Von Catharina Karlshaus
Zabeltitz. Am Ende ging alles ganz schnell. Mit einem freundlichen Lächeln verabschiedeten sich Dr. Inlavanh Keobounpanh – Präsidentin der Lao Women’s Union und Familienministerin von Laos – und Vizepräsidentin Bouachanh Syhanath Richtung Ausgang und taten das, was Frau offenbar weltweit tun muss. Die beiden gingen erst mal einkaufen. Eingeschweißte Salami und Jagdwurst fliegen demnach ebenso mit nach Laos, wie Bonbons und Schokolade für die Enkelkinder. „Unsere deutschen Produkte haben eben einen guten Ruf“, erklärt Oliver Schuster und lacht. Der Mitarbeiter der Sparkassenstiftung für Internationale Kooperation muss es tatsächlich wissen. Selbst in Laos lebend, weiß er sicherlich am besten, weshalb sich die hochrangigen Repräsentantinnen ihres Landes den kurzen Abstecher in den Zabeltitzer Edeka-Markt gegönnt haben.
Der eigentliche Besuch von Inlavanh Keobounpanh und Bouachanh Syhanath galt jedoch dem Gebäude direkt gegenüber. Hier in der Großen Emma – einem Dienstleistungszentrum mit Sparkasse, Bibliothek und Friseur – wollten sich die Vertreter der laotischen Frauenunion ein Bild davon machen, wie die ländliche Bevölkerung hierzulande versorgt wird. Und zwar finanzwirtschaftlich. Im Entwicklungsland Laos immerhin ein Ressort der Frauen, so Stiftungsmitglied Stephanie Hagemann. „Dort fahren noch die Kundenberater über Land, treffen sich in einem großen Versammlungsraum mit ihren Kunden und arbeiten nacheinander alle Anliegen ab. Filialen eines Finanzinstitutes in dem Sinne gibt es da noch nicht“, erklärt Hagemann.
Die Sparkassenstiftung ist seit dem Jahr 2009 in Laos aktiv. Wichtigster Partner sei dabei die von Familienministerin Inlavanh Keobounpanh geführte Lao Women’s Union (LWU), eine der politischen Massenorganisationen des Landes. 1955 als weibliche Brigade im Freiheitskampf gegründet, sieht sie sich heute als Interessenvertretung der Familien in politischen, kulturellen, soziologischen und wirtschaftlichen Belangen. Gemeinsam mit der LWU sei eine sogenannte Mikrofinanz-Institution gegründet worden, die durch die laotische Zentralbank beaufsichtigt wird. 40 Mitarbeiter in momentan sechs Filialen arbeiteten in ländlichen Gebieten und betreuten mit dem geballten Fachwissen der Sparkasse knapp 5 400 Haushalte. Zielgruppe seien dabei vor allem in erster Linie Frauen mit niedrigem Einkommen, die ein kleines Gewerbe betrieben. „Auf Wunsch der laotischen Frauenunion berät unsere Sparkassenstiftung aber auch im Bereich der Dorfbanken. Deshalb war es für unsere Gäste so wichtig, nach Berlin, Potsdam, Dresden, Moritzburg, und auch nach Zabeltitz zu kommen“, verrät Hagemann. Immerhin gelte die Große Emma über Sachsens Landesgrenzen hinweg als Modellprojekt.
Dass dieses angesichts von drohenden Geschäftsstellen-Schließungen wie in Schönfeld bald vielerorts Schule machen könnte, wollte Dr. Lukas Schreier bei der Gelegenheit nicht bestätigen. Wie der Referent im ostdeutschen Sparkassenverband betonte, sei die Große Emma zwar eine großartige Sache. Aber in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen jeder Cent zähle, könne er da keine verbindlichen Aussagen treffen. Auf jeden Fall werde nach Lösungen gesucht und Konzepte entwickelt. So wie in Laos auch, bei Inlavanh Keobounpanh und Bouachanh Syhanath.