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Wenn das Bindegewebe zu schwach wird

Um den Beckenboden geht es im SZ-Gesundheitsforum am 1. November um 18 Uhr im Elblandklinikum Riesa.

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© Elblandkliniken

Herr Dr. Kotsch, welche Symptome deuten auf einen untrainierten Beckenboden hin? Wo liegen ihre Ursachen?

Patientinnen mit Beckenbodenschwäche nehmen in unserer Gesellschaft zu. Die Ursachen liegen in unserer Lifestyle Gesellschaft mit immer weniger Bewegung, vielem guten Essen ohne ausreichenden körperlichen Ausgleich und insgesamt daraufhin über mehrere Generationen entstehend eine Schwäche des Bindegewebes. Das führt dazu, dass die Organe, die sich im Becken befinden nicht mehr ausreichend Halt bekommen und sich dann entsprechend der Schwerkraft nach unten senken. Symptome sind ein Druckgefühl nach unten, Probleme mit Wasserlassen bzw. Halten, mit dem Stuhlgang und natürlich auch Auswirkungen auf die Partnerschaft und das Sexualleben. Im Extremfall führt gerade Inkontinenz zur sozialen Isolierung, zur Abschottung.

Welche Folgen kann ein geschwächter Beckenboden nach sich ziehen?

Eine Inkontinenz, egal ob im Stuhl- oder Harnbereich, ist nie angenehm und die Frau muss lernen damit umzugehen, Hilfsmittel zu benutzen, um Gerüche zu vermeiden und der sozialen Isolierung aus dem Weg zu gehen. Eine Senkung der Gebärmutter und/oder der Scheide führt zur Beeinträchtigung des Wohlbefindens, stört beim Fahrrad fahren, stört beim Sex und man kann sich nicht mehr so frei und ungezwungen bewegen. Man verzichtet auf liebgewordene Aktivitäten wie zum Beispiel Gartenarbeit, Wandern, Rad fahren, weil die Patientin meint, dass es so nicht zu ertragen ist. Dabei gibt es vielfältige Möglichkeiten, um dem entgegen zu wirken.

Welchen diagnostischen und therapeutischen Methoden bieten Sie im Elblandklinikum Riesa zur Unterstützung für Patientinnen?

Hier am Krankenhaus Riesa besteht ein zertifiziertes Beckenboden-Zentrum, das heißt, in diesem Zentrum arbeiten verschiedene Fachrichtungen und Dienstleister eng zusammen. Das betrifft natürlich in erster Linie die Frauenheilkunde, aber auch die Urologie, die Chirurgie, die Kinderheilkunde, die Röntgenabteilung und die Physiotherapie. Gemeinsam wird hier für schwierige Fälle ein Behandlungskonzept erarbeitet und dann der Patientin und dem Hausarzt zur Umsetzung vorgeschlagen. Wir haben gerade die erneute Zertifizierung für zwei Jahre von der Deutschen Kontinenzgesellschaft erhalten, die hier im Krankenhaus vorliegenden Strukturen und Möglichkeiten sind so von unabhängigen Gutachtern anerkannt worden, dass die bestmögliche Behandlung für die Frau stattfinden kann. Neben konservativen Maßnahmen wie zum Beispiel das Einsetzen verschiedener Ringe oder Pessare (auch Würfel), die eine gute zeitweise Behandlung zum Beispiel eines Vorfalls oder einer Inkontinenz bewirken können, stehen uns zahlreiche Operationsmöglichkeiten zur Verfügung. Es erfolgt zunächst eine ausführliche Diagnostik, entweder durch Röntgenuntersuchung oder durch sogenannte urodynamische Messungen, bei welchen der Problemkreis deutlich eingegrenzt wird. Daraus resultiert ein abgestimmtes Behandlungskonzept. Die operativen Möglichkeiten werden heutzutage vorwiegend minimal invasiv, das heißt unter Setzung kleinster Wunden zum Beispiel durch die sogenannte Knopfloch-Chirurgie, durchgeführt. Bauchschnitte sind heute so gut wie ausgeschlossen. Manchmal verwenden wir künstliche Netze, die wir durch die Scheide einsetzen, um den Beckenboden zu stabilisieren. Das muss aber im Einzelfall entschieden werden.

Was können Betroffene zur Verbeugung tun?

Zur Vorbeugung kommt natürlich wie bei vielen anderen Problemen auch ausreichend körperliche Bewegung infrage. Wenn die Frau merkt, dass Probleme im Beckenbodenbereich eine Rolle spielen, sollte sie sich auf jeden Fall einem damit spezialisierten Arzt anvertrauen, der dann möglicherweise auch unter zur Hilfenahme der Physiotherapie zur Beckenbodengymnastik rät, zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur. Manchmal kann man auch Elektrostimulationsgeräte zur Hilfe nehmen, um die Muskulatur im Beckenbodenbereich zu kräftigen. Dadurch kann man schon sehr viel erreichen. Sollte das alles nicht helfen, sollte die betroffene Patientin sich auf jeden Fall in ein Zentrum zur Behandlung solcher Probleme bzw. Krankheiten oder Zustände überweisen lassen.

SZ-Gesundheitsforum 1. November, 18 Uhr, Elblandklinikum Riesa, Weinbergstraße 8, Ebene 5, Konferenzraum.

Es wird um Anmeldung unter  03521 41045520 oder  0351 837475670 gebeten.