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Wenn der Computer die Wohnung heizt

Die Dresdner Firma „Cloud & Heat“ nutzt die Wärme von Servern zum Heizen. Ihre Idee zieht bald nach Norwegen.

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© René Meinig

Von Jana Mundus

Das leichte Surren unter dem Schreibtisch gehört zur Büroatmosphäre. Stunde um Stunde ist dort ein kleiner Ventilator darum bemüht, dass der Computer nicht überhitzt. Das geht auch im größeren Maßstab. Viele Firmen haben zusätzliche Serverräume. Hitze ist dabei ein Graus für den Computerexperten. Niemand will Wärme an den Objekten, die das Firmengeschäft am Laufen halten. Niemand – außer einer Dresdner Firma. Die nutzt diese Wärme zum Heizen.

Beim Hausbau 2009 kommt Christof Fetzer, Informatik-Professor an der TU Dresden, auf die Idee. Warum nicht einfach mit Servern heizen, denkt er sich. Fetzer macht daraus ein Forschungsprojekt. Zusammen mit dem Physiker Jens Struckmeier entwickelt er die Technologie und lässt sie patentieren. Gemeinsam mit dem Betriebswirtschaftler Marcel Schretzmann gründen sie 2011 die AoTerra GmbH, heute die Cloud & Heat Technologies GmbH. Aus dem Drei-Mann-Unternehmen ist eine Firma mit 40 Mitarbeitern geworden, dieauf der Königsbrücker Straße sitzt.

Das Unternehmen macht seine Idee vor fünf Jahren weiter bekannt. In Dresden, Hamm oder Münster installiert es für Kunden Serverschränke, die Privathaushalte mit Wärme versorgen. In der Dresdner Wallotstraße etwa beheizt sie damit ein Haus mit 56 Wohnungen. 20 Serverschränke von „Cloud & Heat“ stehen dort im Keller. Deren Rechen- und Datenspeicherleistung verkauft die Firma an Unternehmen. Die Wärme bleibt im Wohnhaus.

Obwohl die Idee gut war, konzentriert sich „Cloud & Heat“ heute nur noch auf Firmenkunden. Die haben oft viele Computerarbeitsplätze und benötigen Serverkapazität beziehungsweise Platz auf einer sogenannten Cloud, einem virtuellen Raum für Rechenleistung. „Wir haben erkannt, dass unsere Server ausgelastet sein müssen, damit sie genug Leistung bringen“, so die Sprecherin weiter. Die Serverschränke, die „Cloud & Heat“ heute baut, sind daran angepasst. Aus deren Bauteilen ragen Kupferrohre hervor. Dort hindurch fließt Wasser. Durch die Wärme des Servers wird es erhitzt. Zwischen 50 und 60 Grad Celsius ist das Wasser warm, bevor es in einen Pufferspeicher gelangt. Von dort aus wird die Wärme entweder für die Warmwasseraufbereitung oder das Heizen genutzt. Ab 60 000 Euro müssen Kunden investieren, um auf dieses System umzustellen. Ein guter Teil der Wärmeenergie kann dann daraus gewonnen werden. Das spart Geld und ist umweltfreundlich.

Doch die Ideen der Dresdner gehen weiter. Ein Unternehmen aus Norwegen trat mit einem Wunsch an sie heran. Es orderte ein mobiles Rechenzentrum. Gerade baut die Dresdner Firma deshalb an einem Container, der gleich mit mehreren Serverschränken bestückt ist. Der kann in Zukunft auf zwei Wegen genutzt werden. „Entweder er steht dort, wo die Rechen- und Speicherleistung gebraucht wird“, erklärt Franziska Büttner. „Oder dort, wo die Wärme benötigt wird.“

Im April wird der Container ausgeliefert. Das alles könnte noch mehr Kunden für die Firma bedeuten. „Neben dem skandinavischen Markt wäre natürlich der amerikanische oder japanische auch interessant für uns“, sagt Franziska Büttner. In einer Welt, die in vielen Bereichen nur noch mit Computern funktioniert, wohl kein unerfüllbarer Traum.