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Wenn der Hof zum Flohmarkt wird

Einmal im Jahr ist bei Familie Schöne in Merzdorf entspanntes Trödeln in Garagen und Schuppen.

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Bunt gemischte Trödelware: Sven Schöne, der Veranstalter vom privaten Markt, zeigt einen schönen alten Porzellanteller.
Bunt gemischte Trödelware: Sven Schöne, der Veranstalter vom privaten Markt, zeigt einen schönen alten Porzellanteller. © Klaus-Dieter Brühl

Von Klaus-Dieter Brühl

Riesa. Eigentlich beginnt es erst 14 Uhr, doch die Strichliste am Eingang verrät schon eine halbe Stunde vorher: Die ersten Besucher sind längst da. Da sind die Schönes und ihre zahlreichen Helfer noch dabei, die letzten Aufbauarbeiten im Hof zu erledigen. Das Trödel-Team hat in diesem Jahr extra grüne T-Shirts bekommen und ist deshalb leicht zu erkennen.

„Privater Hof-Trödelmarkt“ steht darauf. Es ist Regen angesagt – und zur Vorsicht wird deshalb der halbe Hof mit Pavillons überdacht. Die Trödelsachen dagegen sind im Trockenen platziert – in mehreren Garagen und Schuppen. Und sind fein säuberlich geordnet: hier die Bücher, da die Glas- und Keramiksachen, dort die Spielzeuge und technischen Geräte. Aber natürlich gibt es auch sehr gemischte Wühlkisten, denn: „Wir haben gar nicht die Zeit, all den Trödel zu sichten und zu ordnen“, verrät Sven Schöne, „da kann man sicher hier und da auch ein unverhofftes Schnäppchen machen“.

Bereits seit 2014 veranstaltet Familie Schöne mit acht Familienmitgliedern und Freunden und Helfern jeweils am ersten Sonnabend im Januar diesen privaten Hof-Trödelmarkt auf ihrem langgezogenen Grundstück nahe dem Riesaer Ortsausgang. Eigentlich sollte es mal ein kleiner Weihnachtsmarkt werden, aber da es gerade vor Weihnachten überall hektisch zugeht und Weihnachtsmärkte genügend vorhanden sind, kam man auf die Idee mit dem Trödelmarkt im Januar. Eine gute Idee, sind doch gerade am Jahresanfang Veranstaltungen rar und die Besucher deshalb zahlreicher. Der Erlös der Trödelei - meist so um die 2000 Euro - wird stets für einen guten Zweck gespendet. In den vergangenen Jahren kamen zum Beispiel die Freizeitinsel, die Lebenshilfe und der Riesaer Tierpark in den Genuss der Spendenerlöse. In diesem Jahr nun ist es das AWO-Kinderheim in Strehla. Dessen Leiterin Jenny Zimmermann ist mit zwei Mitarbeitern und drei Jugendlichen selbst vor Ort und freut sich sehr. „Wir haben schon genaue Pläne, was wir mit dem Geld machen wollen“, verrät sie. „Neben unserem Spielplatz gibt es ein Gartengrundstück, das noch brach liegt, und das wir in diesem Jahr neu gestalten wollen.“ Hochbeete sollen dort entstehen, auch eine Grillecke.

Fast wie ein Stadtteilfest

Inzwischen hat sich der Hof gefüllt, wuseln überall die Besucher zwischen Kisten und Ständen herum und werden die ersten Bratwürste verzehrt. Andrea Prins aus Riesa zeigt stolz ihren prall gefüllten Einkaufsbeutel. „Ich habe eine Weihnachtsspieluhr gefunden, eine kleine Vase, zwei Bechergläser, ein Dosenset für Kaffee, Tee und Zucker, eine DVD und bin sehr zufrieden. Und wenn ich jetzt noch meine Bratwurst bekomme, bin ich glücklich. Die schmeckt nämlich nirgendwo so gut wie hier“, verrät sie. Zwei Frauen inspizieren gerade den Inhalt des frisch erworbenen Nähkästchens. Und auch die technischen Geräte – Plattenspieler, Schreibmaschinen, Diaprojektoren – finden ihre Abnehmer.

Im Lauf der Jahre ist das Hoftrödeln in Merzdorf schon zum Selbstläufer geworden und eine feste Größe im Veranstaltungskalender. „Es ist fast wie ein kleines Stadtteilfest, denn so etwas haben wir ja in Merzdorf nicht – im Gegensatz zum Beispiel zu Gröba oder Weida“, sagt Sven Schöne. Und dazu trägt auch das Rahmenprogramm bei. Diesmal wird die Band „Roosterfield“ aus Hahnefeld spielen, und Zauberer Thomas Born verblüfft die Besucher mit seinen Tricks. Sven Schönes Arbeitgeber – das Elektrozentrum Großenhain – ist mit einem eigenen Stand vertreten. Dort kann man einen Rundgang durch eine Wohnung mit einer Virtual-Reality-Brille machen.

Die Spendengelder kommen übrigens nicht nur durch die Trödelei zusammen, sondern auch vom Verkauf von Glühwein und Bratwurst, Kaffee und Kuchen. Die Bäckerei Klingner spendet mehrere hundert Brötchen dazu, und auch private Sponsoren runden die Summe auf. Manche Besucher spenden auch Geld, ohne etwas mitzunehmen. So ist schon absehbar, dass auch in diesem Jahr die 2000-Euro-Marke übersprungen wird, und die Besucherzahl wohl wieder um die 500 liegen wird. „Natürlich gibt es den Trödelmarkt auch im nächsten Jahr“, verrät Sven Schöne.