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Weniger Platz für Zille, aber mehr Originale des Künstlers

Das Heimatmuseum in Radeburg wird am Sonnabend wieder eröffnet. Das Konzept der Ausstellung wurde überarbeitet.

Von Sven Görner
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Katja Margarethe Mieth, die Direktorin der Landesstelle für Museumswesen (li.), und Radeburgs Museumsleiterin Kerstin Hartmann in der neu gestalteten Ausstellung zur Stadtgeschichte.
Katja Margarethe Mieth, die Direktorin der Landesstelle für Museumswesen (li.), und Radeburgs Museumsleiterin Kerstin Hartmann in der neu gestalteten Ausstellung zur Stadtgeschichte. © Arvid Müller

Radeburg. Anfang September gab es im Radeburger Heimatmuseum eine erste Eröffnung. Mit der Karikaturen- und Cartoon-Schau „Liebe, Lust und andere Katastrophen!“ wurde ein Teil des Museums den Radeburgern wieder zugänglich gemacht. Von Juli bis Dezember vergangenen Jahres war das Haus grundhaft saniert worden. Investiert hat die Stadt dafür 510 000 Euro. Rund 180 000 Euro davon sind Fördermittel aus dem Bund-Länder-Programm Stadtumbau Ost.

Gezeigt wird die Schau noch bis Anfang Januar nächsten Jahres, allerdings in den mit dem Umbau neu geschaffenen Sonderausstellungsräumen. Die bis zur Schließung genutzten Museumsräume sind dagegen bisher nicht zugänglich. Das wird sich nun ändern. Am Sonnabend, pünktlich zum Heinrich-Zille-Weihnachtsmarkt, kann das Haus wieder ganz besucht werden.

Selbst alteingesessene Zille-Städter dürfen darauf gespannt sein. Denn in den vergangenen Monaten wurde die Ausstellung komplett überarbeitet. Unterstützung bekam die Stadt dabei neben der Landestelle für Museumswesen auch von zahlreichen anderen Fachleuten. Sowohl was die Erarbeitung der Konzeption zur Neuausrichtung des Heimatmuseums und der Ausstellungstexte betrifft, als auch bei notwendigen Restaurierungen.

Neben der personellen Hilfe konnte die Stadt erneut Fördermittel einsetzen, ohne die eine so umfassende Neugestaltung kaum möglich gewesen wäre. Die Zuwendungen der Landesstelle beliefen sich dabei auf rund 50 000 Euro, weitere 11 000 Euro kamen über den Heidebogen, wie Bürgermeisterin Michaela Ritter sagt.

Im neuen Zille-Kabinett gibt es bis zur Wiedereröffnung des Heimatmuseums am Sonnabend noch einiges zu tun. So müssen die neu gestalteten Info-Tafeln an die Wand gebracht werden. Die Vitrine in der Mitte wird im nächsten Jahr durch einen Grafikschrank für
Im neuen Zille-Kabinett gibt es bis zur Wiedereröffnung des Heimatmuseums am Sonnabend noch einiges zu tun. So müssen die neu gestalteten Info-Tafeln an die Wand gebracht werden. Die Vitrine in der Mitte wird im nächsten Jahr durch einen Grafikschrank für © Arvid Müller

Für einige Diskussionen hat bereits im Vorfeld der Eröffnung vor allem die Überarbeitung der Dauerausstellung zum bekanntesten Sohn der Stadt, Heinrich Zille, gesorgt. Diese war von der Stadt erst vor zehn Jahren, zum 150. Geburtstag des Malers, Grafikers und Fotografen eröffnet worden. Investiert worden waren dafür ausschließlich aus städtischen Mitteln 15 000 Euro.

Gezeigt wurde sie im größten Raum des Museums, der vom damals noch jungen Kultur- und Heimatverein Radeburg in den Folgejahren auch für verschiedene Veranstaltungen wie Konzerte und Vorträge genutzt wurde. Denn ein Gründungsanliegen des Vereines war es, Leben in das Museum zu bringen.

Jetzt sind dort ganz verschiedene Exponate ausgestellt, die bisher teilweise im Depot schlummerten, und nun Themenkomplexe der Stadtgeschichte anschaulich werden lassen. „Wir haben die Stadt motiviert, sich zu ihren eigenen Schätzen zu bekennen und diese auch zu zeigen“, sagt Katja Margarethe Mieth, die Direktorin der Landesstelle für Museumswesen. Sie lobt aber auch die Initiative der Stadt, sich ihrem gesamten kulturellen Erbe anzunehmen. Das betrifft nicht nur das Museum, sondern auch die Schaffung eines Museumsdepots und neuer Räume für das Stadtarchiv.

Ganz fertig ist die neue Ausstellung übrigens auch am Sonnabend nicht. Geplant sei unter anderem ein Komplex zur Kirchengeschichte im schmalen Raum und in dem großen Raum fehlt noch eine Vitrine, in der Waffen der Radeburger Schützen präsentiert werden sollen. Keine billige Anschaffung, da dies auch heutigen Sicherheitsaspekten Rechnung tragen muss. Dass mit der Umgestaltung im großen Raum keine Veranstaltungen mehr stattfinden können, ist durchaus gewollt. „Aus konservatorischer Sicht ist es nicht gut, wenn sich viele Leute lange in solch einem Raum aufhalten“, sagt die Museumsexpertin.

Und was ist nun mit dem Pinsel-Heinrich? Spielt der künftig nur noch eine Nebenrolle? Auf den ersten Blick könnte man das vermuten. Allerdings ist Heinrich Zille auch weiterhin ein eigener, wenn auch kleinerer Raum gewidmet. Inhaltlich hat dieser aber weit mehr zu bieten als die bisherige Schau. Denn in dieser war sehr viel Ausstellungsarchitektur um eine originale Arbeit herumgebaut worden, wie es Katja Margarethe Mieth ausdrückt. Das wird ab dem neuen Jahr anders. Dann soll der Raum noch durch einen Grafikschrank komplettiert werden, in dem dann der neue Schatz des Museums sicher präsentiert werden kann.

Denn ebenfalls dank finanzieller Unterstützung der Landesstelle kann die Stadt acht Zeichnungen und sechs Druckgrafiken Zilles ankaufen. Matthias Flügge, der Verkäufer, schenkt Radeburg zudem weitere zehn Zeichnungen, 15 druckgrafische Blätter und fünf Fotografien des Pinsel-Heinrichs. Ein Teil davon ist bereits mit der Eröffnung zu sehen.

Nächster Höhepunkt wird am 13. Januar die Überreichung des erstmals ausgelobten Heinrich-Zille-Karikaturenpreises sein. Zum Sieger hat die Jury in der vergangenen Woche den Berliner Karikaturist und Comiczeichner Olaf Schwarzbach gekürt.