Klänge erinnert, bildet später den musikalischen Rahmen für jenes Fest. Nach den Trommlern sind die „Wolken“ dran. Oder sollte man besser Wölkchen sagen? Acht Mädels werden mit einem speziellen Tanz auf ihren Part vorbereitet. Eine von ihnen soll einen Spagat machen. Für Lotti, die schon länger in einer Tanzgruppe mitmacht, kein Problem. Auch zwei, drei andere Mädels kriegen das locker hin.
„Kinder sind immer toll und schnell zu begeistern“, weiß der Musiker David Frick. Unter seiner Leitung wird innerhalb von vier Tagen ein einstündiges Stück erarbeitet und am Freitagnachmittag aufgeführt. Durchaus eine Herausforderung für die Kids in Boxberg. Das Team der Trommelwelt ist damit seit Jahren erfolgreich in Deutschlands Schulen und Kitas unterwegs. Zwar ändert sich das Thema der Projektwoche immer wieder, es bleibt dennoch „eine Trommelabenteuerreise“, wie es bei Argandona heißt. Die Trommel als Musikinstrument fördert unter anderem den Zugang zur Musik, Bewegungskoordination und Konzentrationsfähigkeit, so beschreibt es David Frick. Und nicht zuletzt würden beim gemeinsamen Trommeln das Selbstwertgefühl der Kinder und ihre soziale Kompetenz gestärkt, sagt er.
Letzteres hebt auch Schulleiterin Angela Frenzel hervor. Das sei aber nicht nur nach den sechs Wochen Sommerferien wichtig. „Gerade nach der langen Zeit der Corona-Pandemie mit wenig kulturellen Dingen wollten wir etwas tun. Die musikalische Reise um die Erde ist dafür bestens geeignet“, findet sie. In mehreren Workshops wird getrommelt, üben die einzelnen Gruppen für ihre Rollen, werden außerdem Masken gebastelt. Man darf auf das Ergebnis durchaus gespannt sein.
Diesmal kein Polnisch-Unterricht
Immer mit dabei sind auch die beiden ersten Klassen. 44 Mädchen und Jungen wurden am Sonnabend feierlich in die Grundschule aufgenommen. Sehr zur Freude der Kinder brachte auch diesmal die Feuerwehr Boxberg die Zuckertüten. Die Schulleiterin ist froh, dass das Wetter hielt und dass die Einschulung endlich wieder ohne Einschränkungen gefeiert werden konnte. Mit der Schulglocke hatte sie den Einmarsch eingeläutet und in der Feier großen Wert auf emotionale Momente gelegt. Für Angela Frenzel war es der 31. Schuleingang. „Ich war genau wieder so aufgeregt wie beim ersten Mal“, gibt sie zu. Mit neun Lehrern, darunter Quereinsteiger Daniel Kubik, und einer Referendarin startet die Grundschule Boxberg in das neue Schuljahr. Eine Kollegin sei an die Grundschule nach See abgeordnet worden. Ein bisschen traurig ist man im Kollegium, dass es keinen Polnisch-Unterricht mehr gibt. Das sei immer eine schöne Sache gewesen – auch wegen der Partnerschaft mit einer Grundschule in Lomnica. Diese sei allerdings während der Corona-Zeit eingeschlafen. Mit den Abstrichen an Polnisch habe man aber immerhin die Stundentafel weitgehend vollständig hingekriegt. An den Hauptfächern Deutsch und Mathe zu kürzen, wäre nicht in ihrem Sinne gewesen, sagt Angela Frenzel. Sie weiß aber auch, dass die personelle Situation in anderen Schulen viel schlechter aussieht.
Quereinsteiger Daniel Kubik beendet im September sein Studium. Bereits im vergangenen Schuljahr übernahm er vertretungsweise eine 4. Klasse. Für das Schuljahr 2022/23 wurden ihm Zweitklässler anvertraut. Sie sei froh, dass er da und geblieben ist, auch in dieser Hinsicht hätten nicht alle Schulen so viel Glück, betont seine Chefin.
Um Defizite aus der Corona-Zeit aufzuholen, hat der Freistaat ein Förderprogramm aufgelegt. In Boxberg hält man das für eine gute Sache, um Lücken zu schließen, bevor sie sich ausweiten. Eine ehemalige Kollegin im Ruhestand und zwei Mütter bieten Lesehilfen und Matheübungen, wie das Training der Malfolgen, an.
Bauarbeiten in der Schule beendet
Pünktlich zum Schulstart wurden die Bauarbeiten zur Ertüchtigung des Brandschutzes in der Grundschule abgeschlossen. In den Ferien wurde noch der Fußbodenbelag verlegt, sind Restarbeiten erfolgt. Freundliche Farben machen Lust auf Schule: Das Erdgeschoss erstrahlt in Lindgrün, das erste Obergeschoss in Blau, das zweite in Rot. „Alles perfekt“, lobt Angela Frenzel. Ausgestattet ist die Grundschule Boxberg in allen Klassenräumen mit digitalen Tafeln, außerdem mit einem Computerkabinett sowie zwei Schülersätzen Tablets.
Doch ehe all das so richtig im regulären Unterricht zum Einsatz kommt, läuft in der ersten Schulwoche erstmal die Trommelwerkstatt, deren Abschluss die Aufführung für Eltern und Großeltern am Freitag bildet. Einen Eindruck vorab bot schon mal ein Elterntrommelabend am Dienstag.