Stadtwerke sind weiterhin der Gasversorger in Weißwasser

Weißwasser. Die Stadtwerke Weißwasser (SWW) bleiben auch weiterhin für die Gasversorgung in Weißwasser zuständig. Einstimmig beschloss der Stadtrat am Dienstag die Vergabe des Wegerechts für das Gasversorgungsnetz im Stadtgebiet und beauftragte Oberbürgermeister Torsten Pötzsch (Klartext), mit den SWW einen Konzessionsvertrag Gas abzuschließen. Dieser soll rückwirkend zum 1. Januar 2023 gelten und eine Laufzeit über 20 Jahre bis zum 31. Dezember 2042 haben.
Vorausgegangen war ein umfangereiches mehrstufiges Vergabeverfahren. Ende 2020 hatte die Stadt im Bundesanzeiger bekanntgegeben, dass der Konzessionsvertrag Gas Ende 2022 ausläuft und man beabsichtige, umgehend einen neuen abzuschließen. Daraufhin bekundeten fünf Unternehmen ihr Interesse. Drei zogen dieses jedoch noch vor Versand der Unterlagen zurück. So verblieben in dem Ausschreibungsverfahren lediglich die Stadtwerke Weißwasser GmbH sowie die Mitgas Mitteldeutsche Gasversorgung GmbH.
Stromvertrag schon unterzeichnet
Nach den Bietergesprächen war beiden Unternehmen angesichts der aktuellen Lage auf dem Gasmarkt die Möglichkeit des Vorbehalts ihrer Angebote mit einer späteren Verbindlichkeitserklärung eingeräumt worden – mit einer Frist bis Anfang 2023. Mitgas verzichtete darauf und teilte stattdessen mit, dass man an dem Angebot nicht mehr festhalte.
Bereits im Oktober hatte der Stadtrat ebenfalls einstimmig beschlossen, dass die Stadtwerke das Stromnetz in Weißwasser bis Ende 2042 betreiben dürfen. Den Konzessionsvertrag Strom unterzeichneten Stadtverwaltung und SWW inzwischen.
Der in dem Strom-Auswahlverfahren unterlegene Bieter – eine Bietergemeinschaft aus EnviaM und Mitnetz – hatte angekündigt, womöglich gegen die Vergabe vorgehen zu wollen und dazu die Einsicht der Unterlagen beantragt. Da die Entscheidung noch ausstand, konnte der Stadtrat Weißwasser in der letzten Sitzung des alten Jahres im November nicht über den Zuschlag für die Gasversorgung ab 2023 entscheiden. Bei den Räten hatte dies für einige Verunsicherung gesorgt. Diese beseitigte der OB umgehend – zum einen mit der Bemerkung, dass die Vergabe der Gaskonzession an die Stromkonzession gekoppelt sei, und zum anderen mit dem Hinweis, dass der bisherige Auftragnehmer, also die SWW, gesetzlich verpflichtet sei, solange Gas zu liefern, bis über die Vergabe entschieden sei. Letztendlich erteilte EnviaM dann doch keine Rüge für die Strom-Vergabe, nahm stattdessen in Gestalt seiner Tochter Mitgas Abstand vom Gasgeschäft.
Somit blieben die Stadtwerke als Einzelbewerber übrig. Eine automatische Vergabe der Konzession an die SWW erfolgte dennoch nicht. „Würde das Angebot nicht den Kriterien entsprechen, müsste die Ausschreibung aufgehoben werden. Das hätte eine Neuausschreibung in der Sparte zur Folge gehabt“, begründete Torsten Pötzsch.
Ein Meilenstein aus SWW-Sicht
Eine solche war jedoch nicht erforderlich. Nach Einschätzung der mit der Konzessionsvergabe beauftragten Unternehmensberatung PwC hatten die Stadtwerke Weißwasser „ein umfassendes und qualitativ überzeugendes Netzbewirtschaftungskonzept vorgelegt“. Sie gewährleisten weiterhin eine zuverlässige Versorgung der Gaskunden im Stadtgebiet und sichern eine schnelle Beseitigung von Störungen zu. Das Kundencenter bietet eine Betreuung der Verbraucher im persönlichen Gespräch vor Ort wie auch per Telefon oder Internet. Ein neuer Netzanschlusses werde in wenigen Tagen bereitgestellt. Zudem arbeite man an der Reduzierung von Netzverlusten im Sinne einer „effizienten Energieversorgung“. Mit Hilfe umweltfreundlicher Bauverfahren sollen bei der Erweiterung des Netzes oder Erneuerung von Gasleitungen Bäume geschont werden. Auch wollen die Stadtwerke künftig die Einspeisung von Wasserstoff ermöglichen, sofern dies technisch und wirtschaftlich umsetzbar sei.
Punkten konnte das Unternehmen beispielsweise auch mit der Zahlung der höchstzulässigen Konzessionsabgabe sowie der Zusicherung, bei Baumaßnahmen den Straßenverkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Nach der intensiven Bewertung aller Kriterien hatte PwC dem Stadtrat empfohlen, die Gas-Konzession an die Stadtwerke zu vergeben.
Von den SWW hieß es derweil, dass die Vergaben in den Sparten Strom und Gas „wichtige Meilensteine für die Zukunft“ seien. SWW-Geschäftsführerin Katrin Bartsch: „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und danken für das große Vertrauen, das uns entgegengebracht wird“. Das Wassergeschäft haben die SWW allerdings verloren. Daran ändert auch nichts, dass sie die Leistungen der Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung noch interimsmäßig bis Juni 2023 erbringen.