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Warum die Lausitzer Füchse diesmal so optimistisch sind

Der Eishockey-Zweitligist aus Weißwasser startet mit einem Heimspiel in die Saison. Sportlich scheint das Team für die neue Saison gerüstet - aber es gibt auch Grund zur Sorge. Besonders finanziell.

Von Frank Thümmler
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Die wohl wichtigste Personalie: Hunter Garlent stürmt auch in dieser Saison für die Lausitzer Füchse. Um ihn herum gibt es aber viele Veränderungen.
Die wohl wichtigste Personalie: Hunter Garlent stürmt auch in dieser Saison für die Lausitzer Füchse. Um ihn herum gibt es aber viele Veränderungen. © Thomas Heide

Weißwasser. Die Herzen der Lausitzer Eishockey-Fans schlagen wieder schneller: Die eishockeyfreie Zeit endet am Freitagabend mit dem ersten Spieltag in der DEL 2. Die Lausitzer Füchse treffen ab 19.30 Uhr in der heimischen Eisarena auf die Heilbronner Falken. Die Jagd auf die Punkte beginnt. Die Weißwasseraner wollen wie in eigentlich jeder Saison den vorzeitigen Klassenerhalt schaffen, also mindestens Platz zehn und damit die Pre-Play-offs erreichen.

Die Fans werden sich wie fast immer zum Saisonstart erst einmal „eingucken“ müssen. Der Umbruch im Kader war, wie im Eishockey üblich, wieder einmal groß. Aber diesmal, ja diesmal haben die Füchse bestimmt den richtigen Kader beisammen. Also alles wie immer?

Vielleicht ist der Optimismus doch ein Stück berechtigter als in vergangenen Jahren. In vier der jüngsten fünf Spielzeiten verpassten die Füchse ihr Ziel. Rühmliche Ausnahme war die Saison 2018/19, als die Mannschaft auf Platz fünf einkam und damit das Play-off-Viertelfinale erreichte. Sonst drohte immer der Abstieg, dem die Füchse zweimal mit dem Gewinn der Play-down-Runden (wie auch zuletzt) und zweimal nach deren Absage wegen der Corona-Pandemie entgingen.

Dieses Nervenspiel wollen die Füchse möglichst vermeiden. Die Ergebnisse aus der Vorbereitung machen Mut: vier Siege in fünf Spielen, drei davon gegen Ligakonkurrenten. In diesen vier Spielen ließen die Füchse jeweils nur einen Gegentreffer zu, was darauf hindeutet, dass eine Schwäche der vergangenen Saison ausgemerzt sein könnte. Geschäftsführer Dirk Rohrbach traut dem Frieden noch nicht so ganz: „Das ist Vorbereitung. Da wird während der Spielzeit viel ausprobiert, auch beim jeweiligen Gegner. Und nicht alle sind schon in dem Zustand, wie sie es zum Saisonstart sein wollen. Ab Freitagabend zählt es.“

Lausitzer Füchse mit Erfahrung und Talent im Kader

Andererseits haben die Füchse in der Vorbereitung nicht nur wegen ihrer Ergebnisse überzeugt, sondern auch mit ihrer Spielweise. Die wenigen Gegentore sprechen dafür, dass die fast komplett neu zusammengestellte Abwehr inklusive der jungen Torhüter funktioniert. Im Tor wird es nach der überragenden Saison von Leon Hungerecker (in die DEL nach Nürnberg gewechselt) sicher schwer, das Niveau zu halten. Aber das Potenzial beim Ex-Eislöwen Kristian Hufsky und bei U20-Nationaltorwart Nikita Quapp ist vorhanden. Mit Sebastian Zauner, Dominik Bohac und dem Nieskyer Maximilian Adam wurden drei gestandene Verteidiger (zu Steve Hanusch) geholt. Jan Bednar ist geblieben, auch die Berliner Förderlizenzspieler Konstantin Geibel und Julian Wäser haben schon DEL2-Erfahrung, bringen Talent und den Willen mit, sich letztlich für die erste Liga zu empfehlen. Thomas Gauch vom Oberligisten Moskitos Essen ergänzt den Kader.

In der Vorbereitung überzeugt hat auch der Deutsch-Kanadier Kristian Blumenschein, den die Füchse unter Vertrag nehmen wollen, sobald seine Einbürgerung erfolgt ist. Kommende Woche soll dazu eine Entscheidung fallen, sagt Dirk Rohrbach, der die Personalentscheidungen in der Abwehr so erklärt: „Wir haben starke Charaktere geholt und hoffen, mit diesen Spielern in der Abwehr stabiler zu werden. Weil alle Verteidiger einen deutschen Pass haben, können wir diese vier Lizenzen wie gewollt im Angriff verwenden.“

Im Sturm war das Ziel, unbedingt Hunter Garlent, den Kopf der Mannschaft, zu halten. Darüber hinaus war das Ziel, die Last des Toreerzielens in dieser Saison besser zu verteilen, was angesichts von neun Torschützen (bei 16 Treffern) in der Vorbereitung gelungen scheint. Roope Mäkitalo (Option gezogen), Clarke Breitkreuz, Toni Ritter, Eric Valentin (mehrjährige Verträge) und Tim Detig sind geblieben, dazu sind einige „Fölis“ keine Unbekannten: Ilja Fleischmann, Daniel Visner, Luis Müller und auch Bennet Roßmy, der derzeit bei einem Rookie-Camp des NHL-Clubs Los Angeles Kings weilt und vielleicht seltener für die Füchse auflaufen wird.

Dazu sind weitere Eisbären-Talente als Förderlizenzspieler einsatzberechtigt. Bei den Neuverpflichtungen haben die Füchse diesmal mehr auf Spielweise und Charakter als Scoring-Statistiken geschaut. Die Wahl bei den Ausländerpositionen fiel auf den Finnen Teemu Henritius und den Kanadier Lane Scheidl. Dazu wurde mit Luis Anders ein junger Stürmer aus Erfurt verpflichtet, die hier den nächsten Sprung schaffen will.

Es gibt auch einige Sorgen: Etatloch, Energie und Corona

„Wir mussten bei der Zusammenstellung des Kaders natürlich immer auf unser Budget achten, können da mit einigen Ligakonkurrenten nicht mithalten und sind ein gesundes Maß Risiko gegangen“, sagt Geschäftsführer Dirk Rohrbach, der das aktuelle Etatloch auf einen unteren sechsstelligen Betrag beziffert. Dieses Defizit soll in den kommenden Wochen nach Sponsorengesprächen ausgeglichen werden, was angesichts der aktuellen Krise keine leichte Aufgabe ist. „Ein erfolgreicher Saisonstart und eine volle Eisarena würden die Gespräche natürlich erleichtern“, erklärt Rohrbach. Die gut besuchte Hockeytown-Party am vergangenen Sonnabend stimmt ihn auch da optimistisch.

Dass die Sorgenfalten beim Geschäftsführer trotzdem groß sind, hat mit der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Lage zu tun. Eisarenen sind energieintensiv, das Einsparpotenzial (Eisschicht so dünn wie möglich, Hallentemperatur abgesenkt, Kühltemperatur leicht erhöht usw.) ist ausgeschöpft. „Unser Stromvertrag läuft zum Jahresende aus. Wir können nicht als Folge dieser Politik einen vier- oder fünffachen Strompreis zahlen. Es braucht unbedingt eine Lösung von der Bundesebene, für die Sportvereine genauso wie für die Unternehmen, zu denen wir ja auch zählen. Sonst gehen nicht nur bei uns die Lichter aus.“

Und auch Corona könnte ja wiederkommen. „Wir sind jetzt erst einmal mit blauem Auge aus den beiden letzten Jahren rausgekommen, haben die Fördermittel nach bestem Wissen und Gewissen beantragt und erhalten. Jetzt hoffen wir, dass die Abrechnung zum Jahresende in unserem Sinne erfolgt, wir nichts zurückzahlen müssen“, sagt Rohrbach. Und neue Einschränkungen dürfe es nicht geben. Die jetzige Corona-Variante sei mit einer Grippe vergleichbar und solle auch so behandelt werden, fordert Rohrbach. Jeder Euro Zuschauergeld wird gebraucht. Die Füchse hoffen, alte Durchschnittszahlen von vor Corona wieder zu erreichen: 2.500 Zuschauer gelten als Zielmarke.