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Wenn Denkmale offen stehen

Restaurator Thomas Schmidt führt durch das Herrenhaus der Burg Mildenstein.

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© André Braun

Von Helene Krause

Region Döbeln. Der Fußboden der Fürstenstube ist mit dickem Staub bedeckt. In den Fensternischen stapeln sich ziegelfarbige Fußbodenfliesen. Säcke mit mineralischem Putz liegen mitten im Raum. Drumherum stehen 23 Besucher. Interessiert hören sie Restaurator Thomas Schmidt zu, der zum Tag des offenen Denkmals durch das Herrenhaus der Burg Mildenstein führt.

Matthias Baer steht auf dem Turm der Kirche Mochau neben den alten Glocken. Die ersten Glocken kamen 1540 aus dem Kloster Altzella und wurden nach einem Brand 1658 umgeschmolzen. Nur durch Glück blieben sie im Krieg erhalten.
Matthias Baer steht auf dem Turm der Kirche Mochau neben den alten Glocken. Die ersten Glocken kamen 1540 aus dem Kloster Altzella und wurden nach einem Brand 1658 umgeschmolzen. Nur durch Glück blieben sie im Krieg erhalten. © André Braun
Schmiedemeister Rolf Troczka aus Rossau zeigt in der alten Schmiede des Heimatvereins Littdorf das alte Handwerk. Den Schornstein des Schmiedeofens mussten die Vereinsmitglieder komplett neu aufbauen.
Schmiedemeister Rolf Troczka aus Rossau zeigt in der alten Schmiede des Heimatvereins Littdorf das alte Handwerk. Den Schornstein des Schmiedeofens mussten die Vereinsmitglieder komplett neu aufbauen. © André Braun

„Das Herrenhaus diente als Wohnbau für die Markgrafen“, erklärt Schmidt bei der Führung. Nach einer umfassenden Fassadensanierung 2011, bei der die gotischen Zwillingsfenster wieder sichtbar gemacht wurden, wird jetzt das Innere des Gebäudes saniert. Zu sehen gibt es nicht nur die Schwarzküche mit dem wieder hergestellten Kamin. Im Obergeschoss kann auch eine historische Holzbalkendecke bestaunt werden, die originalgetreu wieder hergestellt wurde. Allerdings gab es bei beiden Bauteilen allerhand Auflagen zu beachten, die die Leute im Mittelalter nicht kannten. Die Decke und der Kamin mussten den neuen statischen Forderungen angepasst werden. Das verlangte zusätzliche statische Konstruktionen. Die waren so einzubauen, dass sie von außen nicht sichtbar sind. So erhielt die Holzbalkendecke ein zusätzliches Hängewerk, das vierfach gesichert ist. „Die Decke hängt am Dach“, erklärt Thomas Schmidt.

Auch ein historischer Kachelofen soll im kommenden Winter wieder in der Fürstenstube des Herrenhauses aufgestellt werden. Die Wiederherstellung des Ofens gestaltete sich sehr schwierig. Nur wenige Kachelfragmente waren auf der Burg übrig geblieben. Zum Glück fanden sich im Kachelverzeichnis von Pillnitz Hinweise auf die Kachelart. So konnte die gesamte Keramik des Ofens fertiggestellt werden.

Trauung in der Fürstenstube

Auch über die zukünftige Nutzung der Räume der Burg erfahren die Besucher einiges. So sollen in der Fürstenstube Trauungen stattfinden. Die Standesbeamten erhalten dafür einen extra Raum. Andere Räume sollen für Sonderausstellungen und Veranstaltungen genutzt werden. „Leisnig ist eine tolle Burganlage“, sagt Schmidt.

Um die Räume im Herrenhaus zu nutzen, ist eine zweite Treppe, eine sogenannte Fluchttreppe notwendig. Deshalb soll die hölzerne Galerie, die eine Treppe hatte, wieder modern hergestellt werden. „Das ist dann der zweite Rettungsweg“, erklärt Schmidt.

Immer wieder verweist Restaurator Thomas Schmidt darauf, wie aufwendig die Sanierungsarbeiten sind. Weil der historische Charakter und die Bausubstanz erhalten bleiben müssen, vieles durch Umbauten im Laufe der Jahrhunderte verändert wurde und es nur noch wenige Hinweise gibt, wie die Räume dereinst ausgesehen haben oder gebaut worden sind, sind umfangreiche Recherchen notwendig. Dazu kommt, dass alles den modernen bautechnischen Forderungen und der Sicherheit angepasst sein muss.

Hannelore Walter wohnt neben der Burg und hat sich der Führung angeschlossen. „Ich bin hier schon in den Kindergarten gegangen“, sagt sie. Als Mitglied des Geschichts- und Heimatvereins Leisnig interessiert sich die Architektin sehr für die Sanierungsarbeiten der Burg. Wolfgang Viehweger aus Kaufungen bei Limbach-Oberfrohna war vor etwa acht Jahren schon auf der Burg. „Ich wollte sehen, wie weit sie gekommen sind.“

Überall in der Region konnten Interessierte gestern auf Türme steigen, durch alte Gemäuer streifen oder in Roßwein einer Dampfmaschine beim Arbeiten zuschauen. In Döbeln wurde durch ein jüngeres Denkmal geführt: durch das Stadtbad, 1936 erbaut, das jetzt durch ein Lehrschwimmbecken erweitert wurde.