Von Heike Schwalbe
Zittau. Ein leises Grummeln erklingt und der Vorhang gleitet sanft zur Seite. Langsam erlischt das Licht, in den Zuschauerreihen verstummt das Geraune. Die Musik setzt ein und der Hauptfilm auf der riesigen Leinwand begann. Es war immer ein besonderes Erlebnis, solch einen Film im 70-mm-Format im Zittauer „Palast-Theater“ zu sehen. Viele Welterfolge sorgten hier für unvergessliche Kinoerlebnisse: „My Fair Lady“, „Hello, Dolly“, „El Cid“, „Mackenna’s Gold“, „Krieg und Frieden“, „Der Reiter ohne Kopf“, aber auch Defa-Filme wie „Orpheus in der Unterwelt“ und „Eolomea“ – um nur einige zu nennen. Meist große Dramen, bildgewaltige Epen, Musicals und Operetten. Grandios und überwältigend, meinten die Besucher auf dem Heimweg.
Recht nüchtern sieht das Kinogebäude von außen aus, welches sich im Hof des Grundstückes Markt 9 hinter dem Haus „Zur Goldenen Sonne“ mit dem prächtigen Portal befindet. Bereits nach dem siebenjährigen Krieg entstand hier ein Vorgängerbau, „Sonnensäle“ genannt, wo die Stadt festliche Bälle, Großveranstaltungen und Konferenzen durchführte. 1898 hielt die Kinematografie Einzug.
Das Gebäude, 1907 durch einen Brand zerstört, wurde bald wieder mit einem markanten hohen Turm aufgebaut. Unter seinem Dach hingen einst die Kulissen des Theaters zur Aufbewahrung. 1913 wurde das Haus zu einem stationären Kino umgebaut, erhielt den Namen „Metropol-Lichtspielhaus“, später „Sonnen-Lichtspiele“ und ab 1920 nannte man es „Palast-Theater“.
Es besaß damals bereits 650 Plätze. Während man im „Apachenkino“ im Untergeschoss, dem heutigen Kino 4, vornehmlich ältere Filme sowie Western zeigte, befand sich im Zwischengeschoss ein Variete mit großer Bühne und Separees.
Der Hotelier Bruno Jezek sen. übernahm 1929 dieses Kinogebäude mit insgesamt 900 Plätzen, einer großen Bühne und öffnete täglich für Besucher. 1937 übernahm die Erbengemeinschaft Oskar Bruno Jezek das Kino bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Danach gab es für Besucher nur noch den großen Kinosaal für Filmvorführungen mit Bühne und Plätzen in Parkett, Rang und fünf Logen.
1965 erfolgte eine umfangreiche Sanierung des gesamten Kinos. So erhielt der Saal neue Sitze, zur Verbesserung der Akustik wurden Wände neu bespannt und eine Zwischendecke eingezogen, Rang und Logen wurden entfernt und die Technik modernisiert. Auch eine neue Leinwand wurde eingebaut, die mit einer Breite von 13,5 Metern die größte im Dresdner Bezirk in einem festen Haus war. Nun konnten Filme in allen damals gängigen Formaten gezeigt werden, nur noch keine 70-mm-Filme, die erst ab 1972 gezeigt werden konnten.
Nach der Wende hatte die Dresdener Kino GmbH das Lichtspielhaus übernommen. Damals fasste es 466 Besucher. Alte Vorführgeräte, auch der 70-mm-Projektor, und anderes Kinoutensil verschwanden, auch die Leinwand für die 70-mm-Filme.
Vor 25 Jahren erhielt das einstige „Palast-Theater“ mit der Kieft & Politt Filmtheater GmbH einen neuen Inhaber und mit „Filmpalast“ auch einen neuen Namen. Abermals wurde saniert und die alten Räume wieder zur Nutzung umgestaltet. 750 Plätze stehen nun zu Verfügung und in vier Kinosälen werden Filme gezeigt.