Weißwasser
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Wo sich die Rohner wieder treffen wollen

Noch lässt Corona keinen Gedanken an Geselligkeit zu. Derweil laufen in der Mehrzweckhalle die letzten Bauarbeiten.

Von Constanze Knappe
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Die 1980 in Eigenleistung der Dörfler erbaute Mehrzweckhalle Rohne.
Die 1980 in Eigenleistung der Dörfler erbaute Mehrzweckhalle Rohne. © Archivfoto: Joachim Rehle

Erneuert samt Dämmung ist das Dach der Mehrzweckhalle Rohne, die Innendecken ebenso. „Damit ist von oben alles dicht“, freut sich Ortsvorsteher Matthias Jainsch (CDU). In den vergangenen Monaten wurde der Schleifer Ortsteil weitgehend ans Erdgasnetz angeschlossen und damit auch die Mehrzweckhalle. Somit sei vernünftiges Heizen möglich und das Problem der Feuchtigkeit hoffentlich aus der Welt, betont er. Matthias Jainsch ist guter Dinge, dass die Mehrzweckhalle mit einem Tanzabend am 3. Juli wieder eröffnet werden kann – sofern Corona keinen Strich durch die Rechnung macht.

Erbaut 1980 als Kegelbahn

Erbaut wurde das als Kegelbahn gedachte Objekt 1980 in Eigenleistung von Einwohnern des Ortes. Doch weil die Kinder der benachbarten Kita Platz zum Sport brauchten, wurde daraus eine Mehrzweckhalle. Improvisieren war damals gefragt, nicht nur im Hinblick auf die Muskelkraft. Die Dachbinder beispielsweise stammen aus Schwarze Pumpe. „Dort wurden damals zwei Baracken abgerissen, die Dachbinder sind dann hierher gewandert“, erzählt der Ortsvorsteher schmunzelnd. Viele von denen, die das Objekt einst erbauten, seien nicht mehr am Leben, sagt er.

Im Laufe der Jahre war immer mal renoviert worden. Doch nach 40 Jahren war es jetzt höchste Zeit für mehr. So wurde eine Akustikdecke eingezogen. Vorher habe man sein eigenes Wort nicht verstanden, weil es so geschallt hat. Der Fußboden ist jetzt zweigeteilt: Eichendielen in dem Bereich mit der Spiegelwand, sonst Natursteinfliesen. Die Küche hatte der Bauhof ausgebaut. Aber die vielen Einzelteile an der richtigen Stelle wieder zusammenzukriegen, da war Fachkompetenz gefragt. Die Möbel Petsch KG aus Weißwasser hat das ganz unkompliziert erledigt und noch dazu in Form einer Spende. Darüber ist man im Ortschaftsrat froh und dankbar.

Jetzt wird erst einmal Kassensturz gemacht. Für das Vorhaben standen 127.000 Euro zur Verfügung: 71.000 Euro aus Fördertöpfen sowie 56.000 Euro der Kommunalpauschale zur Entwicklung des ländlichen Raums. Steffen Seidlich, der Bauamtsleiter der Gemeinde Schleife, plante das Projekt. „Er hat weit mehr gemacht, als ein Bauamtsleiter tun muss“, lobt Jainsch.

Die Küche ist schon wieder drin, der Bereich mit der Spiegelwand bereit für das Training des Folkloreensembles und der Gymnastikfrauen. Nach 40 Jahren wurde die Mehrzweckhalle Rohne auf Vordermann gebracht – als ein Domizil für Geselligkeit und Dorfgemein
Die Küche ist schon wieder drin, der Bereich mit der Spiegelwand bereit für das Training des Folkloreensembles und der Gymnastikfrauen. Nach 40 Jahren wurde die Mehrzweckhalle Rohne auf Vordermann gebracht – als ein Domizil für Geselligkeit und Dorfgemein © Constanze Knappe

Nebenraum wird noch ausgebaut

Wohl auch, weil Steffen Seidlich selber ein Rohner ist. So konnte viel Geld gespart werden. Das ermöglicht jetzt, den durch die Kindertagesstätte genutzten Waschmaschinenraum mit seinem DDR-Charme zu modernisieren. Der Raum soll ebenso als Lager für Mobiliar dienen. Die Toiletten erhalten noch eine Schönheitskur. Und nicht zuletzt hofft man im Ortschaftsrat, dass die Mehrzweckhalle in das zentrale Schließsystem der Gemeinde Schleife integriert wird.

Je nach Charakter der Veranstaltung haben bis zu 90 Menschen Platz in dem einzigen Saal in Rohne. Genutzt wird das Objekt durch Kita und Vereine. Wie zu Zeiten der Erbauer wurden hier Feste gefeiert – von Vogelhochzeit und Zamperball über Frauentagsfeier bis zu Kirmes und Weihnachtsfeier. Die Sportfrauen der Seniorengruppe trafen sich hier zur Gymnastik. Der Zumbakurs sei zwar eingeschlafen, wird aber mit der aufpolierten Halle womöglich wiederbelebt. Hochzeitszug und Folkloreensemble trainierten hier. Die Faustballer, die draußen spielten, nutzen die Toiletten. All das soll nach Corona wieder so sein. Nach Ansicht des Ortsvorstehers ganz wichtig: Die Mehrzweckhalle steht dann wieder für private Feiern von der Jugendweihe bis zum Klassentreffen oder runden Geburtstag zur Verfügung. Matthias Jainsch hofft, dass alle Nutzer „Respekt haben vor dem, was hier geschaffen wurde“.

Und wie schon seine Oma wusste, „schaffen viele Hände ein schnelles Ende“, so dass Zeit zum Feiern bleibt. „Nach dem Vorbild der Alten, die mit der Mehrzweckhalle was Hübsches geschaffen haben“, halfen die Vereine beim Ausräumen und werden das auch beim Einräumen tun. Der Zusammenhalt im Dorf – das ist es, was Rohne auszeichnet, betont Matthias Jainsch. Im Dorf hilft man noch einander.

Wenn es nach dem Ortsvorsteher geht, soll die Mehrzweckhalle zum neuen Dorfzentrum werden. Die große Fläche daneben war mal ein Sportplatz, werde so jedoch nicht mehr gebraucht. Künftig soll sie je zur Hälfte als Bolzplatz und zum Aufstellen des Maibaums dienen. Nach dem Neubau der Kita Milenka könnte die freigewordene jetzige Kita Vereinshaus werden. Drinnen gebe es Platz für alle und draußen einen schönen Spielplatz. Es wären „mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen“.

Rohne bei Zuzüglern beliebt

Seit März 2020 wird an dem Dorfentwicklungskonzept gearbeitet. Also an jenem roten Faden, wie sich die Rohner ihren Ort für die Zukunft vorstellen. Doch nach der Auftakt-Werkstatt waren wegen Corona keinerlei Treffen mehr möglich, konnte der Planer nicht mehr kommen. „Uns läuft die Zeit davon“, gibt Matthias Jainsch zu bedenken. Er hätte gerne, dass sich noch mehr Jüngere aus dem Ort einbringen. Es gibt viele tolle Ideen, ist er sich sicher – und verweist selber auf den Dorfkern, wo noch Einiges passieren könnte.

Rohne ist bei Zuzüglern gefragt. Von 16 leerstehenden Gehöften 2017 sind bis auf eins alle wieder bezogen. Es wird auch neugebaut. „Für einen Ortsvorsteher ist es doch ein tolles Gefühl, wenn er Pflöcke für ein neues Haus sieht“, sagt er. Etwa 500 Einwohner hat Rohne jetzt. Schon vier Babys wurden 2021 geboren. Ein bisschen traurig ist Matthias Jainsch, der selber seit 22 Jahren in Rohne lebt, dass sein alljährlicher Empfang der Zuzügler wegen der Pandemie nicht stattfinden durfte. Er erinnert sich gern daran, dass er damals von Nachbarn an die Hand genommen wurde. „Dieses Willkommen tut einfach gut“, weiß er. Als Ortsvorsteher wünscht er sich, dass die Dorfgemeinschaft unter dem Stillstand durch Corona nicht allzu sehr gelitten hat. Auch deshalb freut er sich auf die Eröffnung der Mehrzweckhalle.

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