Wie sich die Eishockeysaison ohne Fans angefühlt hat

Weißwasser. „Frustrierend, hilflos, distanziert“ – so empfanden die Fans der Lausitzer Füchse den Verlauf der DEL2-„Corona-Saison“. Steffen Polaski und Benjamin Mülot kommen diese Worte in den Sinn. Polaski besucht seit 1991 die Heimspiele im Fuchsbau. Gehofft haben sie bis in den Spätherbst, die Spiele im Stadion verfolgen zu dürfen, gesehen haben sie ihre Füchse bei „Sprade TV“. Als echte Fans haben sie tief in die Tasche gegriffen, um ihr Team zu unterstützen. Neben der Buchung der Liveübertragungen haben sie Unterstützertickets (Geisterspiel gegen Corona) gekauft, auf die Rückerstattung der letztjährigen Dauerkarten verzichtet, kaufen regelmäßig im Fanshop ein und waren als zahlende „Pappfiguren“ auf der Zuschauertribüne platziert. Die sportliche Seite bewertet Polaski nüchtern: „Angesichts des Kaders war wohl nicht mehr zu erwarten“. Die beiden hoffen in der kommenden Saison auf echte Führungsspieler und den einen oder anderen, der den Weg zurück in den Fuchsbau findet. Die Namen „Ritter und Hanusch klingen gut“, meinen beide. Benjamin wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich wieder ins Stadion gehen zu dürfen und seinen Lieblingsspieler Thomas Reichel beim Toreschießen zu sehen – wenn das Talent aus Berlin dann noch da ist.
Andersherum war es auch für die Spieler emotional nicht leicht – so ganz ohne Fans: „Ungewohnt, leise, herausfordernd“, so bringt Stürmer Luis Rentsch seine Gefühlslage auf den Punkt. Keine Fans im Rücken, leere Stadien und strenge Hygieneauflagen, damit überhaupt trainiert und gespielt werden durfte. Rentsch, meint, dass „die Unterstützung der Fans pusht“, gerade in Derbys, wenn fast 3.000 Zuschauer im Fuchsbau das Heim-Team anfeuern. Auch bei Auswärtsspielen registrieren es die Spieler, wenn der Gästeblock Blau-Gelb trägt. Die Füchse sind eines der Teams mit den meisten Fans, hat er oft beobachtet.
Seltsame Derbys ohne Fans
Auch Cheftrainer Chris Straube – der gebürtige Kanadier bezeichnet Weißwasser inzwischen als seine zweite Heimat – vermisste die Fans. Zu aktiven Zeiten hätten ihn die Pfiffe der gegnerischen Fans immer gepusht, das Letzte aus sich herauszuholen, erinnert er sich. Die Derbys ohne lautstarke Fans sind seltsam. Wenn es sonst besonders hitzig auf und neben dem Eis zugeht, „war es so still.“
Füchse-Fotograf Thomas Heide gehörte zu den wenigen offiziellen Mitarbeitern, die in Ausübung ihrer Funktion in die Arena durften. „Ein Mitarbeiterprivileg“, sagt er und nennt den Verlauf der Saison „eigenartig, beklemmend, bedrückend“. In der Halle waren Dinge zu hören, die im Normalfall nie zu hören waren; Geräusche, die sonst in der Lärmkulisse untergingen – die Unterhaltungen der Spieler und Trainer etwa. Heide, der ganz nah hinter der Bande steht, meint dass die Spieler auch ohne Fans im Rücken ihren Job machen. Aber er denkt, der letzte Push gerade in den Derbys, fehlt vielleicht doch. Die „Totenstille“, die bei Spielen auch außerhalb der Halle herrschte, sorgte bei ihm für ein „komisches Gefühl“. Für die neue Saison hofft er, dass die einzigartige Stimmung mit den Fans zurück in die Stadien kommt“.
Das hofft auch Geschäftsführer der Füchse, Dirk Rohrbach. Die Füchse seien „dank der Sponsoren und zahlreichen Unterstützer wirtschaftlich mit einem blauen Auge davongekommen“. Rohrbach fehlen die Emotionen der Fans. Wenn ab dem 17. Juli die Eiszeit wieder losgeht, sind Gäste in der Arena hoffentlich erlaubt. „Das haben sich die Fans und Zuschauer verdient.“ (Steffen Bistrosch)