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Wenn das Haustier depressiv wird

Eine 59-Jährige betreibt in Cunewalde eine alternative Tierheilpraxis. Kritik daran macht ihr nichts aus.

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© Uwe Soeder

Von Theresa Hellwig

Cunewalde. Ein Holzring ist an einem langen Draht befestigt, der in einen Korkgriff mündet. Die Tierheilpraktikerin Kathrin Adler hält diesen in der Hand. Der sogenannte Tensor, eine Einhandrute, schwingt in Kreisen. „Die Schwingung zeigt an, ob alles in Ordnung ist oder ob es Blockaden gibt“, erklärt Adler. „Darauf muss man sich einlassen.“ Die 59-Jährige betreibt eine Tierheilpraxis in Cunewalde. Seit zwölf Jahren behandelt sie Hunde, Katzen und Pferde mit alternativen Heilmethoden.

Dabei sieht sie sich nicht als Alternative, sondern als Ergänzung zur Schulmedizin; viele ihrer Patienten befinden sich zeitgleich – oder waren zuvor schon – bei einem Tierarzt in Behandlung. – Wenn ein Tier zum ersten Mal zu ihr kommt, dann dauert der Besuch in der Regel anderthalb oder sogar zwei Stunden.

Die Tierheilpraktikerin möchte sich Zeit nehmen für ihre vierbeinigen Patienten. Zu Beginn erzählt sie diesen erst einmal, wer sie ist und was sie vor hat. „Die Tiere fühlen das“, sagt sie. Sie untersucht diese dann schulmedizinisch und versucht herauszufinden, welche Meridiane ins Ungleichgewicht geraten sind. Dann entscheidet sie, welche alternative Heilmethode in diesem Fall am besten zum Einsatz kommen sollte. Eine ganze Bandbreite bietet sie an: Homöopathie, Akupunktur, Bachblüten, Verhaltenstherapie, Magnetfeldbehandlung und zum Teil auch Pflanzenkunde.

Die Psyche des Tieres

Eine wichtige Rolle spielt die Psyche des Tieres. Einer von Adlers Berner Sennenhunden habe einmal erst in dem einen, dann in dem nächsten Knie einen Kreuzbandanriss erlitten. Er hörte auf zu fressen, schaute immer weg. „Auch Tiere können sich aufgeben, depressiv werden“, erläutert sie. In solchen Fällen schaut sie, was sie gegen den Stress und die Angst tun kann.

„Manchmal kommen Leute, die sagen, daran glauben sie nicht. Denen stelle ich frei, wieder zu gehen. Das ist aber bislang noch nicht passiert“, erzählt Kathrin Adler. Für viele sei sie die letzte Hoffnung. In Fällen, in denen die Schulmedizin nicht weiterkommt; wo nur der Versuch bleibt.

„Kurz nach der Wende“, erinnert sich die Frau mit den dunkelblonden Locken, „ist mein Hund krank geworden“. Das Tier litt unter starken Hautproblemen. Das sei der Auslöser für sie gewesen, Tierheilpraktikerin zu werden. Sie begann ein Praktikum bei einem Tierarzt und erlernte an der Dresdner Paracelsusschule den Beruf des Tierheilpraktikers.

Sie kennt ihre Grenzen

Das Ganze ist nicht unumstritten. Wissenschaftlich lässt sich der Erfolg zum Beispiel von den stark verdünnten Mitteln, die in der Homöopathie zum Einsatz kommen, nicht beweisen. Mit dieser Kritik hat Kathrin Adler kein Problem: „Jeder muss tun, was er für richtig hält.“ Überzeugen möchte sie niemanden. Dennoch lässt auch sie kein Tier gehen, ohne mit sich im Reinen zu sein und „ein gutes Gefühl zu haben“.

Bei alledem kennt die Cunewalderin ihre Grenzen. „Wenn ich denke, das ist akut, ein Knochenbruch, ein Tumor, eine innere Verletzung oder auch eine Magenverdrehung, dann schicke ich meine Patienten immer direkt zum Tierarzt“, erklärt sie.

Selbst Tierbesitzerin, weiß sie, wie sehr einem die Schützlinge am Herzen liegen können. Es sei eine dankbare Arbeit, die sie da ausführe. Besonders schön ist es für Adler, wenn ein Hund, der schon länger bei ihr in Behandlung ist, sich freut, wenn er kommt, mit dem Schwanz wedelt, fröhlich guckt. Da lohne es sich, weiterzumachen.