Weißwasser
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Preise fürs Trinkwasser bleiben stabil

Der Wasserzweckverband Mittlere Neiße – Schöps bestätigte jetzt die Kalkulation für 2022. Im siebten Jahr in Folge gibt es keine Entgelt-Erhöhung.

Von Constanze Knappe
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Blick in die Filterhalle des neuen Wasserwerks in Boxberg. Es wurde Anfang November in Betrieb genommen. Bis Ende 2022 soll die Trinkwasserversorgung im Gebiet des Wasserzweckverbands Mittlere Neiße – Schöps (WZV) komplett darauf umgestellt sein.
Blick in die Filterhalle des neuen Wasserwerks in Boxberg. Es wurde Anfang November in Betrieb genommen. Bis Ende 2022 soll die Trinkwasserversorgung im Gebiet des Wasserzweckverbands Mittlere Neiße – Schöps (WZV) komplett darauf umgestellt sein. © Constanze Knappe

Zwischen der Sorge vor dem nächsten Voll-Lockdown und den Absagen fast aller Advents- und Weihnachtstermine bis mindestens Mitte Dezember ist das mal eine frohe Botschaft: Der Wasserzweckverband (WZV) Mittlere Neiße – Schöps erhöht die Trinkwasserpreise für 2022 nicht. Das haben die Bürgermeister der acht Mitgliedsgemeinden jetzt beschlossen. Einstimmig bestätigten sie in der Verbandsversammlung die von Katrin Bartsch, Geschäftsführerin der Stadtwerke Weißwasser GmbH (SWW), vorgestellte Kalkulation.

Demnach haben die Kunden ab 1. Januar 2022 einen Grundpreis von 12,80 Euro pro Monat sowie einen Arbeitspreis von 1,48 Euro je Kubikmeter zu zahlen. Trotz einer kumulierten Inflationsrate von 8,6 Prozent in 2021 bleibt damit der Preis für das Trinkwasser im siebten Jahr in Folge stabil. Aus Sicht des Schleifer Bürgermeisters Jörg Funda (CDU) „eine großartige Nachricht“. Diese sei umso bedeutsamer „in der jetzigen Situation, da wir nicht wissen, was für Nachrichten uns am nächsten Tag ereilen“, sagte er. Und sein Amtskollege Andreas Lysk (parteilos) aus Weißkeißel ermunterte als stellvertretender WZV-Vorsitzender dazu, diese Botschaft auch so in den Gemeinderäten kundzutun. Die Stadträte von Weißwasser werden die Kalkulation am 1. Dezember zu beschließen haben.

Mit dem unveränderten Preis bleiben die Stadtwerke unter dem von den WZV-Mitgliedsgemeinden ausgegebenen politischen Ziel, wonach eine Preiserhöhung von höchstens 5 Cent je Kubikmeter erlaubt gewesen wäre. Und auch einen Vergleich mit dem Umland brauchen die SWW nicht zu scheuen. Beim Grundpreis liegen sie zwar im oberen Segment (hier ist von sechs Versorgern in der Region lediglich die Ewag Kamenz mit 13 Euro pro Monat noch teurer als die Weißwasseraner), dafür sind beim Arbeitspreis nur zwei der sechs Unternehmen in der Region günstiger als die SWW – die Ewag Kamenz mit 1,36 Euro sowie die Stadtwerke Niesky mit 1,41 Euro je Kubikmeter. Letztere haben zudem als einzige ihren Preis im Vergleich zu 2018 gesenkt.

In Vorjahren gut gewirtschaftet

Normalerweise werden Entgelte für mehrere Jahre kalkuliert. Dass sich der neue Zeitraum lediglich auf 2022 beschränkt, hat zwei Gründe: Ende des nächsten Jahres laufen die Konzessionsverträge der Stadtwerke mit der Großen Kreisstadt Weißwasser aus. Gemäß einem mehrheitlich gefassten Stadtratsbeschluss wird die Trinkwasserversorgung ebenso wie Ver- und Entsorgung in den anderen vier Sparten für die Zeit danach europaweit ausgeschrieben. Außerdem enden 2022 der Pacht- wie auch der Wegenutzungsvertrag für die Anlagen in Boxberg mit dem WZV.

Der Kalkulation zugrunde lagen Verkaufsmengen in einem witterungsmäßig gesehenen Normaljahr. Dabei wurde ein weiterer leichter Rückgang von Einwohnern, Zählern und Wohneinheiten berücksichtigt. Eine Preiserhöhung für 2022 ist nicht erforderlich, weil in den Jahren 2019 bis 2021 nicht nur die Kosten gedeckt, sondern auch ein Guthaben von 75.680 Euro erwirtschaftet wurde, welches in die neue Kalkulation einfloss. Katrin Bartsch sprach von „höchst anspruchsvollen Jahren mit umfassenden Herausforderungen“.

Nach intensiven Verhandlungen war 2020 mit der LMBV eine Finanzierungsvereinbarung abgeschlossen worden. Diese beinhaltet, dass der Bergbausanierer vollständig die Kosten für den Bau der Uferfiltratfassung am Bärwalder See sowie der zwei Kilometer langen Rohwasserleitung übernimmt und dazu 57 Prozent der Kosten für den Bau des neuen Wasserwerks in Boxberg. Das Besondere daran: „Die Investitionssumme ist nicht nach oben gedeckelt“, wie Katrin Bartsch hervorhob.

Das erwies sich angesichts einer Kostenüberschreitung von 5,2 Prozent bei knapp 13 Millionen Euro Gesamtinvestition als klarer Vorteil. Der wesentliche Teil der Mehrkosten war nach den Worten von WZV-Geschäftsführerin Petra Brünner bei der Sanierung der Reinwasserbehälter entstanden. In der Verbandsversammlung lag den Bürgermeistern in dieser Woche der 13. Nachtrag zum Bau des Wasserwerks in Höhe von 29.400 Euro zur Genehmigung vor. Dabei ging es um zusätzliche Leistungen für den „Einfahrbetrieb“ sowie die Erarbeitung von Bedienungs- und Wartungsvorschriften. „Das halte ich für sehr vernünftig, damit auch andere Mitarbeiter die Technik bedienen können“, begründete Petra Brünner die Ausgabe. Dem folgten die Bürgermeister einstimmig.

Erst 2023 komplett aus Boxberg

Am 3. November war das neue Wasserwerk übergeben worden. „Wir arbeiten konzentriert daran, in den Regelbetrieb überzugehen“, versicherte Katrin Bartsch. Bisher gebe es keinerlei Auffälligkeiten. Ab der nächsten Woche wird Trinkwassers Richtung Boxberg und Weißwasser eingespeist. Vorerst erhält Weißwasser aber noch vermischtes Wasser aus Boxberg und Schwarze Pumpe – letzteres über eine Hauptversorgungsleitung der Lausitz Energie Bergbau AG (Leag). Dazu war der Trinkwasserliefervertrag verlängert worden. Ab 2023, so der Plan des WZV, erhalten alle Einwohner im Verbandsgebiet dann Trinkwasser aus Boxberg. Der genaue Zeitpunkt sollte vorab mitgeteilt werden, so der Weißkeißeler Bürgermeister. Sein Boxberger Amtskollege Achim Junker (CDU), der WZV-Vorsitzender ist, schob die Begründung hinterher: „Damit die Hausfrauen und Hausmänner wissen, dass die Waschmaschinen für eine andere Wasserhärte zu füttern ist“.

Die Modernisierung der Hauptversorgungsleitung als Teilprojekt des Trinkwasserverbundsystems Lausitz wird wohl 2022 noch nicht geschafft sein. Man sei dabei, eine Arge zu gründen, so Katrin Bartsch. Und es sei absehbar, dass die vom ersten Begleitausschuss bewilligten acht Millionen Euro aus dem Kohleausstiegstopf nicht reichen.

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