Welterbe-Chancen fürs Erzgebirge steigen

Das Erzgebirge kann mit seiner Bergbautradition auf die Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO hoffen. Der Weltdenkmalrat (Icomos) hat die deutsche-tschechische Bewerbung der Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří für den illustren Kreis der Welterbestätten empfohlen. Daraus ergebe sich eine gute Ausgangsposition für die Welterbetagung Anfang Juli in Baku, teilte die federführende Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH am Mittwoch mit.
In der Hauptstadt von Aserbaidschan entscheidet das Welterbekomitee voraussichtlich am 6. oder 7. Juli über die Aufnahme. „Das ist ein großartiger Erfolg auf dem Weg zur Entscheidung der UNESCO und bringt das Erzgebirge ein gutes Stück näher ans Ziel. Ich werde mich bei der Tagung in Baku mit dafür einsetzen, dass wir den Titel nach Sachsen holen können“, erklärte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer über seinen Twitter-Kanal. Der CDU-Politiker wird mit der sächsischen Delegation nach Baku reisen.
Das Osterzgebirge ist mit dabei
Für die Montanregion ist es bereits der zweite Anlauf. Die erste Bewerbung war mangels Erfolgsaussichten im April 2016 zurückgezogen worden. Die Bewerbungsunterlagen wurden in der Folge gründlich überarbeitet und gestrafft. Im Januar 2018 war der 900 Seiten starke Antrag mit nun 22 statt bisher 85 Bestandteilen erneut eingereicht worden. Dazu gehörte auch das Bergbaugebiet Altenberg, das als östlichstes Bergrevier der Montanregion Erzgebirge auch mit auf der Vorschlagsliste für den Welterbetitel steht.
Das Gebiet wird repräsentiert durch die Montanlandschaft Altenberg-Zinnwald, den Verwaltungssitz Lauenstein mit Schloss und Stadtkirche sowie die montanarchäologische Stätte der hochmittelalterlichen Silberbergwerke in Dippoldiswalde. Während in den Gebieten um Dippoldiswalde vor allem Silber gewonnen wurde, dominierte um Altenberg und Zinnwald der Zinnerzbergbau. Fördergerüst und Tagesanlagen des Arno-Lippmann-Schachtes gelten als markante technische Denkmale der letzten Betriebsperiode, beide sind heute noch erhalten. Auch das Bergbaumuseum in Altenberg steht mit auf der Liste.
Im vorigen Sommer hatte ein Bergbau-Experte von Icomos die 5 tschechischen und 17 sächsischen Standorte besucht, die Zeitzeugen einer 800-jährigen Bergbauregion sind. „Nach der langen, intensiven Arbeit vieler engagierter Partner am Welterbeprojekt freuen wir uns über die fachliche Beurteilung des Welterbeantrags und sehen nun mit besonderer Spannung der Entscheidung der UNESCO zur Aufnahme ins Welterbe entgegen“, sagte Volker Uhlig, Vorsitzender des Welterbevereins. Der Verein, zu dem 32 Städte und Gemeinden gehören sowie drei Landkreise, hat das Projekt nun nach 16 Jahren intensiver Arbeit gemeinsam mit dem Förderverein Montanregion Erzgebirge auf die Zielgerade gebracht.
Die UNESCO-Welterbeliste gibt es seit 1978. Derzeit führt sie 1092 Stätten in 167 Ländern. Deutschland zählt 44 Welterbestätten. 2018 kamen weltweit zuletzt 19 weitere hinzu, darunter mit dem Naumburger Dom und dem Archäologischen Grenzkomplex Haithabu und Danewerk – einem Zeugnis der Wikingerzeit in der Nähe der Stadt Schleswig in Schleswig-Holstein – auch zwei deutsche Bewerber. In Sachsen ist bislang nur der Muskauer Park Welterbe. (SZ/dpa/sn)