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Weniger Badetote als im Vorjahr

In Deutschland sind 2019 weniger Menschen beim Baden ertrunken. Das liegt vor allem am Wetter. Die meisten Menschen sterben in Bayern.

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Im vergangenen Jahr ertranken weniger Menschen beim Baden.
Im vergangenen Jahr ertranken weniger Menschen beim Baden. © Carsten Rehder/dpa (Symbolfoto)

Von Sebastian Schlenker

München. In Deutschland starben im vergangenen Jahr weniger Menschen durch Ertrinken. Mindestens 417 Menschen kamen 2019 bei Badeunfällen ums Leben, überwiegend in Flüssen oder Seen. Das sind rund 17 Prozent weniger als 2018, wie Achim Haag, der Präsident der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), am Donnerstag in München sagte.

Er führe den Rückgang vor allem auf das im vorigen Jahr nicht immer vorhandene Badewetter zurück. "Schwimmen findet dann nicht allzu viel Anklang - das führt zu weniger Badetoten", sagte Haag. 

Der Zusammenhang zwischen dem Wetter und der Zahl der Badetoten habe sich bereits zuvor mehrfach gezeigt. Das unterstreicht auch der Blick auf die zeitliche Verteilung. In den Sommermonaten Juni, Juli und August gab es 2019 rund die Hälfte aller Todesfälle.

Viele Seen, viele Tote

Die meisten Ertrunkenen hatte 2019 erneut Bayern zu verzeichnen. Hier starben 95 Menschen - und damit entgegen dem Bundestrend mehr als im Jahr davor. Darauf folgen Nordrhein-Westfalen mit 65 Badetoten und Niedersachsen mit 51 Todesfällen. Die wenigsten Menschen ertranken in den Stadtstaaten Berlin und Bremen (je zwei).

Die vielen Todesfälle in Bayern haben für Ingo Flechsenhar, Präsident des DLRG-Landesverbands Bayern, auch mit der Natur in Bayern zu tun. "Die Masse der Ertrunkenen hängt sicher auch mit den vielen wunderschönen Gewässern zusammen. Die können wir aber nicht alle bewachen." Zudem seien die zahlreichen Badeseen, wie etwa der Königssee, auch bei Touristen sehr beliebt. Der Schwerpunkt der Todesfälle liege klar in Oberbayern.

Große Unterschiede bei den Todesfällen gibt es auch zwischen den Geschlechtern: Rund 80 Prozent der Ertrunkenen waren bundesweit Männer. Hier zeige sich, dass Frauen beim Schwimmen offenbar vorsichtiger und weniger risikofreudig seien, sagte DLRG-Sprecher Achim Wiese. Unverändert hoch sei die Zahl der Todesfälle bei Kindern bis zehn Jahre, betonte Präsident Haag. In dieser Altersgruppe seien 25 Kinder ums Leben gekommen.

Wenig Nicht-Schwimmer, wenig Tote

Der Großteil der Ertrunkenen sei indes 50 Jahre und älter gewesen. Auch deshalb hat die DLRG zusammen mit dem bayerischen Gesundheitsministerium 2019 Schwimmkurse für Senioren gestartet. Diese würden sehr gut angenommen. "Wir haben schon jetzt mehr Anmeldungen, als wir bislang personell schaffen können", sagte Haag.

Gute Schwimmfähigkeiten seien die Grundlage, um die Zahl der Badetoten weiter zu senken, machte der DLRG-Chef klar. "Schwimmen ist Teil der Bildung und ja, auch Kulturgut." Doch dafür brauche es genügend Schwimmhallen in Deutschland, sagte Haag.

Aus diesem Grund hat die DLRG im vergangenen Herbst eine Petition an den Bundestag geschickt, mit der sie das bundesweite "Bädersterben" beklagt. Über den Verlauf der Petition zeigte sich Haag sehr zufrieden: Die Politik habe die Wichtigkeit erkannt und wolle die DLRG unterstützen. Nun gelte es, konkret für bessere Bedingungen in den Kommunen zu sorgen. "Ein Schwimmbad muss für jeden in erreichbarer Nähe sein", so Haag. (dpa)

© Redaktion: M. Lorenz; Grafik: F. Bökelmann