Weißwasser sammelt für die Ukraine

Weißwasser. Das Handy von Svitlana Grabein steht nur selten still. Fortlaufend möchte jemand wissen, was er denn wann und wohin bringen kann. „Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend“, sagt sie. Ihr fehlen die Worte, um ihre Emotionen zu beschreiben. Kurz und knapp gibt sie dem Anrufer Auskunft, um dann weitere Taschen und Pakete aus einem Fahrzeug zu entladen. Die Sachen werden in einer Halle der Baufirma Grabein, Görlitzer Straße 15a in Weißwasser, zwischengelagert, um dann in einen Transporter verladen und über Polen direkt in die Ukraine geschickt zu werden.
Seit 2004 lebt Svitlana Grabein in Weißwasser. Als die Eskalation in ihrem Heimatland in dem Krieg mündete, fackelte die Ukrainerin nicht lange und startete einen Spendenaufruf. „Es ist meine Pflicht, meinem Heimatland zu helfen“, begründet sie. Svitlana Grabein stammt aus Riwne (Rowno). Ihre ganze Familie sei noch dort. Das bereite ihr schon einige Sorgen, sagt sie.
Verbreitet wurde der Spendenaufruf in den sozialen Netzwerken und über Flyer in der Stadt. Seit Montag wird gesammelt. Am Dienstag fuhr der erste Transporter mit Hilfsgütern los. Mittwochfrüh meldeten sich die Fahrer aus Charkiw (Charkow). Selber Ukrainer fuhren sie weit ins Landesinnere hinein, brachten Medikamente und Verbandsmaterial auch zu Stützpunkten der ukrainischen Armee. „Das ist nicht ganz ungefährlich, denn die Russen sind überall“, kommentiert die Weißwasseranerin die Hilfslieferung. Ob er Angehörige mit nach Deutschland bringen soll, habe sie ein Fahrer vor der Rückfahrt gefragt. Svitlana Grabein hat das verneint. Ihre Verwandten wollen ausharren und ihr Land verteidigen. „Sie sind Patrioten“, betont sie.
Nach der Rückkehr in Weißwasser sollte der Fahrer erstmal etwas essen. Das habe er in einer ersten Reaktion abgelehnt – mit der Begründung, dass er nicht essen könne, während in der Ukraine die Kinder hungern. Um wieder fit zu sein, ließ er sich dann doch überzeugen. Bevor am Donnerstagnachmittag der nächste Transport losfuhr, hatte Svitlana Grabein alle Hände voll zu tun, um zu sortieren, was unbedingt mitmusste wie Medikamente, Lebensmittel, Babynahrung, Windeln, Schlafsäcke. Ihr zur Hand geht Doris Schiller. Es bewegt sie sehr, wie die zivile Bevölkerung in der Ukraine unter dem Krieg leiden muss. Auch sie ist überwältigt von der Resonanz auf den Spendenaufruf. „Es geht ja vielen Leuten bei uns auch nicht gut und trotzdem wollen sie helfen“, hat sie festgestellt.
Bisher noch keine Unterkünfte
Derweil nehmen die Anrufe nicht ab. Privatpersonen melden sich, aber ebenso viele Unternehmer aus Weißwasser und dem Umland, Ärzte, Apotheker, Pflegedienste … Ihre eigene Hausärztin wollte mit 2.000 Euro helfen. Dafür sollen nun Medikamente mit auf die Reise gehen.
Eins macht Svitlana Grabein bei alldem besonders zu schaffen: Sie beabsichtigt, mit einem Bus Frauen und Kinder aus der Ukraine zu holen. Aber wohin mit ihnen, sei die große Frage. Bislang habe sie darauf in Weißwasser noch keine Antwort gekriegt. „Alle sagen, wir nehmen Leute auf. Aber es ist nichts organisiert. Wir können sie doch nicht einfach in einen leeren Lebensmittelmarkt stecken, wo gar nicht die hygienischen Voraussetzungen dafür gegeben sind“, beklagt sie.
Benötigt werden: Decken, Isomatten, Schlafsäcke, Lebensmittel wie Teigwaren und Konserven, Verbandsmaterial, Medikamente, Babynahrung, Trockenmilch und Windeln. Aber keine Bekleidung mehr!
Wer helfen möchte: Infos unter 0160 8238899