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Weltmeisterlich grillen

Ein Milliardengeschäft, nicht nur für Männer: Das Brutzeln mit Qualm macht immer mehr Rost-Hersteller satt.

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© dpa

Dresden. Sommerzeit ist Grillzeit – erst recht, wenn eine Weltmeisterschaft dazukommt. Passend dazu heizt DFB-Torschütze Thomas Müller die Stimmung an: Der 24-Jährige wirbt fürs Brutzeln auf Grillgeräten des US-Herstellers Weber. „Beim Fleisch ist es bei mir so ähnlich wie mit dem Ball: Ich weiß, was ich damit zu tun habe“, verkündet Müller selbstbewusst.

Da will der deutsche Marktführer Landmann aus Osterholz-Scharmbeck bei Bremen nicht zurückstehen: „Grillen wie ein Weltmeister“, verspricht er zum sportlichen Mega-Event der Grillsaison – und wirbt für eine WM-Auflage seines Kugelgrills in Nationalfarben.

Auf 1,16 Milliarden Euro schätzt des Kölner Institut für Handelsforschung das Geschäft rund ums Grillen für dieses Jahr. Die Branche knackte 2010 die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro, im Jahr der vergangenen Fußball-WM. Denn der jahrhundertealte Spaß des Fleischbrutzelns überm qualmenden Rost macht gerade einen Wandel durch, der die Herzen der Hersteller höher schlagen lässt. Die Experten sind sich einig: Es wird so vielfältig und so teuer wie noch nie gegrillt in Deutschland.

Noch ein Trend: Das Grillen wird weiblicher. Frauen entdecken den Grill als praktische Outdoor-Küche und sind dabei, in Deutschland eine der letzten Männer-Bastionen zu knacken.

Als europäischer Grill-Pionier versteht sich die Firma Landmann, die jährlich zwei Millionen Geräte absetzt und Niederlassungen in rund 20 Ländern hat. Auch wenn sie das Luxussegment im Auge hat, bedient sie eher das Massengeschäft. Bei Holzkohlegrills spürt sie die höchsten Zuwachsraten im Preissegment zwischen 200 und 500 Euro. Produktmanager Ronald Bosse sagt, Deutschland sei Grill-Land. Konsumenten seien „generell bereit, mehr in Grillgeräte zu investieren.“

Beim Grillgeräte-Spezialisten Weber ist Deutschland mittlerweile einer der stärksten Absatzmärkte neben dem US-Markt. Europa-Marketingchef Marc André Palm erwartet fürs laufende Jahr ein zweistelliges Umsatzwachstum. Der Hersteller setzt das Thema Grillen als Lifestyle-Erlebnis erfolgreich in Szene – auch über seine Akademien, in denen Interessierte die hohe Schule geschmackvollen Grillens erlernen sollen. Die an 18 Standorten in Deutschland entwickelten Grillakademien sind zum Exportschlager geworden.

Voriges Jahr gab es in Deutschland mehr als 30.000 Grillbegeisterte, die sich das Brutzel-Know-how beibringen ließen. Auch auf Mallorca wurde eine Akademie eröffnet: „Die Nachfrage ist insgesamt so groß, dass wir das Netz unserer Grillakademien kontinuierlich weiter ausbauen möchten“, heißt es bei Weber.

Der Grill wird laut Hamburger Institut für Zukunftsfragen zunehmend zum Status-Symbol. Lifestyle hat seinen Preis: Die angebotenen Hightech-Geräte haben kaum noch etwas mit dem wackligen Dreifuß aus dem Baumarkt gemein. Spitzenmodelle bringen es auf 7.500 Euro. Sie sind für den Sommerspaß ebenso geeignet wie für Glühwein oder die Neujahrs-Sause. Palm: „Der Grill ist inzwischen ein Allrounder, auf dem 365 Tage im Jahr nicht nur Klassiker wie Steaks gegrillt werden, sondern immer häufiger auch neue Gerichte und ganze Menüs.“ (dpa)