Weißwasser
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Wie sicher fühlen sich Weißwasseraner?

Um das direkt von den Einwohnern zu erfahren und reagieren zu können, startet die Stadtverwaltung am 1. Juni eine anonyme Online-Bürgerumfrage.

Von Sabine Larbig
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Laura Scheler, arbeitet seit 1. April 2023 in der Stadtverwaltung Weißwasser als AssKomm-Projektkoordinatorin und ist Ansprechpartnerin für Bürger.
Laura Scheler, arbeitet seit 1. April 2023 in der Stadtverwaltung Weißwasser als AssKomm-Projektkoordinatorin und ist Ansprechpartnerin für Bürger. © Sabine Larbig

Immer wieder erhalten Ordnungsamt und Polizeirevier Beschwerden oder Anzeigen von Bürgern. In denen geht es um Randale und Sachbeschädigungen, Pöbeleien und Ruhestörungen, Alkohol- und Drogenkonsum. Auch Vermüllung, Diebstähle, Körperverletzung oder sexuelle Übergriffe sind dabei. Alltagsprobleme, die nicht nur Städte wie Weißwasser haben, sondern selbst viele Gemeinden.

Im Freistaat wurde daher die Allianz Sichere Sächsische Kommunen, (AssKomm) ins Leben gerufen, in der Polizeidirektionen, Landespräventionsrat und Kommunen mit (über)regionalen Partnern und Experten zusammenarbeiten. Gemeinsame Ziele sind unter anderem weniger Kriminalität, ein höheres Sicherheitsgefühl der Bevölkerung, die Stärkung des Gemeinwesens sowie ein besseres soziales Klima in den Orten.

Projektkoordinatorin gefunden

Um dies zu erreichen, erhalten beteiligte Kommunen sogar Geld vom Freistaat. Finanziert werden können so Koordinatoren als feste Ansprechpartner – auch für die Bürger – in den Verwaltungen sowie Analysen, Präventionsmaßnahmen oder Informationsmaterial.

Um von AssKomm zu profitieren, unterschrieben Weißwassers OB Torsten Pötzsch und der sächsische Landespolizeipräsident im September 2021 eine Kooperationsvereinbarung. Die läuft vorerst noch bis Ende 2024. Sicht- und spürbar aktiv wurde die Stadt trotzdem noch nicht. „Es mangelte einfach an Personal, sprich einem geeigneten Bewerber für die Stelle des Projektkoordinators, die wir deshalb drei mal ausschrieben“, begründet Kai Petschik, Referatsleiter Soziales und Ordnung der Stadt Weißwasser.

Nun aber soll durchgestartet werden, nachdem Laura Scheler am 1. April den Job aufnahm. Die 25-jährige Dresdnerin studierte Soziologie, machte anschließend ihren Master im „Management Sozialen Wandels“ in Görlitz und widmete sich in ihrer Abschlussarbeit dem Thema Prävention in Bezug auf Montags-Demonstrationen. Laut Petschick habe ihre Bewerbung genau für Weißwasser gepasst. Und Laura Scheler fand sich schnell in ihre Aufgabe ein. Als Erstes bereitete sie eine Bürgerumfrage zum Sicherheitsgefühl in Weißwasser vor. „Wir können nur gemeinsam daran arbeiten, dass unsere Stadt noch lebenswerter wird“, so die Neu-Weißwasseranerin.

Anonyme Umfrage ab 1. Juni

Die Umfrage läuft vom 1. bis 30. Juni. Um möglichst viele Einwohner und Altersgruppen zu erreichen, entschied sich die Projektkoordinatorin für eine anonyme Online-Befragung statt gedruckter Fragebögen wie in Krauschwitz. Diese Gemeinde ist, wie Bad Muskau oder Görlitz, AssKomm-Partner. Boxberg interessiert sich ebenfalls dafür – wegen des wieder eingerichteten Flüchtlingsheimes und zu erwartender Probleme des Miteinanders.

Probleme im Miteinander hat Weißwasser schon lange. Schwerpunkt ist Alkoholkonsum im öffentlichen Raum mit einhergehenden Belastungen für Einwohner wie Pöbeleien, Vermüllung, Urinieren. Da sich der Boulevard als Hotspot entwickelte, beschloss der Stadtrat inzwischen, dort eine Alkoholkonsumverbotszone auszuweisen. Hinweisschilder sind in Auftrag gegeben, werden zeitnah aufgestellt. Mehr Polizeistreifen und Kontrollen des Gemeindevollzugsdienstes – er wurde mittlerweile auf zwei Mitarbeiter aufgestockt – folgen ebenso wie Strafen bei Zuwiderhandlungen. „Wir sind uns trotz und wegen der Maßnahmen bewusst, dass sich das Problem in der Stadt verlagern kann. Aber es musste etwas getan werden. Auch und gerade wegen der vielen Beschwerden von Anwohnern und Erzieherinnen und Eltern der benachbarten Kita“, unterstreicht Petschick.

Um zielgerichtet arbeiten, konkrete Angebote unterbreiten, Maßnahmen umsetzen, öffentliche Informationsveranstaltungen und Gesprächsrunden anbieten zu können, muss jedoch erst einmal bekannt sein, wo und weshalb in Weißwasser der sogenannte Schuh drückt. Schließlich, so Petschick, spiegele das Sicherheitsempfinden der Bürger mehr wider als Anzeigen- und Einsatzstatistiken. „Es kommt ja vieles gar nicht zur Anzeige. Außerdem wirken sich Dinge wie innerstädtische Beleuchtung, Zustand von Gebäuden, Brachen oder Straßen ebenfalls auf das subjektive Sicherheitsempfinden aus“, weiß der Referatsleiter von Weißwasser.

Wo und weshalb sich Weißwasseraner unsicher fühlen, soll die Bürgerumfrage klarstellen. Gehofft wird, um ein möglichst klares Lagebild zu erhalten, auf eine rege Beteiligung. „Mitmachen dauert nur knapp zehn Minuten. Wer keinen Computer hat oder sich damit nicht auskennt, kann sich bei mir per Telefon melden. Dann fülle ich am PC den Bogen anhand der Antworten aus. Natürlich gleichfalls anonym“, sagt Laura Scheler, die so ältere Bürger zum Mitmachen animieren möchte.

Auf Auswertung folgt Handeln

Abgefragt werden, neben persönlichen Daten wie Alter, Geschlecht, Wohngebiet, vor allem konkrete Aspekte. Dazu zählen Themen wie Verkehr, Kriminalität, Sicherheitsempfinden, Lärm und Sauberkeit in der Stadt. Erfahren möchte die Stadtverwaltung von den Bürgern außerdem, wie sie die Präsenz von Polizei und Ordnungskräften einschätzen; ob sie ihren zuständigen Bürgerpolizisten überhaupt kennen; was sie sich an Präventionsangeboten und Verbesserungen wünschen oder in welchen Bereichen sie sich (un)wohl fühlen beziehungsweise was sie dort konkret stört.

Soweit, so gut. Bleibt die Frage, was nach der Auswertung der Fragebögen passiert. „Zuerst einmal erwarten wir Hinweise, die Tendenzen in der Stadt untermauern oder verwerfen, so dass wir gezielt handeln können“, erklärt Laura Scheler. Und man werde, wo es geht, Mängel zeitnah beseitigen, zur Finanzierung in den Haushalt aufnehmen oder, je nach Zuständigkeit, an Kreis, Land, Bund weiterleiten – beispielsweise bei Themen wie unzureichender Straßenbeleuchtung, Ampeln ohne Signalfunktionen oder baulichen Hürden hinsichtlich Barrierefreiheit.

Und natürlich solle die Befragung ergeben, bei welchen sicherheitsrelevanten Themen die Bürger Hilfe und Aufklärung benötigen und wie sie gegeben werden kann. Da reiche, laut Scheler, das Feld von Informationen von der Medienkompetenz für Kinder und Jugendliche über generelle Kriminalität bis hin zum Enkeltrick und dubiosen Haustürgeschäften.

Laura Scheler: Telefon 03576 265 333 oder Email: [email protected]
Umfrage: über www.weisswasser.de