Weißwasser
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Werner Schubert gestorben

Der Bewahrer jüdischer Geschichte war im Förderverein des Glasmuseums Weißwasser aktiv. Er wurde 96 Jahre alt.

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Werner Schubert mit einer seiner Veröffentlichungen.
Werner Schubert mit einer seiner Veröffentlichungen. © Förderverein Glasmuseum

Weißwasser. Eines der aktivsten Mitglieder im Förderverein Glasmuseum Weißwasser ist nicht mehr. Für Werner Schubert hat sich ein arbeitsreiches, außergewöhnliches und für die Nachfolgenden wegweisendes Leben vollendet. Er hat es verstanden, durch seine umfangreichen und sorgfältigen Recherchen hiesige frühere jüdische Mitbürger wieder wahrzunehmen und deren Leistungen angemessen zu würdigen.

Er wurde 1924 im niederschlesischen Jauer (heute: Jawor/Republik Polen) geboren. Nach dem Krieg schlug er die Lehrerlaufbahn ein und lebte seit 1949 in Weißwasser. Er unterrichtete an mehreren Schulen und war in seinem Arbeitsleben zuletzt Direktor des pädagogischen Kreiskabinetts und Fachberater für Lehrerbildung. Nach seiner Pensionierung 1989/1990 packte ihn die Geschichte seiner zweiten Heimat, ganz besonders das Leben und Wirken der jüdischen Bevölkerung. „Warum spricht niemand darüber?“ – von dieser Frage wurde er angetrieben.Werner Schubert wollte das ändern. Er recherchierte, schrieb die Biografie des jüdischen Glasfabrikanten Joseph Schweig und setzte sich dafür ein, dass das Andenken an diesen Unternehmer entsprechend gewürdigt und bewahrt wird.

Seiner Initiative war es zu verdanken, dass Schweig, dem man die „eigentliche“ Stadtgründung Weißwassers nachsagt, Ehrenbürger von Weißwasser wurde. Diese Biografie erschien auch in der Reihe „Jüdische Miniaturen“ der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum.Weitere Broschüren über die Spuren jüdischen Lebens in Weißwasser aus seiner Feder hat der Verein „Zukunft gestalten – ohne zu vergessen“ herausgegeben. Werner Schubert mahnte, dass es wichtig sei, sich diese unheilvollen Ereignisse gerade heute ins Gedächtnis zu rufen. Wieder werde gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen wie Migranten gehetzt. Es seien zunächst belanglose Stereotype, aus denen dann verhärtete Vorurteile entstehen. „Zuerst verroht die Sprache und dann verrohen die Taten“, war sich der Historiker sicher. So kam es schließlich einst auch zum Holocaust – die verbrecherische Tat einer braunen Horde, dem ein Großteil des jüdischen Volkes zum Opfer fiel.

In Würdigung seiner Arbeiten zur lokalen jüdischen Gemeinde in Weißwasser, seiner Artikel über Gegner des Hitler-Regimes und seines Anteils an der Wiederherstellung des jüdischen Friedhofs in der Stadt wurde ihm 2012 der deutsch-jüdische Geschichtspreis der amerikanischen Obermayer-Stiftung verliehen.Ingrid Kellermann-Kluger, Enkelin von Joseph Schweig, hatte gemeinsam mit anderen Nachkommen von Joseph Schweig den Historiker Werner Schubert für den „Obermayer German Jewish History Award“ vorgeschlagen. Der Preis wird jährlich vergeben. Damit werden deutsche Bürger geehrt, die besondere Beiträge leisteten, um die jüdische Geschichte und Kultur ihrer Gemeinden zu erhalten. Diese Beiträge sollen das deutsch-jüdische Zusammenleben der Vergangenheit in Erinnerung rufen und für die Zukunft wiederherstellen.

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