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Was Rückkehrer im Strukturwandel bewegen

Ein Buch des Instituts für Nachhaltigkeitsforschung in Potsdam gibt darüber Auskunft. Es will die Kraft in der Region zeigen und weiter inspirieren.

Von Andreas Kirschke
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Symbolbild.
Symbolbild. © dpa

Lausitz. Strukturwandel in der Lausitz gelingt nur im Einklang mit den Menschen – mit Mut, Kreativität und einem langen Atem. Das ist die Quintessenz des Buches „Wir machen das schon. Lausitz im Wandel“, welches jetzt im Ch. Links Verlag/Aufbau-Verlag erschienen ist. Erarbeitet wurde es im Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam. Zu Wort kommen 15 Rückkehrer, die mir ihren Ideen den Wandel befördern. Wie Arielle Kohlschmidt (44), die ursprünglich aus Cottbus stammt und nun mit ihrem Partner Jan Hufenbach (58/aus Schleswig-Holstein) in Klein Priebus lebt. Aus eigener Erfahrung wissen sie: „Rückkehrer brauchen Mut und einen langen Atem. Sie brauchen vielfältige Vernetzung mit Gleichgesinnten, die Einbindung ins Dorfleben, Offenheit und das Willkommen der Einheimischen.“ Herausgeber Dr. Johannes Staemmler leitet im Institut das Ressort „Sozialer Strukturwandel und responsive Politikberatung in der Lausitz“. Er sagt, was ihn zu diesem Projekt bewogen hat.

Herr Dr. Staemmler, was motivierte Sie für das Buch?
Meine Kolleginnen und Kollegen und ich forschen seit zweieinhalb Jahren zum Strukturwandel in der Lausitz. Wir haben viele spannende Persönlichkeiten kennengelernt, die alle schon lange den Wandel gestalten. Wir lassen sie direkt zu Wort kommen, um nicht nur in Richtung Wissenschaft, sondern vor allem in die Region selbst hinein zu zeigen, welche Kraft und welcher Ideenreichtum bereits da sind.

Worauf genau zielt das Buch ab?
Unser Buch soll inspirieren und anregen. Es soll aber auch zu Diskussionen anregen in einer Zeit, wo der erneute Strukturwandel gerade Fahrt aufnimmt. Wir wünschen uns, dass es in der Lausitz gelesen wird und dann nicht einfach im Schrank verschwindet sondern zu neuen Anlässen des gemeinsamen Gestaltens führt.

Welche Partner unterstützten die Entstehung des Buches?
Das Buch entstand im Rahmen des Projekts „Sozialer Strukturwandel in der Lausitz“ am IASS, welches vom Bundesforschungsministerium gefördert wird. Der Verlag war eine große Hilfe und guter Partner. Am wichtigsten waren die vielen Autorinnen und Autoren, die sich porträtieren ließen. Diese Vielfalt zeigt die Stärke der Lausitz.

Warum ist es so wichtig, dass gerade Rückkehrer den Strukturwandel in der Lausitz bis 2038 begleiten und unterstützen?
Nur einige der Autoren sind Rückkehrer. Gerade die Pandemie hat gezeigt, dass das Leben im ländlichen Raum an Attraktivität gegenüber den Städten gewinnt. Und die Rückkehrer sind meist die ersten, die den Schritt gehen. Sie gehen zurück, gestalten dabei aber aktiv die Zukunft mit. Sie verhindern, dass ihre Eltern auch noch abwandern und bringen meistens ihre Kinder mit, die dann wiederum die neuen Lausitzer sind.

Welche Impulse können Rückkehrer der Region geben?
Wer in der Welt gewesen ist, hat meistens andere Menschen und Lebensarten erlebt, wie man mit der Gegenwart fertig werden kann. Das sind gute Impulse für die Lausitz, denn die Rückkehrer können dort mit den Vorstellungen und Expertisen der Menschen Spannendes und Neues schaffen. Sie bringen vielleicht auch eine gewisse Gelassenheit mit, mit neuen Impulsen oder anderen Menschen umzugehen. Die Lausitz ist seit 200 Jahren eine Region des Zu- und Wegzugs. Es könnte jetzt wieder eine Phase verstärkten Zuzugs anstehen.

Was erhoffen Sie sich langfristig von und mit dem Buch?
Wir wünschen uns viel Debatten, Nachahmer und vor allem Gelegenheiten, auch direkt vor Ort anlässlich des Buches im Gespräch zu sein.

Buchtipp: Johannes Staemmler (Hrsg.): „Wir machen das schon. Lausitz im Wandel.“, erschienen im Christoph Links Verlag/Aufbau Verlag Berlin 2021. ISBN-Nummer: 978-3-96289-115-2, Preis: 18 Euro.

Vorgestellt werden unter anderem Arielle Kohlschmidt und Jan Hufenbach aus Klein Priebus, die mit ihrem Projekt „Raumpioniere“ Rückkehrer und Städter zum Zuzug aufs Land ermutigen (TAGEBLATT berichtete mehrfach).

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