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Weniger Herbergen für Pilger

Nur noch das Schloss bietet Unterkunft für die Wanderer auf der Via Regia.

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© Archivfoto: Kristin Richter

Von Jörg Richter

Schönfeld. Die Wanderroute von Königsbrück nach Großenhain gilt als eine der längeren Etappen des ökumenischen Pilgerwegs Via Regia. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass mancher Wanderer auf etwa halber Strecke eine Pause einlegt. Schönfeld ist mit seinem Schloss dafür hervorragend geeignet. Und auch mit seinen Unterkünften zum Übernachten. Bisher gab es drei Möglichkeiten dazu: das Schloss und zwei Privatquartiere. Doch seit Kurzem stehen die beiden Privatquartiere nicht mehr zur Verfügung. Das berichtete Bürgermeister Hans-Joachim Weigel auf der letzten Gemeinderatssitzung in Linz.

Die Pilgerweg-Initiatorin Esther Zeiher habe ihn darüber in Kenntnis gesetzt. „Sie macht sich Sorgen, dass die Übernachtungsplätze nicht reichen“, so Weigel. Schönfelds Bürgermeister bedauert zwar, dass die beiden Unterkünfte aus privaten bzw. Altersgründen nicht mehr zur Verfügung stehen, zeigt aber Verständnis dafür. Immerhin gebe es im Schloss noch acht Plätze zum Übernachten für die Pilger auf ihrem Fußmarsch auf der Hohen Straße, wie die Via Regia auch genannt wird.

Schönfeld als beliebten Verweilort für die Pilger sieht Weigel nicht in Gefahr. „Wenn mehr Plätze benötigt werden, sind wir immer noch in der Lage, zusätzliche Räume zur Verfügung zu stellen“, sagt er. So hatten bereits in der Vergangenheit größere Wandergruppen in der ehemaligen Speisehalle am Schloss Unterkunft erhalten. Das sei auch weiterhin möglich.

Die Pilgersaison 2018 ist im wahrsten Sinne des Wortes angelaufen. Im April hätten durchschnittlich pro Woche zwölf bis 15 Via-Regia-Wanderer im Schönfelder Schloss übernachtet. „Erst am Sonntag war wieder jemand da“, erzählt Weigel. Meist sei dann die erste Frage, wo sie essen gehen können. „Da müssen wir jedes Mal mit den Schultern zucken“, so der Bürgermeister. Denn eine Gaststätte gibt es nicht mehr im Dorf. „Aber wir lassen uns immer etwas einfallen“, erzählt Weigel weiter. Da würden die Pilger schon mal ins benachbarte Lampertswalde gefahren, damit sie im Lidl-Markt einkaufen gehen können.

Das Problem mit neuen zusätzlichen Übernachtungsmöglichkeiten für Pilger ist nicht so einfach zu lösen. „Wir sind bemüht, Quartiere zu schaffen. Aber das ist eine Kostenfrage“, sagt der Schönfelder Bürgermeister. Die zusätzlichen Investitionen müsse der Gemeinderat absegnen. Doch das ist bei der angespannten Haushaltslage in der kleinen Gemeinde nicht so einfach. Andere Pflichtaufgaben, wie zum Beispiel die ordentliche Ausrüstung der freiwilligen Feuerwehren, haben Vorrang. Deshalb hofft Weigel auch auf die Unterstützung aus der Bevölkerung, Schönfeld als Pilgerstandort zu bewahren. „Wer bereit ist, ein Zimmer zur Verfügung zu stellen, soll sich bei uns im Gemeindeamt melden“, ruft Weigel auf.

Allerdings können Herbergsleute keine Reichtümer erwarten. Im Gegenteil. Normalerweise zahlen die Pilger nichts. Die meisten geben aber eine Art Spende von zwei, fünf und manchmal auch zehn Euro pro Nacht. „Das ist keine gewinnbringende Sache“, sagt Weigel. „Das wussten wir aber schon vorher.“ Trotzdem ist die Pilgerherberge im Schloss gut für das Ansehen Schönfelds in der Region.

Auf der mittelalterlichen Handelsstraße Via Regia zogen nicht nur Könige, Krieger und Händler, auch Pilger folgten ihr. Die alte europäische West-Ost-Magistrale verbindet Paris mit Kiew. Der Ökumenische Pilgerweg orientiert sich am historischen Verlauf der Via Regia und knüpft an die Geschichte der Pilger vergangener Jahrhunderte an. Im westlichen Verlauf mündet die Via Regia in den berühmten Jakobsweg, auf dem die Pilgerwege ganz Europas nach Santiago de Compostela führen. Dorthin weist die gelbe Muschel auf blauem Grund und dient somit als Markierung des 450 Kilometer langen Weges von Görlitz bis ins thüringische Vacha.

In alter christlicher Tradition haben sich Menschen am Weg bereit erklärt, Pilger aufzunehmen. Die Herbergen stehen in gut erreichbaren Abständen entlang des gesamten Weges für Pilger ganzjährig offen und bieten einfache Nachtlager. Seit seiner Eröffnung im Jahr 2003 ist der Ökumenische Pilgerweg zu einem lebendigen Begegnungsraum gewachsen.